Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. Dezember 2017, Teil 1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Lenny (Elyas M'Barek) ist beinahe 30 Jahre alt und hat schon die eine oder andere Ausbildung abgebrochen. Er lebt in der Villa seines Vaters (Uwe Preuss), eines bekannten Herzspezialisten. Als Lenny dann nach einer durchzechten Nacht seinen Sportwagen im familieneigenen Pool versenkt, sperrt ihm sein Vater endgültig alle Kreditkarten.
Um wieder an die Geldtöpfe zu kommen, muss Lenny sich um einen der langjährigen Patienten seines Vaters kümmern, den schwer herzkranken 15jährigen David (Philip Noah Schwarz). Der Junge lebt zusammen mit seiner Mutter Betty (Nadine Wrietz) in eine tristen Münchner Hochhaussiedlung, in der ein Nachbar regelmäßig den Aufzug blockiert.
David ist seit seiner Geburt herzkrank, und ob er seinen 16. Geburtstag erleben wird, kann ihm niemand sagen. Tagsüber lebt er in einem Kinder-Hospiz, in dem er auch zur Schule geht, und darf nur abends nach Hause. Jetzt soll er eine Liste mit 25 Wünschen zusammenstellen, die er vor seinem Tod noch erleben will.
Lenny hilft zuerst einmal David, die einfachen Wünsche zu erfüllen, wie tolle Klamotten kaufen (es werden dann die gleiche Lederjacke und das gleiche T-Shirt wie bei Lenny), einen Sportwagen fahren, in eine Bar gehen etc. Dabei merkt er aber, dass Davids Leben immer gefährdet ist, wenn der z.B. seine Medikamente nicht nimmt oder Lenny Davids Sauerstoffflasche beim Shoppen in einem Laden stehen lässt.
Die weiteren Wünsche sind dann doch etwas schwerer zu erfüllen, denn David möchte Mädchen kennenlernen, sich verlieben oder seine Mutter glücklich machen, aber da kommt ihm ein Zufall zu Hilfe.
Ganz langsam merkt Lenny, dass ihm das Zusammensein mit dem Jungen mehr Spaß macht als mit seinem alten Freunden in Bars abzuhängen. Und dann steht Davids 16.Geburtstag an und Lenny organisiert eine ganz besondere Party....
Das Drehbuch von Maggie Peren und Andi Rogenhagen zu "Dieses bescheuerte Herz" beruht lose auf dem Roman Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (2013) von Daniel Meyer und Lars Amend, die darin ihr Kennenlernen und ihre Freundschaft beschrieben haben. Das Buch war wochenlang in der Spiegel-Bestsellerliste vertreten. Darin geht es um die wahre Geschichte des schwerkranken Teenagers Daniel. Lars Amend ist allerdings nicht wie im Film ein im Studium gescheiterter Student sondern Journalist.
Das Buch und auch der Film sind eine Hommage an das Leben. Dabei werden sowohl immer wieder die Einschränkungen von David und auch die Operationsnarben gezeigt, als auch seine Neugier und sein Interesse, etwas von der Welt außerhalb seines Krankenzimmers und des Hospizes zu sehen. Er möchte Sachen erleben wie jeder normale 15jährige Teenager.
An dieser Stelle wird der Film dann doch etwas märchenhaft. Denn David und Lenny gehen mit der Kreditkarte von Lenny Arzt-Vater nicht nur teuer einkaufen oder auch mal in eine Bar, sondern klauen auch mal gerade ein Auto - ohne dass sie hinterher Probleme bekommen - oder nehmen in einem Studio eine CD auf, weil Lenny ganz zufällig den Besitzer des Studios kennt.
Daneben bekommt David wohl von der Krankenkasse eine Fahrt (mit dem Krankenwagen) zu einer "Untersuchung" nach Berlin bezahlt, dort wohnt er dann mit seiner Mutter in einem teuren Hotel und wird zusammen mit einem gleichaltigen Mädchen in einer Stretchlimousine durch Berlin kutschiert.
Da fragt man sich doch wieso Lennys Vater denn alles bezahlt und wieso gerade für David und für keinen anderen seiner Patienten oder für keines der anderen Kinder aus dem Hospiz.
Wenn man sich aber von solchen Gedanken frei macht, hat Regisseur Marc Rothemund mit viel Feingefühl einen sehenswerten und temporeichen Film über eine unerwarteten Freundschaft von zwei ungleichen jungen Männern gedreht, die sich unter normalen Bedingungen wohl nie begegnet wären.
Der 16jährige Philip Noah Schwarz zeigt als herzkranker David ein beeindruckendes Kinodebüt, auch wenn er in manchen Szenen doch etwas überspielt. Elyas M'Barek spielt als Lenny zwar wieder seine übliche coole Rolle, aber er versucht auch die Veränderung zu zeigen, die Lenny durch das Zusammensein mit David durchmacht und wie er langsam lernt, nicht vor der Verantwortung davonzulaufen.
Leider ist die Filmmusik in einigen Szenen zu gefühlvoll geraten, z.B. zum Ende mit Leonard Cohens Hallelujah. Trotzdem ist " Dieses bescheuerte Herz" ein sehenswerter Film für die ganze Familie, der passend zu Weihnachten in die Kinos kommt.
Foto: Philip Noah Schwarz als David und Elyas M‘Barek als Lenny © Constantin Film Verleih
Info:
Dieses bescheuerte Herz (Deutschland 2017)
Genre: Tragikomödie
Filmlänge: 106 Min.
Regie: Marc Rothemund
Drehbuch: Maggie Peren, Andi Rogenhagen nach dem Buch Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (2013) von Daniel Meyer und Lars Amend.
Darsteller: Elyas M‘Barek, Philip Noah Schwarz, Nadine Wrietz, Uwe Preuss u.a.
Verleih: Constantin Film Verleih
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 21.12.2017