
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es gibt eben auch ein verrücktes Amerika, das einem sympathisch ist und wenige können das so spaßig in regelrechter Hinterfotzigkeit bringen wie Steven Soderbergh, der allerdings auch auf eine Riege blendender Schauspieler zurückgreifen kann, denen die Spielfreude aus allen Poren platzt.

Doch die Geschichte ist auch stark und dennoch ahnt man beim Zuschauen, daß es letzten Ende gar nicht um die Geschichte geht, sondern um die Art, die Welt zu sehen und sie von hinten aufzurollen, damit die gewaltigen Sesselfurzer an ihrem eigenen Gestank, wenn schon nicht ersticken, dann doch schlechte Luft einatmen. Es gibt also ganz klar in diesem Film die Guten und die Schlechten und das sind jeweils nicht die, die in der bürgerlichen Welt solche Bezeichnungen verdienen, sondern die, die einer überirdischen Gerechtigkeit unterliegen.
So viel Worte muß man gar nicht machen von dem Umstand, daß Soderbergh durch ein paar Tricks den Zuschauer im Nu zum Komplizen seiner Gang macht, denn um ein kleines Verbrechersyndikat handelt es sich, dessen Gründung und Heldentat wir mitverfolgen und fast genauso gespannt sind, wie die Protagonisten im Film, gespannt, ob es gut ausgeht und der Geldsegen auf die filmischen Kreativen herabregnet – auf uns natürlich nicht, aber wir sind im Kinosessel großmütig und gönnen den Logans und ihren Gesellen alles Glück und auch alles Geld der Erde.

Jimmy hat anläßlich von Bauarbeiten mitbekommen, wo man – es muß nur rasch gehen – elegant und erfolgreich einen Banküberfall im großen Stil inszenieren kann. Allerdings braucht‘s dabei einen genialen Safeknacker. Doch Joe Bang (Daniel Craig) steckt im Gefängnis. Um ihm kurzfristig Ausgang zu verschaffen, läßt Jimmy endlich mal die Sau raus bei einer Schlägerei in der Kneipe seines Bruders und muß nun – wie erhofft – sitzen und kann jetzt den genialen Plan der stundenlangen Abwesenheit der beiden aus dem Gefängnis, ohne daß es bemerkt wird, in die Tat umsetzten. Wir haben zwar dem Anschein nach immer ziemliche Trottel vor uns, aber der Raubplan ist sensationell – und wichtiger – wird trotz einiger Probleme, die machen dann halt zusätzlich Spaß, auch erfolgreich durchgehalten.
Daß man im Stadion dann noch den ländlichen Irrsinns Amerikas mitbekommt, hier das von Coca Cola ausgetragene NASCAR-Rennen, wo so viel Geld reinkommt, um das es dann geht, macht den Film noch bunter und auch zeitgemäßer. Wenn man dann lesen kann, Soderbergh habe das Amerika abgebildet, was Trump gewählt habe, bleibt einem zwar das Lachen im Hals stecken. Aber dann kommt die Vernunft. So schlaue Kerle, wie diese Brüder mit der schönen Schwester, die lassen sich doch von einem Bauernfänger nicht kirre machen.
Soderbergh wollte sich eigentlich vom Film zurückziehen. Stattdessen feiert er mit LOGAN LUCKY sich als Alleskönner und übernahm neben Regie auch Kamera und Schnitt, zudem den Vertrieb. Alle die mitmachen, sollen am Erlös beteiligt werden.
Fotos: Einmal im Titelbild die Loganbrüder, dann der dolle Bang und dann die drei Bangbrüder © Verleih
Info:
Darsteller:
Clyde Logan (Adam Driver), Joe Bang (Daniel Craig) und Jimmy Logan (Channing Tatum)