Filmheft
Berlin (Weltexpresso) - Sie haben ein sehr gutes Schauspielerensemble für den Film gewinnen können. Hatten Sie den einen oder anderen Darsteller bereits im Kopf, als Sie das Drehbuch zu SOMMERHÄUSER geschrieben haben?
Nein, ich habe beim Schreiben eher Leute im Kopf, die es real gegeben hat, Verwandte, Bekannte, Menschen, die ich im Zug oder im Café beobachtet habe... Es ist manchmal schwer, für die Figuren, die man schon im Kopf hatte, anschließend die richtige Besetzung zu finden.
Wie verlief das Casting dann?
Ganz klassisch. Ich hatte eine Casterin in Berlin, die mir Vorschläge gemacht hat. Es war sehr hilfreich, dass wir Konstellations-Castings machen konnten. Bei einem Familienfilm müssen einfach alle glaubhaft eine Familie vor der Kamera darstellen.
Haben Sie viel mit den Schauspielern improvisiert oder sind sie mit sehr klaren Vorstellungen in den Dreh einer Szene gegangen?
Wir haben eigentlich gar nicht improvisiert. Nicht, weil ich das nicht mag, ich finde diese Herangehensweise an einen Dreh sehr spannend. Aber ich schreibe einfach gerne Dialoge und mag es die Figuren darüber zu charakterisieren. Daher wurden fast alle Dialoge, die im Film gelandet sind, auch von mir geschrieben. Ich habe nichts dagegen, wenn ein Schauspieler Texte abändert oder Dialoge dazu erfindet, wenn es zur Geschichte und zu den Figuren passt. Oft sind die Schauspieler ja viel mehr in ihren Figuren drin.
SOMMERHÄUSER ist Ihr Debütfilm. Inwiefern knüpft dieser Film an die Projekte, die Sie während ihrer Ausbildung an der Hochschule für Fernsehen und Film realisiert haben, an?
Da gibt es tatsächlich keine direkte Anknüpfung. Das Drehbuch zu SOMMERHÄUSER gibt es schon sehr lang, ich habe es parallel zu meinem Abschlussfilm „Zucchiniblüten“ entwickelt. Da ging es um ein junges Mädchen und ihren Blick auf die Welt, sie war also ganz klar die Protagonistin des Films. Mit SOMMERHÄUSER wollte ich meinen Fokus auf viele unterschiedliche Menschen richten und einen Film realisieren, der sehr lebendig ist, in dem viel passiert und vieles in der Schwebe bleibt.
Welche filmischen Vorbilder haben Sie?
Meine Vorbilder kommen eigentlich mehr aus dem Leben und weniger aus dem Kino. Aber als eine Inspirationsquelle würde ich vielleicht das südamerikanische Kino bezeichnen. Ich liebe die Lebendigkeit und die anarchischen Elemente in diesen Filmen. Es geht oft um sehr tiefgründige Sachen und die werden auf eine Art erzählt, die sehr mit der mündlichen Erzähltradition verwoben ist.
SOMMERHÄUSER vermittelt in atmosphärischen Bildern ein Gefühl für das Leben in den 1970er Jahren. Wie haben Sie mit der Kamerafrau Julia Daschner zusammengearbeitet?
Mit Julia Daschner habe ich schon meinen Abschlussfilm zusammen gemacht, wir kennen uns seit Jahren und ich habe ein großes Vertrauen in sie. Beide haben wir uns mit den 70ern beschäftigt. Wichtig war es uns, ein Farbkonzept für den Film zu entwickeln. Die Grundfarbe ist vor allem Grün, da kommt man nicht darum herum, wenn der Film in einem Garten spielt. Wir haben herausgefunden, dass es in den 70ern oft ein sehr starkes Rot in den Filmen gab. Gegenüber diesem Rot-Ton sollen die anderen Farben in SOMMERHÄUSER blasser und pastelliger sein.
Wir wollten eine bunte Welt zeigen, die aber nicht zu grell wirken sollte. Julia und ich waren immer wieder vor dem Dreh bei dem Grundstück, auf dem wir gedreht haben. Dadurch haben wir das Motiv sehr gut kennengelernt, bevor oder während wir die Auflösung gemacht haben.
Der Film erläutert sehr schön die unterschiedliche Wahrnehmung der Außenwelt durch die Erwachsenen und die Kinder. Alle verbringen gemeinsam die Ferien, aber sie werden mit unterschiedlichen Erinnerungen nach Hause gehen. War das für Sie eine Herausforderung?
Ja, das war auf jeden Fall schwierig, weil wir uns ja nicht auf eine Sichtweise geeinigt hatten. Ich wollte gern beide Perspektiven haben, auch von der Auflösung her. Man ist mit den Kindern unterm Tisch und die kriegen nur die Hälfte von dem mit, was die Erwachsenen sprechen. Eigentlich interessiert es sie auch nicht wirklich, sondern sie verstecken sich. Aber dann ist man wieder bei den Erwachsenen, die sich gegenseitig belauschen und die in der Hütte ein Gespräch miteinander führen. Vor allem im Schnitt war es nicht ganz einfach, weil die von den Kindern erlebte Zeit eine ganz andere ist als die der Erwachsenen. Für die Kinder ist die Zeit im Garten eine Aneinanderreihung endloser Sommertage. Im Schnitt haben wir teilweise viele Kinderszenen aneinandergereiht und damit eine eigene Zeiteinheit für die Kinder erschaffen. Dann sind wir wieder zu den Erwachsenen gegangen. Das war die beste Lösung.
Der Film auch sehr viel humorvolle Momente...?
Das war mir sehr wichtig. Ein Teil der Motivation, diesen Film zu machen, war ein Stückchen vom Leben selbst einzufangen. Und es ist eben nicht alles nur traurig, tragisch oder lustig. Mir fehlt diese Mischung aus Tragik und Komik oft in deutschen Filmen. Vielleicht ist es auch eher ein Problem der Vermarktung: Filme werden oft als Dramen oder Komödien angekündigt. Dabei gibt es doch so viele Nuancen dazwischen. Ich habe gezielt nach Schauspielern gesucht, die diese spezielle Art von Humor nach außen transportieren können. Eines meiner Vorbilder beim Verfassen des Drehbuchs war der Dramatiker Tschechow. Natürlich enden seine Stücke immer in einer Tragödie, aber die Zeit zwischen Anfang und Ende lässt sich nur mit Humor überbrücken.
Ihr Debütfilm ist bis zum Schluss ein subtil erzähltes Porträt einer Großfamilie in den 1970er Jahren. Gab es in der Drehbuchphase auch Überlegungen, mit dieser Erzählweise zu brechen und den Film auf eine große Konfliktszene am Ende hinzuspitzen?
Ich finde ja, dass es eine Zuspitzung zum Ende des Films gibt – auch, wenn sie wahrscheinlich immer noch recht subtil ist. Die ganze Geburtstagsparty mit all ihren kleinen Widrigkeiten und Streitereien entlädt sich schließlich in einem großen Streit am Baumhaus. Nur geht es eben nach dem Streit nicht genauso dramatisch weiter. Jeder zieht sich vom anderen zurück und tut ein bisschen so, als wäre nichts gewesen.
Was mich am Filmemachen interessiert, ist Splitter des wirklichen Lebens einzufangen. Und ich glaube, dass es im Leben eben selten so ist, dass ein Streit direkt zu großen Veränderungen führt. Meistens geht es danach einfach weiter wie vorher. Die Konflikte verschwinden im Untergrund und brodeln dort vor sich hin, bis der nächste neuralgische Punkt kommt, an dem sich die Emotionen wieder entladen.
annt. Es folgten Rollen in Filmen wie „Ende der Schonzeit“ (2012) von Franziska Schlotterer, „Die Vermessung der Welt“ (2012) von Detlef Buck, „3096 Tage“ (2013) von Sherry Hormann und „Sibylle“ (2015) von Michael Krummenacher. 2016 spielte Loibl neben Sandra Hüller und Peter Simonischek in Maren Ades preisgekrönter Komödie „Toni Erdmann“, die neben zahlreichen Festivalerfolgen fünf Preise bei den European Film Awards abräumte und 2017 eine Oscar®-Nominierung als bester ausländischer Film erhielt. In diesem Jahr war Loibl in der romantischen Kinokomödie „Sommerfest“ von Sönke Wortmann im Kino zu sehen. Außerdem stand er neben Alexander Fehling für den Thriller „Das Dritte Sterben“ von Philipp Leinemann vor der Kamera. Die Walker+Worm Produktion wird 2018 in die Kinos kommen.
Der Film erläutert sehr schön die unterschiedliche Wahrnehmung der Außenwelt durch die Erwachsenen und die Kinder. Alle verbringen gemeinsam die Ferien, aber sie werden mit unterschiedlichen Erinnerungen nach Hause gehen. War das für Sie eine Herausforderung?
Ja, das war auf jeden Fall schwierig, weil wir uns ja nicht auf eine Sichtweise geeinigt hatten. Ich wollte gern beide Perspektiven haben, auch von der Auflösung her. Man ist mit den Kindern unterm Tisch und die kriegen nur die Hälfte von dem mit, was die Erwachsenen sprechen. Eigentlich interessiert es sie auch nicht wirklich, sondern sie verstecken sich. Aber dann ist man wieder bei den Erwachsenen, die sich gegenseitig belauschen und die in der Hütte ein Gespräch miteinander führen. Vor allem im Schnitt war es nicht ganz einfach, weil die von den Kindern erlebte Zeit eine ganz andere ist als die der Erwachsenen. Für die Kinder ist die Zeit im Garten eine Aneinanderreihung endloser Sommertage. Im Schnitt haben wir teilweise viele Kinderszenen aneinandergereiht und damit eine eigene Zeiteinheit für die Kinder erschaffen. Dann sind wir wieder zu den Erwachsenen gegangen. Das war die beste Lösung.
Der Film auch sehr viel humorvolle Momente...?
Das war mir sehr wichtig. Ein Teil der Motivation, diesen Film zu machen, war ein Stückchen vom Leben selbst einzufangen. Und es ist eben nicht alles nur traurig, tragisch oder lustig. Mir fehlt diese Mischung aus Tragik und Komik oft in deutschen Filmen. Vielleicht ist es auch eher ein Problem der Vermarktung: Filme werden oft als Dramen oder Komödien angekündigt. Dabei gibt es doch so viele Nuancen dazwischen. Ich habe gezielt nach Schauspielern gesucht, die diese spezielle Art von Humor nach außen transportieren können. Eines meiner Vorbilder beim Verfassen des Drehbuchs war der Dramatiker Tschechow. Natürlich enden seine Stücke immer in einer Tragödie, aber die Zeit zwischen Anfang und Ende lässt sich nur mit Humor überbrücken.
Ihr Debütfilm ist bis zum Schluss ein subtil erzähltes Porträt einer Großfamilie in den 1970er Jahren. Gab es in der Drehbuchphase auch Überlegungen, mit dieser Erzählweise zu brechen und den Film auf eine große Konfliktszene am Ende hinzuspitzen?
Ich finde ja, dass es eine Zuspitzung zum Ende des Films gibt – auch, wenn sie wahrscheinlich immer noch recht subtil ist. Die ganze Geburtstagsparty mit all ihren kleinen Widrigkeiten und Streitereien entlädt sich schließlich in einem großen Streit am Baumhaus. Nur geht es eben nach dem Streit nicht genauso dramatisch weiter. Jeder zieht sich vom anderen zurück und tut ein bisschen so, als wäre nichts gewesen.
Was mich am Filmemachen interessiert, ist Splitter des wirklichen Lebens einzufangen. Und ich glaube, dass es im Leben eben selten so ist, dass ein Streit direkt zu großen Veränderungen führt. Meistens geht es danach einfach weiter wie vorher. Die Konflikte verschwinden im Untergrund und brodeln dort vor sich hin, bis der nächste neuralgische Punkt kommt, an dem sich die Emotionen wieder entladen.
annt. Es folgten Rollen in Filmen wie „Ende der Schonzeit“ (2012) von Franziska Schlotterer, „Die Vermessung der Welt“ (2012) von Detlef Buck, „3096 Tage“ (2013) von Sherry Hormann und „Sibylle“ (2015) von Michael Krummenacher. 2016 spielte Loibl neben Sandra Hüller und Peter Simonischek in Maren Ades preisgekrönter Komödie „Toni Erdmann“, die neben zahlreichen Festivalerfolgen fünf Preise bei den European Film Awards abräumte und 2017 eine Oscar®-Nominierung als bester ausländischer Film erhielt. In diesem Jahr war Loibl in der romantischen Kinokomödie „Sommerfest“ von Sönke Wortmann im Kino zu sehen. Außerdem stand er neben Alexander Fehling für den Thriller „Das Dritte Sterben“ von Philipp Leinemann vor der Kamera. Die Walker+Worm Produktion wird 2018 in die Kinos kommen.