f Tom FinlandSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Oktober 2017, Teil 4

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Touko Laaksonen (Pekka Strang) ist schwul. Das war für ihn eigentlich kein Problem als er in der finnischen Armee im 2. Weltkrieg als Leutnant diente, denn sein Major (Taisto Oksanen) zeigte ihm die Stellen, an denen sich andere schwule Soldaten trafen.

Nach dem Krieg ist es in Finnland in den 40er und 50er-Jahren aber schwierig, denn wenn man als Homosexueller erkannt wird, landet man im Gefängnis. Er erlebt immer wieder Verfolgungen in den Parks in Helsinki, bei denen die Männer von der Polizei brutal niedergeknüppelt werden.

Der gelernte Werbegrafiker wohnt zusammen mit seiner Schwester Kaija (Jessica Grabowsky), die ihm einen Job in ihrer Agentur vermittelt. Da seine Arbeiten gut ankommen, steigt er recht bald in der Firma auf. Nebenbei zeichnet er aber heimlich homoerotische Bilder, die er auch zu Kontaktaufnahmen mit anderen homosexuellen Männern benutzt und dies nicht nur in Finnland sondern unter anderem auch in Berlin. Dort wird er allerdings von der Polizei festgenommen und das finnische Konsulat weigert sich, ihm zu helfen und nur durch die Intervention eines alten Kriegskameraden kommt er frei.

Eines Tages vermietet Kaija ein weiteres Zimmer an einen jungen Mann namens Veli (Lauri Tilkanen), der als Tänzer bei einem örtlichen Theater arbeitet. Während Kaija Interesse an dem jungen Mann zeigt, erkennt Touko ihn von seinen Besuchen im Park wieder. Touko und Veli kommen sich näher und ziehen letztendlich auch zusammen.

Touko signiert seine homoerotischen Zeichnungen jetzt nicht mehr mit seinem Kürzel sondern mit Tom. Er schickt einige Kopien an ein amerikanisches Bodybuilder-Magazin in Los Angeles namens Physique Pictorial. Dort schlagen seine unter dem Künstlernamen Tom of Finland publizierten Illustrationen von muskulösen Männern als Soldat, Seemann, Polizist oder in Leder wie eine Bombe ein und er wird zu einer Ikone der schwulen Szene in den USA.

Dadurch lernt er auch Doug (Seumas F. Sargent) und Jack (Jakob Oftebro) kennen, ein schwules Paar das ihn in die Szene in Los Angeles einführt und ihm auch hilft, weitere Zeichnungen zu veröffentlichen.

Doch dann werden Toukos Freund Veli und auch Dougs Partner Jack krank und sterben an einer neuen Krankheit, für die schule Männer verantwortlich gemacht werden. Doch gleichzeitig will die schwule Bewegung Tom of Finlands Zeichnungen publizieren, da sie der Gemeinschaft zu einem neuen Selbstbewusstsein verholfen haben...

Touko Valio Laaksonen (1920 - 1991) war ein finnischer studierter Werbegrafiker, der unter dem Pseudonym Tom of Finland bekannt wurde. Seine Arbeiten wurden zuerst ab 1957 in den USA veröffentlicht; sie hatten vor allem in der Bodybuilder-Szene Erfolg. Seine homoerotischen Illustrationen fanden danach auch weltweit großen Zuspruch.

Dabei ist es typisch für seine Bilder, dass die Portraits hypermaskuline und muskulöse Männer mit häufig prominent gemalten männlichen Geschlechtsmerkmalen zeigen. Daneben zeigt sich auch ein Faible für Leder und Uniformen, denn die Männer mit eckigen Gesichtern tragen oft Lederwesten, weiße Feinripp-Unterhemden, hohe Lackstiefel oder Uniformen als Soldaten, Matrosen oder Polizisten.

Später publizierte Laaksonen auch in Büchern. Seit 1973 interessierten sich dann auch Galerien und Museen für seine Zeichnungen. Heute gilt er als einer der bekanntesten Maler Finnlands und als stilbildend für die Schwulenkultur der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.

"Tom of Finland" ist ein Film, der in Kooperation der Länder Finnland, Deutschland, Dänemark und Schweden entstanden ist. Regisseur ist der 1976 auf Cypern geborene Finne Dome Karukoski nach einem Drehbuch von Aleksi Bardy.

Genauso international wie die Produktion (u.a. wurde auch in Berlin gefilmt) ist auch das Schauspieler-Ensemble. Neben den finnischen Hauptdarstellern Pekka Strang als Touko, Lauri Tilkanen als Veli und Jessica Grabowsky als Kaija spielen z.B. der in Berlin lebende Amerikaner Seumas F. Sargent als Doug, der norwegische Jungstar Jakob Oftebro als Jack, der Schwede Niklas Hogner als Toukos "männliches" Alter Ego Kake, der Isländer Þorsteinn Bachmann als Verleger von Physique Pictorial oder Werner Daehn als Berliner Polizist mit.

"Tom of Finland" ist eine spannende Biografie, die auch das Leben hinter den bekannten Bildern zeigt. Leider hat der Regisseur den Film doch etwas stark auf ein Arthouse-Mainstream Publikum zugeschnitten und zeigt deshalb nur ganz zahme Sexszenen meist im Halbdunkel im Hintergrund und geht auch schnell über die Bilder hinweg, die riesige erigierte Penisse oder nicht als normal empfundene Sexszenen zeigen. Da hätte es dem Film nichts geschadet, die Partys etwas deftiger zu zeigen.

Denn Touko Laaksonen alias Tom of Finland wurde zu einer Symbolfigur einer ganzen Generation von Homosexuellen. Er hat damit als Künstler eine schwule Revolution eingeleitet und vielen jungen Männern erstmals gezeigt, dass es möglich ist, selbstbestimmt und offen schwul zu leben. Dies zeigt, dass auch Bilder die Welt verändern können. Der Film ist eine filmische Verbeugung vor dem großartigen finnischen Künstler und ist von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet worden.

Allerdings hat sich in vielen Teilen der Welt auch heute noch nichts geändert. Als im September 2014 die Finnische Post eine Sonderbriefmarkenserie mit Bildern zu Ehren von Touko Laaksonen herausgebracht hat, die u.a. einen nackten Mann zeigt, der sich gegen den Schritt eines muskulösen Polizisten lehnt, wurde die Marke zwar innerhalb kurzer Zeit die am meisten nachgefragte finnische Briefmarke, aber es gab auch Ärger z.B. aus Russland und es wurde von dort gedroht, dass Briefe mit dieser Marke nicht befördert würden. Dies zeigt, dass "Tom of Finland" gerade heute ein wichtiger und sehenswerter Film ist.

Foto: Touko Laaksonen (Pekka Strang) und einige seiner Zeichnungen © MFA+ FilmDistribution

Info:
Tom of Finland (Finnland 2017)
Originaltitel: Tom of Finland
Genre: Drama, Biopic
Filmlänge: 104 Min.
Regie: Dome Karukoski
Drehbuch: Aleksi Bardy
Darsteller: Pekka Strang, Lauri Tilkanen, Jessica Grabowsky, Seumas F. Sargent, Jakob Oftebro u.a.
Verleih: MFA+ FilmDistribution
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 05.10.2017