fm notari0Serie: TRANSITO. ELVIRA NOTARI – KINO DER PASSAGE. Filmfestival mit Live-Musik, Vorträgen und Diskussion, 14.-17. Dezember in der PUPILLE -Kino in der Uni, Teil 9

Claudia Schulmerich

Frankfurt amMain (Weltexpresso) - Unsere Begeisterung vom ersten Abend des Filmfestivals, die gilt auch für den nächsten Abendfilm, bzw. die beiden Abendfilme vom Freitag. Auch hier überrascht die Vielfalt des Geschehens und die Vielfalt der Mittel. Der szenischen in den Filmen selbst und der Musik, die zu jedem Film eine eigene Komposition erhielt. Nachdem erst einmal unser Blick auf versehrte Filmfamilien gefallen war, blieb er gewissermaßen Kontrapunkt. Interessant, daß dieses Phänomen anderen nicht aufgefallen war, denen es jedoch sofort einleuchtete.

Vedi Napoli e po´mori, IT 1924, R Eugenio Perego, mit Leda Gys, 57 Min, s/w, 35mm, OF

Der Film wird präsentiert mit einer Komposition von Federico Odling (Neapel). Live Musikbegleitung Federico Odling, Cello, und Maud Nelissen, Klavier. Uraufführung. In Auftrag gegeben von Kinothek Asta Nielsen

VEDI NAPOLI E PO ‘MORI bringt in 57 Minuten eine klassische Geschichte von Liebe, Familie, Trennung und krankmachender Sehnsucht. Pupatella ist eine schwarze Schöne, eine Fischerstochter aus Santa Lucia, vom Vater geliebt und umsorgt. Ein berühmter amerikanischer Regisseur Billy ist aus der anderen Welt nach Europa gekommen und will mit ihr einen Film drehen. Sie stimmt zu und während der Dreharbeiten beginnt das Techtelmechtel, das sie dann bis Amerika führt. Doch dort gibt es handfeste Konflikte, sie reist zurück in die Heimat. Todtraurig verfällt sie vor den Augen des Vaters, der liebevoll der Tochter eine Stütze ist, aber an ihrem Dahinschwinden verzweifelt. Da kommt Billy über den Ozean und alles wird gut.

Das ist alles ansprechend dargestellt mit den theatralischen Übertreibungen dieser Zeit. Und wieder ist es die musikalische Begleitung, die den Film zu etwas ganz Besonderem macht. Was uns insgesamt so begeistert, ist tatsächlich, daß diesmal die Musik wiederum eine ganz andere war. Federico Odling (Neapel) hat sie komponiert und auch den Cellopart übernommen. Das Cello ist ja überhaupt ein Instrument, daß mit einzelnen Tönen ganze Welten ausdrücken kann, in der Tat vielleicht das Instrument, daß gefühlsbetonte Gefühle – Sie verstehen schon, wie das gemeint ist – gefühlvoll wiedergibt. Aber das Klavier, Maud Nelissen, ist ein kongenialer Begleiter und so sind wir im Filmgeschehen auch durch die Musik auf dem Laufenden. Sicher, man muß sich aufmachen, einfach zusehen, den Verstand unkontrolliert laufen lassen und einfach schauen und lauschen.

Es war eine Uraufführung lasen wir erst danach. So oder so, der Beifall war herzlich und langanhaltend. Das ging nicht nur uns so, daß wir einfach dankbar für eine solche Aufführung waren. Und auch dafür, daß die Kinothek Asta Nielsen dieses Stück in Auftrage gegeben hatte. Und im Ernst – auch hier hätte ich das Konzert ohne Film genommen, was schon für den Vorabend galt. Das Problem ist nur, daß man wegen der Ungewöhnlichkeit des Geschehens: Stummfilm und unmittelbare musikalische Darbietung in die Pupille gekommen ist und ansonsten die so faszinierenden Kompositionen überhaupt nicht zur Kenntnis genommen hätte, also auch nicht gewußt hätte, was einem durch Nichterscheinen entgeht.

Wie sieht das aus, haben wir uns gefragt, wenn das Fernsehen jetzt Stummfilme mit dieser Musik sendet. Denn hoffentlich wurde das gleich aufgenommen. Für den einstündigen Gesang von ‘A SANTANOTTE haben wir das eh angenommen, denn diese Musik war vom ZDF/Arte in Auftrag gegeben worden. Aber hörten wir dann, es wird noch einmal in einer Studioaufnahme die Komposition aufgenommen und bei ARTE sodann ausgestrahlt. Darum wollen wir uns kümmern und dies erneut ankündigen.

FORTSETZUNG FOLGT

Foto: Elvira and Nicola Notari © Cineteca di Bologna

Info:
Neben den Filmen Vorträge, die in englischer Sprache
Veranstaltungsort Pupille – Kino in der Uni, Goethe Universität Frankfurt, Studierendenhaus Campus Bockenheim
Adresse: Mertonstraße 26-28, 60325 Frankfurt am Main
Telefon: 069 79828976

Weiterhin gibt es im Anschluß an das Filmfestival ein internationales wissenschaftliches Symposium ECHOES OF PARTHENOPE. ELVIRA NOTARI‘S CINEMA AND NEAPOLITAN POPULAR CULTURE vom 17. bis 19. Dezember 2017 an der Frankfurter Universität
http://www.kinothek-asta-nielsen.de/Notari/

Es gibt eine wertvolle, von der Kinothek herausgegebene  kleine Schrift, die Sie unbedingt erwerben sollten, weil die Beiträge das, was Sie ahnen, deutliche ausdrücken können:
Hg. Heide Schlüpmann, Fabian Tietke, Transito. Elvira Notari - Kino der Passage, Kinothek Asta Nielsen 2017
ISBN 987-3-00-058492-3

Das Festival wird gefördert durch Kulturfonds Frankfurt RheinMain, HessenFilm und Medien, Frankfurter Stiftung: Maecenia für Frauen in Wissenschaft und Kunst und das Italienische Generalkonsulat in Frankfurt am Main. Partner sind ZDF/ARTE, Pupille – Kino in der Uni und das Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Über die Kinothek Asta Nielsen e.V.
Die Kinothek Asta Nielsen e.V. wurde 1999 in Frankfurt am Main gegründet. Sie widmet sich in besondere der Filmarbeit von Frauen in Geschichte und Gegenwart und deren Sichtbarmachung im Kino sowie der Aufführung von Filmen in ihren Originalformaten. Dieses Jahr wurde der Verein mit dem Binding-Kulturpreis 2017 ausgezeichnet. Seine Mitbegründerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann erhielten einen der höchstdotierten Kunstpreise Deutschlands. Verliehen wurde der mit 50.000 Euro dotierte Binding-Kulturpreis am 2. September im Frankfurter Römer.
www.kinothek-asta-nielsen.de