f Blade RunnerSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Oktober 2017, Teil 7

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Nachdem im Jahr 2023 die Züchtung von Replikanten nach schwerwiegenden Vorfällen verboten wurde, konnte der Industrielle Niander Wallace 2036 die Regierenden überzeugen, dass seine neuen verbesserten Replikanten-Modelle keine Gefahr für die Menschen darstellen.

Da sich immer noch ältere nicht mehr zugelassene Replikanten auf der Erde befinden, sind weiterhin die "Blade Runner" als Einheit des LAPD in Los Angeles im Einsatz. Deren Aufgabe ist es, die alten Modelle aufzuspüren und zu vernichten. Zu dieser Einheit gehört auch Officer K (Ryan Gosling), der in seiner Wohnung mit dem Hologramm Joi (Ana de Armas) zusammen lebt.

Als K den Replikanten Sapper (Dave Bautista) auf seiner abgelegenen Farm aufspürt, kommt er und seine Chefin Lt. Joshi (Robin Wright) einem spektakulären und bisher gut gehüteten Geheimnis auf die Spur, das die vorhandenen gesellschaftlichen Strukturen ins Chaos stürzen könnte.

Das führt nicht nur dazu, dass Niander Wallace seine beste Replikantin Luv (Sylvia Hoeks) losschickt, sondern dass K sich auf die Spur eines ehemaligen Blade Runners machen muss - Rick Deckard (Harrison Ford), der vor 30 Jahren aus Los Angeles verschwand...

An den Anfang des Films hat Regisseur Denis Villeneuve ein Statement gesetzt, dass man doch bitte keine Spoiler zum Film weitergeben soll, deshalb wird in dieser Besprechung weitestgehend darauf verzichtet.

"Blade Runner 2049" ist die Fortsetzung des Films "Blade Runner" (1982) von Regisseur Ridley Scott. Harrison Ford ist im früheren Film, der im dystopischen Los Angeles von 2019 angesiedelt ist, in der Hauptrolle als Replikantenjäger Rick Deckard zu sehen.

Der neue Film soll also genau 30 Jahre später als Ridley Scotts Meisterwerk spielen. Für das Verständnis ist es gut, wenn man sich als Zuschauer entweder den ersten Film (noch einmal) ansieht oder sich zumindest über die Inhalte informiert, da doch einiges vorausgesetzt wird.

Der erste Film beruht auf dem Roman "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?" (OT: Do Androids Dream of Electric Sheep?) von 1968 des US-amerikanischen Schriftstellers Philip K. Dick. Einige der Charaktere und auch der Rahmen der Story wurden in dem neuen Film wieder aufgenommen. So haben sich z.B. das Klima und die Umweltzerstörung immer noch nicht gebessert und es regnet wie im ersten Film die ganze Zeit in Los Angeles und der Himmel ist nicht zu sehen, dadurch wird insgesamt eine triste Stimmung erzeugt.

"Blade Runner 2049" ist mit über 160 Minuten recht lang. Obwohl es einige Szenen gibt, die gekürzt werden könnten, ist der Film nie langweilig. Es ist ein visuell atemberaubender, spannungsgeladener Actionfilm entstanden, der die Kriminalgeschichte des ersten Films fortsetzt und in eine große Story von Identität, Erinnerung, Schöpfung und Umwälzung verwandelt.

Im Zentrum des Films steht dabei Ryan Gosling als Officer K. Gosling spielt seine Rolle bewusst zurückhaltend und emotionslos. Erst als er Nachforschungen nach dem Verbleib von Rick Deckard beginnt, bekommt er Selbstzweifel und fragt sich, was einen Menschen ausmacht und ob man ihm wirklich Erinnerungen implantieren kann. Im Zusammenleben mit seinem Hologramm Joi werden dann auch Fragen über den Unterschied zwischen genetischem und binärem Code als Grundlage der Existenz aufgeworfen. Haben nur Menschen Gefühle und sind auch bereit für eine essentielle Sache sterben?

Von den anderen Schauspielern ragen vor allem Ana de Armas als Joi und Jared Leto, der sich als Bösewicht des Films schauspielerisch stark zurücknimmt, aus dem Ensemble heraus. Harrison Ford spielt den gealterten Rick Deckard wie erwartet gut, allerdings tritt seine Rolle erst recht spät im Film auf.

Auch wenn die Geschichte und nicht die wenigen Actionszenen im Vordergrund stehen, sind es vor allem aber die Kameraführung von Roger Deakins und die manchmal doch recht laute, aber absolut passende Musik von Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch, die den Film zu einem besonderen Erlebnis machen.

Insgesamt ist "Blade Runner 2049" ein Science-Fiction Film, der sich mit der Entwicklung seiner Story Zeit lässt und der zum Nachdenken anregt, denn die hauptsächlichen Fragen sind sicher: Was ist Menschlichkeit und was definiert einen Menschen?

Auch wenn es etwas schwierig ist, der Geschichte zu folgen, wenn man den Vorgängerfilm nicht gesehen hat, ist er nicht nur für Fans absolut sehenswert. Er macht durch seine außergewöhnliche Bildsprache auch Neulingen Spaß.

Foto: Ryan Gosling als K und Harrison Ford als Rick Deckard © Sony Pictures Releasing GmbH

Info:
Blade Runner 2049 (USA, Großbritannien, Kanada 2017)
Originaltitel: Blade Runner 2049
Genre: Science-Fiction, Actionfilm
Filmlänge: 163 Min.
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Hampton Fancher, Michael Green, basierend auf den Charakteren von Philip K. Dicks Roman "Do Androids Dream of Electric Sheep?" (1968)
Darsteller: Ryan Gosling, Harrison Ford, Ana de Armas, Robin Wright, Jared Leto, Dave Bautista, Sylvia Hoeks u.a.
Verleih: Sony Pictures Releasing GmbH
FSK: ab 12 Jahren beantragt
Kinostart: 05.10.2017