f verwechselnahnlichSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. Juli 2017, Teil 4

Roman Herzig

Köln (Weltexpresso) – Die Franzosen können das. In ihren Filmen schwergewichtige Themen auf leichte Art zu servieren, daß man lachen muß und anschließend das Lachen immer wieder im Hals stecken bleibt. Lucien Jean-Baptiste hat mit diesem Film wieder nach TRIFF DIE ELISABETHS! einen Treffer gelandet.

Ursache des Spektakels ist, daß das glückliche Paar Paul (Lucien Jean-Baptiste) und Sali (Aïssa Maïga) – sie stammt aus dem Senegal, er avon den Antillen – seit Jahren auf ein Kind wartet. Das gehört einfach dazu und der Zeitpunkt wäre so günstig: Der Blumenladen läuft gut, ein kleines Haus ist gekauft, wo ein Kinderzimmer auf das Kind wartet, was sich aus biologischen Gründen nicht einstellt. Darum haben sie die bürokratischen Schwierigkeiten eines Adoptionsverfahrens in Angriff genommen, müssen lange lange warten, und auf einmal ist es soweit: das Baby ist da, sie sind Eltern.

Das könnte man hunderte Male sehen und ist doch ein Knalleffekt, wenn dann den beiden Schwarzen ihr Baby in den Arm gelegt wird: ein weißes Baby. Daran ist einfach so gut, daß die westliche Welt längst den umgekehrten Fall kennt und akzeptiert: oft werden von Europäern Kinder anderer Nationen adoptiert, auch Schwarze. Aber anders herum kenne ich keinen einzigen Fall.

Und der Regisseur und Hauptdarsteller, der auch am Drehbuch beteiligt war, spielt diese Situation genüßlich aus. Für die Eltern ist nach der ersten Überraschung ihr Kind nichts als ihr Kind. Aber für alle anderen nicht. Wir wollen hier gar nicht durchspielen, was es alles an Verwirrungen, Peinlichkeiten, ja Gemeinheiten gibt. Denn für uns ist interessanter, welche Reaktionen und Handlungsweisen der Regisseur den Großeltern aus dem Senegal zugesteht. Die sind absolut dagegen. Ein weißes Kind ist eine Schande. Vor allem der absolutistische Vater sieht das als Demütigung an, der Großvater eines weißen Kindes zu sein. War zuerst der französische Schwiegersohn, da schwarz, durchaus willkommen, so verwünschen die Großeltern nun die Situation, ach wäre Sali nur im Land geblieben, auf jeden Fall: hätte sie doch nur einen Senegalesen geheiratet, dann wäre die Welt in Ordnung.

Stärker als für den neuen Vater, bringen die Reaktionen der Leute Sali zur Raserei. Diese vielen kleinen Spitzen. So wird sie unentwegt auf dem Spielplatz, wenn das Baby Luft schnappen soll, von den anwesenden Müttern für die schwarze Nanny des weißen Herzchens gehalten – und von den anwesenden schwarzen Nannys auch!

Die vielen Situationen, die einem zum herzhaften Lachen bringen, kann man gar nicht aufzählen. Und anders, als es oft in als Komödien mit Hintergrund angekündigten Filmen stattfindet, ist hier der Hintergrund in jeder Einstellung als gesellschaftliche Wahrheit kenntlich. Da bleibt es bei der Situationskomik , die Lachen erzwingt, nicht beim Lachen, sondern da kommen so viele kleine Wahrheiten von Rassismus, Sexismus, Patriarchat, Kapitalismus in den geschilderten Lebenslagen zum Vorschein, daß man dem Alleskünstler bescheinigen muß, daß er La Comédie humaine, die Honoré de Balzac in Worte faßte, in entsprechende Bilder übersetzt.

Allein, wie die Farben wirken, ist unvergleichlich. Bei den Blumen, na schön, aber wie die Kleider leuchten, je nachdem, von welcher Hauptfarbe sie getragen werden. Sinnlich und schön. Ein Film, dessen Anschauen einem Vergnügen macht: im Kopf, im Herzen, im Gemüt.

Foto: © Verleih

Info: 
Besetzung:
SALIMATA ALOKA - Aïssa Maïga
PAUL ALOKA - Lucien Jean-Baptiste
MADAME MALLET - Zabou Breitman
MANU - Vincent Elbaz
PRUNE - Delphine Théodore
MAMITA - Marie-Philomène Nga
OUSMANE - Bass Dhem
BENJAMIN - Marius Benchenafi
CAST