f pinguine2kirSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. November 2017,   
Teil 5


Kirsten Liese

Berlin ((Weltexpresso) - Die Kaiserpinguine verfügen über Eigenschaften, die nur wenigen Arten vergönnt sind: Disziplin, Selbstlosigkeit und Stoizismus. Eben das macht diese stolzen Tiere, die in riesigen Kolonnen durch die Eiswüste ziehen und unentwegt den extremen Widrigkeiten ihres Lebensraums trotzen, so faszinierend.

Zum zweiten Mal hat sich Luc Jacquet, dem mit seiner oscargekrönten „Reise der Pinguine“ 2005 eine der erfolgreichsten Naturdokumentationen glückte, in die Antarktis begeben. Dank modernster Kameratechnik, einem dezenteren Einsatz von Musik und einem neutralen Erzähler aus dem Off, wirkt die Fortsetzung sogar noch anspruchsvoller. Damals hatte der Franzose seinen tierischen Helden Dialoge angedichtet und unnötig vermenschlicht.

Im Zentrum steht diesmal ein individuelles Paar. Schon ihre Wahl füreinander ist ein Mysterium, niemand weiß, warum sich zwei Pinguine zueinander hingezogen fühlen. Sie tanzen zusammen und stimmen sich aufeinander ein, bevor sie sich paaren - als ahnten sie, dass die geringe Überlebenschance ihres Nachwuchses von ihrem perfekten Zusammenspiel abhängt. 50 Prozent aller Jungtiere sterben bereits in den ersten Monaten: Eisspalten, stürmische Winde, Kälte und natürliche Feinde wie der Riesensturmvogel gefährden das junge Leben.

Das Brüten erfordert eine disziplinierte Arbeitsteilung: Immer nur ein Elternteil kann den mühevollen weiten Weg zum Meer antreten, um seinen Hunger zu stillen. Derweil muss der Partner auf dem Packeis das Ei behüten und hungrig monatelang auf die Rückkehr des Gefährten warten.

Als das Küken geschlüpft ist, wird es noch gefährlicher: Um ausreichend Nahrung herbeizuschaffen, müssen Vater und Mutter den Spross längere Zeit in der Kolonie alleine lassen. Wie soll der Papa ihn nur nach seiner Rückkehr unter den Tausenden anderer Kinder wiederfinden, die sich mit ihrem zarten grauen Flaum so ähnlich sehen? Einzig die Stimme des Kleinen dient ihm als Orientierungshilfe. Und tatsächlich spürt er ihn wie durch ein Wunder nach langem Suchen auf.

Seinen melancholischen Höhepunkt erreicht der Film, als es Zeit wird, Abschied zu nehmen. Ohne Eltern machen sich das Knäuel und die anderen Jungtiere gemeinsam auf die Reise zum Meer. Nach ihrem erschöpfenden Marsch stehen sie unsicher tagelang auf den Felsen, bevor sie den Sprung in ihr wahres Element wagen.

Es sind vor allem atemberaubende Aufnahmen, bei denen Drohnen zum Einsatz kamen, die erneut die Faszination an den geheimnisvollen Tieren wecken. Unaufdringlich elegant vermittelt „Die Reise der Pinguine2“ die Botschaft, die vom Klimawandel bedrohte Art zu schützen.

Fazit: Eine überzeugende Fortsetzung der preisgekrönten Naturdokumentation mit imposanten Schauwerten.

Foto:  © Wild Bunch Germany

Info:
Die Reise der Pinguine 2 (Frankreich 2017)
Originaltitel: L'empereur
Genre: Dokumentarfilm
Filmlänge: 85 Min.
Regie: Luc Jacquet
Sprecher der Originalversion: Lambert Wilson
Deutscher Sprecher: Udo Wachtveitl
Verleih: Wild Bunch Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 02.11.2017