f Pinguine2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. November 2017,    Teil 6

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt (Weltexpresso) - Zwölf Jahre nach seinem sehr erfolgreichen und mit dem Oscar für die beste Dokumentation ausgezeichneten Film "Die Reise der Pinguine" (2005), in dem er die Wanderungen der flugunfähigen Kaiserpinguine gefilmt hat, kehrt der Regisseur Luc Jacquet wieder in die Antarktis zu den Pinguinen zurück. Dieses Mal begleitet er die Kaiserpinguine bei der Aufzucht der Jungtiere.

Kaiserpinguine sind die größten Pinguine. Sie erreichen eine Körpergröße zwischen 100 und 130 cm und wiegen zwischen 22 und 37 Kilogramm. In der Gefiederfärbung besteht kein jahreszeitlicher Unterschied und auch ein Sexualdimorphismus zwischen Männchen und Weibchen fehlt. Die Vögel leben in großen Brutkolonien am Rand der Antarktis, der antarktischen Halbinsel und auf angrenzenden Inseln. Die Kolonien können sich entweder in der Nähe der Eiskante oder bis zu 18 km im Inland befinden. In dem gezeigten Film brüten die Tiere im Windschatten von Eisklippen landeinwärts.

Luc Jacquet dokumentiert dabei wie sich die Elterntiere zusammentun, die Balztänze und dann wie das Weibchen das einzige Ei an das Männchen weitergibt, nachdem das Männchen sich vorher im Meer satt gefressen hat. Er muss versuchen es in seiner Bruttasche zu verstauen, bevor es soweit auskühlt, dass der Embryo im Ei erfriert.

Während das Weibchen sich auf den Weg zum Meer zum Jagen und Fressen macht, brütet das Männchen das Ei unter den extremsten Wetterbedingungen aus und versorgt das Junge auch die erste Zeit mit einer milchigen Substanz, dabei verlieren die Männchen bis zu einem Drittel ihres Körpergewichtes. Wenn dann das Weibchen zurückkehrt, nimmt das Weibchen das Jungtier in ihre Bruttasche und das Männchen macht sich auf den langen Weg zum Fressen ins Meer auf.

Inzwischen ist das Junge schon so groß wie die erwachsenen Tiere, hat aber immer noch sein Jugendkleid. Bis zu diesem Zeitpunkt haben nur etwa die Hälfe der jungen Kaiserpinguine überlebt. Die Hauptfeinde der Jungen sind Riesensturmvögel und Raubmöwen. Etwa ein Drittel der Jungvögel fallen Riesensturmvögeln zum Opfer. Daneben sind es vor allem den Witterungsbedingungen, durch die die Jungen umkommen, z.B. wenn das Junge zu lange braucht, um von der einen Bruttasche zur anderen zu kommen. Es zeigt sich, dass die älteren Tiere erfahrener im Brutgeschäft sind und dadurch auch ihre Jungen besser durchbringen. Wenn die Jungen größer werden, müssen beide Elterntiere jagen gehen, während dieser Zeit stehen die Jungvögel dicht beieinander, um nicht zu erfrieren oder von den Sturmvögeln angegriffen zu werden.

Die Jungtiere werden ungefähr nach 6 Monaten - im Januar, dem arktischen Sommer - flügge. Dann kehren die Altvögel, die bis zu 50 Jahre alt werden können, ins Meer zurück und die Jungvögel verlassen gemeinsam die Brutkolonie. Die Jungtiere beherrschen Schwimmen und Tauchen, ohne dass die Altvögel es ihnen beibringen müssen. Nach drei bis sechs Jahren kehren die Jungen dann als Erwachsene zum Brüten an den Ort ihrer Geburt zurück. Es ist nichts darüber bekannt, wie sich die Tiere an ihren Geburtsort erinnern. Zwei Möglichkeiten sind Geruch oder Geschmack aber auch eine Orientierung nach dem Magnetkompass ist möglich. Allerdings gibt es dazu noch keine Untersuchungen.

Für "Die Reise der Pinguine 2" hat sich der Regisseur Luc Jacquet mit seinem Team 2015 wieder in die Antarktis begeben, um mit neuer und verbesserter Technik filmen zu können. Sie drehten jetzt meistens in 4K-Ultra-HD-Auflösung. Daneben setzten sie auch mit Kameras ausgestattete Drohnen und Tauchboote mit einem fünfköpfigen Taucherteam ein, das bis zu 70 Meter Tiefe abtauchte.

Es sind zum großen Teil wunderbare Bilder entstanden. Allerdings wurden in den zu den Szenen gesprochenen Texten die Tiere doch sehr vermenschlicht. OK, sie laufen aufrecht und einige Verhaltensweisen wirken - richtig gefilmt - doch schon sehr menschlich, aber es sind Tiere, die es geschafft haben, in einer der lebensfeindlichsten Gegend der Erde zu überleben. Der Originaltext wird von dem französischen Schauspieler Lambert Wilson gesprochen, die deutsche Synchronfassung spricht Udo Wachtveitl.

Bei den Aufnahmen wurde auch nie gezeigt, dass junge Pinguine sterben, obwohl es im Text angesprochen wurde. Es gab nur eine kurze Aufnahme, bei dem ein Sturmvogel die jungen Pinguine angegriffen hat, der dann aber ohne größere Schramme überlebt. Auch wurden - bei den wunderschönen Aufnahmen der erwachsenen Pinguine im Wasser - nie Szenen gezeigt, bei denen die Tiere Fische fangen oder Kontakt mit ihren wenigen Feinden wie Seeleoparden und Schwertwale haben.

Es sind aber auch sehr schöne Bilder entstanden, wie das Männchen nach einem Fischzug nach seinem Weibchen und seinem Jungen sucht. Ob die Tiere sich am Geruch (z.B. dem Inhalt der Bürzeldrüse, mit dem die Tiere regelmäßig ihr Gefieder einschmieren) oder an individuellen Lauten erkennen, ist wohl bisher noch nicht bekannt.

Insgesamt ist "Die Reise der Pinguine 2" trotz der genannten Kritik ein interessanter und toll gefilmter Dokumentarfilm für die ganze Familie, der von der deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) das Prädikat wertvoll erhalten hat. Leider hat der Regisseur vergessen auf die Probleme hinzuweisen. denen die Bewohner der Antarktis durch den Klimawandel ausgesetzt sind. Denn gerade dieses Ökosystem ist besonders bedroht, auch wenn das zurzeit nicht für den Bestand der Kaiserpinguine gilt.

Foto: Regisseur Luc Jacquet und ein Kaiserpinguin © Wild Bunch Germany

Info:
Die Reise der Pinguine 2 (Frankreich 2017)
Originaltitel: L'empereur
Genre: Dokumentarfilm
Filmlänge: 85 Min.
Regie: Luc Jacquet
Sprecher der Originalversion: Lambert Wilson
Deutscher Sprecher: Udo Wachtveitl
Verleih: Wild Bunch Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 02.11.2017