Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. September 2017, Teil 3
Filmheft
Paris (Weltexpresso) – Sie gehören zu den begehrtesten Schauspielerinnen der Welt. Ihre Karriere ist von einer unheimlichen Vielschichtigkeit geprägt, Sie lassen sich bei der Wahl Ihrer Rollen nicht einengen und überraschen uns dabei immer wieder. Was muss ein Projekt haben, um Sie zu überzeugen?
Ich würde fast sagen, dass es das Zusammentreffen von Noémie Saglio, Camille Cottin und mir war, das mich letztlich überzeugt hat. Denn ich war selbst davon überrascht, mich in einem derart französischen Film, der so provokativ daherkommt, wiederzufinden! Und ich muss zugeben, dass es mich gereizt hat, einen Teenager zu spielen, denn diese Zeit hat mir selbst gefehlt, ich bin im Geiste sehr schnell erwachsen geworden, mit einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein, und ich war besessen vom Theater – ich hatte keine Zeit zu verlieren.
Wie war die erste Begegnung mit Noémie?
Noémie Saglio und ich haben uns zunächst via Skype unterhalten, ich hatte ihre Filme noch nicht gesehen, aber sie hat mich mit ihrer ungezwungenen, offenen Art sofort verzaubert. Außerdem hatte ich große Lust, mit Camille Cottin zu arbeiten und Lambert Wilson wiederzusehen, mit dem ich das letzte Mal vor dreißig Jahren gedreht habe! Nach unserem Gespräch habe ich mir "Harry Me! The Royal Bitch of Buckingham" angesehen, den ich gut fand, ein bisschen am Rande des Wahnsinns. Camille ist hervorragend in dieser Rolle und die Dialoge überraschen. Jetzt, wo ich Noémie und Camille ein bisschen besser kenne, finde ich, dass sehr viel von den beiden in diesem Film steckt, beide sind voller Fantasie und nichts kann sie aufhalten!
Was hat Sie an der Figur der Mutter überzeugt, die Noémie Ihnen vorgeschlagen hat?
Noémie hat mir eigentlich gleich gesagt, wie sie sich die Rolle der Mado vorstellt. Sie kannte bereits den Ton jedes Satzes und den Ausdruck jeder Geste. Anfangs war ich überrascht, denn bisher haben mir die Regisseure, mit denen ich bis dato zusammengearbeitet hatte, immer sehr viel selbst überlassen, aber Noémie hatte von Anfang an sehr genaue Vorstellungen, also habe ich sie machen lassen und bin ihrer Idee gefolgt. Ich glaube, dass Noémie bei Mado ihre eigene Mutter vor Augen hatte! (lacht)
Ihre Leidenschaft fürs Tanzen kennen wir seit Ihrer Aufführung mit Akram Khan. Wenn Ihnen nun ein Film wie "Polina" oder jetzt WIE DIE MUTTER, SO DIE TOCHTER die Möglichkeit bietet, zu tanzen, steigert das dann Ihre Lust auf eine Rolle?
Ich glaube, eine meiner absoluten Lieblingsszenen im Film ist die, in der ich mit meinem roten Tuch bei Lambert auftauche. Der Tanz vermag es, das auszudrücken, was mit Worten nicht mehr gesagt werden kann.
Wenn man sich Ihre Filmografie ansieht, fällt auf, dass Sie mit mehr Regisseuren als Regisseurinnen gearbeitet haben – was sicher daran liegen mag, dass es in diesem Beruf weit mehr Männer als Frauen gibt. Ist es anders, von einer Frau "geführt" zu werden?
Nein, jeder Regisseur arbeitet auf seine Weise, unabhängig vom Geschlecht. Das Zuhören, die eigene Art des Beobachtens, des Kommenlassens und Einschreitens, ist bei jedem unterschiedlich. Es ist das Vertrauen in ihre eigene Arbeit und in ihre Schauspieler, auf das es letztlich ankommt. Ich würde sagen, es ist die geistige Verfassung eines Regisseurs, die ausschlaggebend ist für die Magie eines Filmes. Ich arbeite genauso gerne mit Männern, wie mit Frauen zusammen. Für mich sind die künstlerische Intelligenz und Sensibilität eines Regisseurs am wichtigsten.
Foto: © Verleih