Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. Oktober 2011
von Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Also, soviel Rummel um einen Film gab es selten. Aber auch selten, daß man einen Film trotz des Rummels unbedingt anschauen sollte. Wie komisch dazu, daß Regisseur Lars von Trier seinen Film zu schön findet und seine Aufnahmen der höheren Gesellschaft ihm eher wie Werbeeinlagen dünken. So gerade in einem Interview. Ihm sei der Film zu schön, meint er. Er habe sich schon bei dem Inszenieren zu wohl gefühlt, wo er sich – und uns – doch sonst quält. Gequält hat er auch die Presse in Cannes, als er im Pressegespräch vor sich hin rülpste, daß Hitler doch gar nicht so schlimm und…, was jeder, der seine Filme kennt, als Hohn verstehen mußte und Verspottung der Filmwelt, was aber tatsächlich zu seinem Ausschluß vom Festival führte. Heute ist er ganz stolz darauf, der einzige Nichterwünschte in Cannes zu bleiben.
MELANCHOLIA
Also, lassen wir den in der Öffentlichkeit weit unsichereren Kerl - der nun hinterherschiebt, er habe nur sagen wollen, daß potentiell ein kleiner Hitler in jedem von uns stecke, was ja nicht falsch ist, auch wenn wir nicht ans Vergasen denken, sind Heimtücke, Vernichtungswille und Menschenverachtung in jedem Menschen angelegt – also lassen wir den unsicheren Kerl und wenden uns dem begnadeten Regisseur zu. Ja, das ist er. Auch wir meinen, daß er mit MELANCHOLIA seinen schönsten Film gedreht hat, schmerzlich schön. Es geht um alles: Um eine Braut Justine (hervorragend Kirsten Dunst, die Rolle hatte er für Penelope Cruz geschrieben), deren Schwester Claire (Charlotte Gainsborough, Hauptfigur im vorherigen Film ANTICHRIST)) und Schwager (Kiefer Sutherland, ebenfalls hervorragend) und doch hauptsächlich um den Weltuntergang.
Wie das zusammengeht, ist auf eine Art romantisch, aber gleichzeitig ganz realistisch und unaufgeregt, also überhaupt nicht sentimental, was durch visuelle Effekte, die den Himmel miteinschließen, verstärkt wird. Denn es geht um den Kometen, der sich der Erde nähert und ein irres Licht auf die Erde wirft, wo wir im Herrenhaus gerade den Feierlichkeiten beiwohnen, bei der die Braut verspätet bei ihrer eigenen Hochzeit eintrifft. Das ist später, denn am Anfang werden wir mit einem Spektakel begrüßt, daß nichts von den Schaueffekten von Weltuntergängen zu tun hat, sondern auf surreale Weise uns einfache Bilder zeigt, die verstören, was sie auch sollen.
Das Normale im Irrealen ist Grundsatz des Films, der im Schwesternkonflikt zwar Ursachen hat, aber gleichzeitig zeigt, daß familiäre Bande in der Not dann doch wieder wirken. Was hier der Weltuntergang symbolisiert, ist nichts anderes als die Außenwelt, die eine Innenwelt, will sagen: die innere Struktur von Beziehungen und Familien erodiert. Wenn man nun sagen kann, dies ist auch ein philosophischer Film, wäre das nicht falsch, weckt aber die falschen Assoziationen. In erster Linie ist dies wirklich ein Film, also ein Werk auf Leinwand, von dem wir so lange wir zuschauen, Mitwirkender sind. Wir sind gefesselt, weil dies Kino pur ist. Was kann man Besseres über einen Film sagen.
TUESDAY, AFTER CHRISTMAS
Wir sind allesamt so unaufhörlich durch Hollywood besetzt, daß man höllisch aufpassen muß, daß dieser Kulturimperialismus uns wenigstens ab und zu auffällt. Dies ist der Fall, wenn man sich diesem rumänischen Film zuwendet, der wie ein Kamerspiel Leuten beim Familie-kaputt-Machen zusieht. Das ist großes Kino. Irre ist nur, daß der Titel auf Englisch daherkommt, was wieder einmal beweist, daß selbst dann, wenn nicht Hollywood dahintersteckt, man so tut als ob. Schade und unverständlich, warum kein deutscher Titel gefunden wurde. Der Film würde es lohnen.
WUNDERKINDER
Ein Film von Marcus Rosenmüller über drei musisch hochbegabte Kinder – zwei russische und ein deutsches – und ihre Freundschaft in der Ukraine der 40er Jahre.
JOHNNY ENGLISH – JETZT ERST RECHT
Thema ist eigentlich egal, jeder Stoff ist geeignet, um wie Rowan Atkinson (eher bekannt als Mr. Bean) als 007-Parodie Lacher zu produzieren.
FRIGHT NIGHT
Horror und Komödie, das geht nun fast immer zusammen. Denn für Horror braucht man Phantasie, mit der Charly gesegnet ist und in seinem Nachbarn Jerry den Vampir sieht, der eine Mordserie hinlegte. Denken Sie ruhig an „Die rabenschwarze Nacht“.
KEIN MITTEL GEGEN LIEBE
Schöner Sterben hätte der Film auch heißen können. Da ist eine Frau, die Sex liebt, aber nicht immer denselben Mann an ihrer Seite, deshalb in Amerika mit Krebs bestraft wird, sich dann in ihren behandelnden Arzt verliebt, was er umgekehrt auch tut, so daß sie ihr frühes Lebensende noch genießen kann.
GIGOLA
Laure Charpentier verfilmt ihren Roman, in dem Georgia im Pariser Liebestaumel für Frauen der höheren Gesellschaftsschicht sexuell zur Verfügung steht.
JEDER TAG IST EIN FEST
Das wissen wir nur vom Hörensagen, daß dieser Film drei libanesische Frauen im dramatischen Geschehen zeigt.