fm zaertlichkeitenDie Filmemacherin Maria Lang. Eine Werkschau am Samstag, 16., und Sonntag, 17. September

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Alter von 69 Jahren setzte Maria Lang im September 2014 ihrem Leben ein Ende. Sie hinterlässt ein schmales OEuvre ungewöhnlicher Filme und Schriften. Im Mittelpunkt der Werkschau stehen ihre Filme. Hinzu kommen für die Filmemacherin bedeutsame Filme anderer Regisseur/innen, ergänzt durch Beiträge von Gästen, die sie auf ihrem Weg begleiteten.

So entsteht eine Vorstellung von Film als Fantasieraum, den Maria Lang zu verwirklichen suchte. "Das Wichtigste in meinem Film ist mir das Geheimnis, also all das, was er nicht erzählt, das verlorengegangene Mosaik, dessen Zwischenräume Räume sind für unsere Fantasie." (Maria Lang).

Samstag, 16. September, 16 Uhr
FAMILIENGRUFT - EIN LIEBESGEDICHT AN MEINE MUTTER
BRD 1981. R: Maria Lang. 10 Min. 16mm

ZÄRTLICHKEITEN
BRD 1985. R: Maria Lang. 29 Min. 16mm

MARIA
Deutschland 2012. R: Ute Aurand. 3 Min. 16mm. Ohne Ton

Die beiden wichtigsten Filme von Maria Lang bilden die Eröffnung der Werkschau. FAMILIENGRUFT - EIN LIEBESGEDICHT AN MEINE MUTTER, ein Film über "die Sprachlosigkeit, die Mauern, die Liebe, die Verachtung", und ZÄRTLICHKEITEN, über den Maria Lang sagte: "Ich habe einen Film über lesbische Lebensgefühle gemacht, ohne Entschuldigung, ohne Erklärung, ohne Moral, ohne 'Lesbischsein ist besser'". An diese "zwei Filme von mir über mich", wie Maria Lang sie selbst beschrieb, schließt sich mit MARIA eine kurze filmische Beobachtung Langs von Ute Aurand an.
Zu Gast: Ute Aurand

Samstag, 16. September, 18 Uhr
DER SCHMETTERLING IM WINTER
Deutschland 2006. R: Ute Aurand, Maria Lang. 29 Min. 16mm

MARIA UND DIE WELT
Deutschland 1995. R: Ute Aurand. 15 Min. 16mm

Maria Langs letzter Film, DER SCHMETTERLING IM WINTER, entstand in Zusammenarbeit mit Ute Aurand. Lang sah in Ute Aurands Art zu filmen die einzige Möglichkeit, einen Film über die tägliche Pflege ihrer Mutter zu machen. Entstanden ist ein ergreifendes, persönliches Dokument mit Momenten voll impressionistischer Schönheit. MARIA UND DIE WELT, ein Film, bestehend aus visuellen Fragmenten und einer Toncollage, "über, für und mit meiner Freundin Maria Lang" (Ute Aurand) - ein Porträt der Freundschaft zwischen den beiden Filmemacherinnen.
Zu Gast: Ute Aurand

Samstag, 16. September, 20:30 Uhr
TOUTE UNE NUIT Eine ganze Nacht
Frankreich/Belgien 1982. R: Chantal Akerman
D: Aurore Clément, Tchéky Karyo. 90 Min. 35mm. OmU

TOUTE UNE NUIT war das Vorbild für Maria Langs Abschlussfilm und Ausgangspunkt für ihr ganz eigenes Verständnis davon, was Film sein kann. "Es war nach all den großartigen Filmen, die ich während des Studiums gesehen hatte, als wäre ich zuhause angekommen. (...) EINE GANZE NACHT und ZÄRTLICHKEITEN machten den Anfang in meinem Bewusstsein über das, was Film sein kann, wenn er frei ist vom Kausalzwang einer Story, (...) Spiegelungen, Projektionen und Machtkalkül. Während meiner Bewegung hin zu dieser Art Freiheit entdeckte ich die Tatsache, dass Bilder glücklich sein können! Und mit diesen Bildern ich." (Maria Lang)
Vorgestellt von: Julia Pirzer

Sonntag, 17. September, 13 Uhr
VIDEONACHRICHTEN Nr. 3: "Ich sitze in der Küche und erzähle"
Deutschland 1990. R: Maria Lang. 30 Min (Ausschnitt). Blu-ray

DIE FAHRT NACH KAIRO
Deutschland 1990. R: Renate Sami. 20 Min. DCP

In VIDEO NACHRICHTEN Nr. 3 sitzt Maria Lang spätnachts in ihrer Küche und spricht eine Stunde lang über das von Christine Noll Brinckmann kuratierte Programm "Zur Sexualität der Farbe im Experimentalfilm", das sie am gleichen Abend gesehen hatte. Es war ein Projekt von Freundinnen, die eigene "Videonachrichten" machten und sich gegenseitig schickten. DIE FAHRT NACH KAIRO bewegte Lang dazu, über den magischen Moment des Films zu schreiben, der vergangene Augenblicke mit aktuellen durch bildliches Erzählen und Berichten verbindet. "Für diesen Film gab und gibt es keinen anderen Grund als den des Fahrens - und den des Sehens." (Maria Lang)
Zu Gast: Renate Sami
Nach dem Film: Gespräch zwischen Renate Sami und Anke Zechne

Sonntag, 17. September, 18 Uhr
AUF GEHT'S ABER WOHIN
Deutschland 1989. R: Angelika Levi (Angelika Becker). 20 Min. 16mm

RENATE
BRD 1968. R: Recha Jungmann. 15 Min. 16mm

SONNABEND 17 UHR
Deutschland 1968. R: Ula Stöckl. 17 Min. 16mm

SAUTE MA VILLE
Frankreich 1968. R: Chantal Akerman. 10 Min. 16mm

Vier Kurzfilme, die Maria Lang aus ganz unterschiedlichen Gründen sehr schätzte. Gemeinsam ist ihnen, dass jede Filmemacherin für eine eigenwillige Intention eine eigenwillige Form gefunden hat. Ula Stöckl und Recha Jungmann luden Lang und Aurand 1989 in ihren an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin gegründeten Filmclub ein, um der Frage nachzugehen, wer die ersten Filmemacherinnen des sogenannten Neuen Deutschen Films waren. Akermans ersten Film, SAUTE MA VILLE, entdeckten sie im Archiv des Arsenal, und Angelika Levis AUF GEHT ´S. ABER WOHIN stellten Lang und Aurand am monatlichen Filmarbeiterinnen-Abend vor.
Vorgestellt von: Spectrale und alle anderen.
Zu Gast: Recha Jungmann

Foto: aus dem Film ZÄRTLICHKEITEN © DIF

Info: 
www.deutsches-filminstitut.de | www.deutsches-filmmuseum.de
www.filmportal.de | www.europeanfilmgateway.eu

Ausstellungen


In drei Stunden zum eigenen Film:
Abgedreht! Die Filmfabrik von Michel Gondry
14. September 2017 bis 28. Januar 2018
abgedreht.deutsches-filmmuseum.de

Foyer-Ausstellung:
Freddy Langer: Schlafbrillen
7. Juni bis 30. Juli 2017
Verlängert bis 24. September 2017

Filmfestival:
40. LUCAS - Internationales Festival für junge Filmfans
1. bis 7. Oktober 2017