c maleikaSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12.Oktober 2017, Teil 7

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Am 12. Oktober lief dieser schöne, berührende Film über die Gepardin MALEIKA an, zu dem es ein ebenso schönes Buch vom Regisseur und Autor Matto Barfuss gibt, das der Rivaverlag herausgebracht hat und das man mit oder ohne Filmschauen auf jeden Fall lieben wird.

Nein, es geht nicht nur um Tierkinder. Natürlich sind die Kleinen der Tierwelt, vor allem dem menschlichen Nachwuchs - „Wie süß!“ - meist noch näher als den Erwachsene, die Mühe haben, alles zu packen, die Arbeit, die Familie, eben auch die eigenen Kinder etc. Dieses Buch - bei dem wir gar nicht wissen, wie wir dies sprachlich ausdrücken können, damit Sie es vor Augen haben - ist ein eindrücklicher Bildband, weil viele ganzseitigen Fotos Ihnen das auf Dauer zeigen, was im Film in den schnellen Bewegungen der Geparden im Nu vorüber ist. Aber es bleibt im Bildband eben nicht nur bei den Bilder. Obwohl die für uns, die wir den Film gesehen haben, das Wichtigste waren.

Aber für diejenigen, die wenig über die Großkatzen und ihr Überleben in der Natur wissen, den Film auch nicht kennen, für den ist MALEIKA als Bildband sogar besonders geeignet und natürlich als Wiedererkennen und Festigung für die anderen ebenso. Denn mit den Worten im Film ist es ähnlich wie mit dem schnellen Laufen der Geparden, sie ziehen vorbei, werden verstanden, aber eben auch wieder vergessen, ob des Neuen, das unaufhörlich, auch als Information dazu kommt.

T maleika6Was zurück bleibt, nach dem Anschauen des Films, ist vor allem ein Gefühl. Ein Gefühl für die Schönheit der Tierwelt und ein Unverständnis, ein ganz schön militantes Unverständnis für solche Menschen, die Tieren grundsätzlich die Gefühle absprechen, auch den Geist, sie verhungern lassen oder sogar aufessen. Unsere MALEIKA, die Gepardenheldin in Film und Buch, ist auf jeden Fall eine ganz besonders kluge und gefühlvolle Überlebenskünstlerin, was sich noch steigert, wenn es um das Überleben ihres Nachwuchses geht. Ganz egal, ob das genetisch disponiert ist oder ob das Lernen dazukommt, wenn man den Film sieht und die Bilder betrachtet, dann weiß man, daß eine Lebensklugheit in diesen Tieren steckt, von der ich nicht weiß, ob wir Menschen sie aufbringen könnten, ach weiß, ich weiß genau, daß wir das nicht könnten.

Eh das Schwärmen weitergeht und angesichts der Aufnahmen im Buch kann man gar nicht anders, ehe es weitergeht, doch noch einige Sätze zum Fotografen, Filmer, Schreiber Matto Barfuss. Er kommt aus Sinsheim, was in Baden-Württemberg liegt, wo er am 5. Juni 1970 geboren wurde. Schon als Jüngling wußte er was er wollte: das war fotografieren und insbesondere Tiere mit der Kamera erforschen, weshalb er schon in diesem Alter den UNESCO-Fotopreis erhielt. Unglaublich. Neben der Kamera – fest und bewegte Bilder - schreibt er auch und daß er es mit den Geparden hat, zeigt sein Buch ICH WAR EIN GEPARD, das wir nicht kennen, aber uns besorgen werden. Denn seine Bilder von MALEIKA wirken nach und darum haben auch wir es ab jetzt mit den Geparden!

Ach was, er wird ‚Gepardenmann‘ genannt, weil er schon 1998 für 25 Wochen, also ein halbes Jahr mit einer wilden Gepardenfamilie zusammenlebte und einen Verein ‚Leben für die Geparden‘ gründete. Die Geparden sind zwar sein Mittelpunkt, aber er kümmert sich auch um andere wilde Tiere, schreibt darüber und macht Filme. 2011 wurde Matto Barfuss bis 2020 zum UN-Dekadenbotschafter für biologische Vielfalt berufen, wo dann das Thema global angegangen wird: „Ich möchte Leben in jeglichen Facetten erhalten. Jeder hat das Recht auf Leben und jedes Leben ist schützenswert.“, sagt er.

TIERFILMER muß man ihn nennen, denn wie er das Vertrauen der Wildtiere gewonnen hat, daß sie sich in seiner Nähe so verhalten, als ob er nicht da sei, das ist einem wie ein Wunder, von den technischen Fragen ganz abgesehen, wie es ihm gelingt, der rasenden Schnelligkeit der Geparden mit der Kamera in der Savanne zu folgen.

Und da stockt man schon. Weiß jeder, was eine Savanne ist? Wir haben mal herumgefragt und sehr viele hilflose Antworten bekommen. Ja, es geht um eine Vegetationszone, in der vorwiegend Gräser wachsen und die man deshalb subtropisch nennt, weil diese weiten Grassteppen zwischen der trockenen Wüste und dem tropischen Regenwald liegen. Hier also ist MALEIKA zu Hause, was man nach dem Film nie wieder vergißt und auch im Buch mit neuem Interesse verfolgt, dann nämlich, wenn auf den Bildern krüppelige Bäume oder Sträucher zu sehen sind. Schutz für die Tiere?

In diesem DAS BUCH ZUM KINOFILM erklärt einem Matto Barfuss all das, was man landläufig nur wenig oder gar nicht weiß. Wo die Serengeti liegt, MALEIKAS Welt also und was es sonst Wissenswertes gibt. Aber Ihr Blick wird an anderem hängenbleiben, darum lohnt auch nach dem Lesen und Schauen ein neuer wöchentlicher Blick ins Buch: das sind die Bilder vom Nachwuchs. Das sogenannte Kindchenschema, das als verantwortlich dafür bezeichnet wird, daß wir (und auch die Tiereltern) gegenüber dem Tiernachwuchs mit den großen Köpfen und putzigen Bewegungen ein Schutzbedürfnis empfinden und Gefühle von Zärtlichkeit und auch Dank für so viel Schönheit.

Daß allerdings ich in diesen Gepardenbabys und wachsenden Kleinen immer die eigenen Katzen wiederfinde, ist schon sehr speziell, aber es gibt eben auch bei den Großkatzen etwas so absolut Kätzisches, das man die eigenen Erfahrungen mit kleinen Katzen in die wilden Gepardenkleinen hineininterpretiert. Die aber sind keine verwöhnen Schoßkatzen, sondern werden von MALEIKA für den Überlebenskampf trainiert.

Ein wunderbares Buch, für das man dankbar ist und das nicht im Regal verschwinden sollte, sondern mit dem man erst mal leben sollte – und kann. Und wenn Sie dann auf Seite 116 YOGA FÜR GEPARDEN lesen, das Bild sehen und laut lachen, dann wissen Sie auch noch einmal für sich selber, warum eine so tiefe Bewunderung für Katzen, ob klein oder groß zu Recht besteht. Keiner scheint so gegenwärtig gefährlich im Angriff, aber auf jeden Fall keiner dann so tiefenentspannt und genüßlich körpernah wie MALEIKA und mit ihr alle anderen Katzen der Welt. Toll.

Filmbesprechung:
https://weltexpresso.de/index.php/kino/11109-maleika


Foto: Cover

Info:

Buch
Matto Barfuss, MALEIKA. Das bewegende Leben einer Gepardin in der Savanne, Rivaverlag 2017

Film
Maleika (Deutschland 2017)
Genre: Dokumentarischer Spielfilm
Filmlänge: 105 Min.
Regie: Matto Barfuss
Verleih: Camino Filmverleih
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 12.10.2017