Auftakt zur nächstjährigen Biennale des bewegten Bildes B3  in Frankfurt am Main

Romana Reich

 

Frankfurt am Main – (Weltexpresso) – Die Spannbreite der Veranstaltungsorte – des Tags der gewaltige Klinkerbau der Naxoshalle im quirligen Ostend, die abendliche Gala im Hermann Josef Abs Saal der Deutschen Bank der Mitte der Stadt, zeigt ganz gut, daß es beim bewegten Bild einmal um alles geht und ein andermal, daß daran auch die ganze Gesellschaft partizipieren kann.

 

Junge Leute waren immer in der Überzahl, was ganz in der Absicht der Träger der künftigen Biennale in Hessen, von Wiesbaden bis Offenbach, liegt. Zur Auftaktveranstaltung hatten die Träger der Biennale eingeladen. Das sind Eva Kühne-Hörmann Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Wolfgang Thaenert, Direktor der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und Markus Frank, Dezernent für Wirtschaft der Stadt Frankfurt. Einer fehlte in dieser schönen Einladungsschrift. Der ist nicht Träger, sondern Veranstalter.  Einer, der nicht nur Ideengeber, sondern regelrecht Antreiber ist, Bernd Kracke, Präsident der Hochschule für Gestaltung in Offenbach (HfG). Das versteht man, denn Geldgeber ist er nicht, nur alles andere und hat  in der Festtagsschrift der abendlichen Gala das inhaltliche Vorwort verfasst, das beginnt mit: „Liebe Sender und Empfänger, liebe Bewegtbildaktivisten.“

 

Das führt zum Namen des neuen Filmfestivals zurück, daß vom Bilde her sozusagen vor das Filmen zurückgeht und alle optischen Formen der Erfassung oder Erfindung der Wirklichkeit meint, so sie sich bewegen, was das Foto nicht tut. Kracke spricht von der Bewegtbildrevolution und meint dazu, daß wir heute, wo wir täglich mit Bewegtbildern überschüttet werden – damit ist das Fernsehen wie Videospiele wie Internet angesprochen – dennoch erst ein Prozent ihrer technischen Entwicklung hinter uns liegen und will uns für die Zukunft, das sind die 99 Prozent wappnen.

 

„Erklär’ es nicht lange, zeig’ es mir“, ist der Hintergrund, warum bewegte Bilder früher verstehen lassen und emotional bewegender sind als Worte. Wenn zu den bewegenden Bildern noch der Klang der Musik tritt, ist eine neue und tiefere Ebene der Kommunikation eingetreten. Und dieses ist Anliegen von B3. „Auf der B 3 kann man sich ein Bild von der Lage machen: Orientierung, Inspiration, Kontakte, Vernetzung und Zusammenarbeit.“, so Kracke. Ansprechen will er nicht nur die rund 130 000 in der Kreativwirtschaft des Raums Beschäftigten, sondern alle die, die sich für neue und veränderte Formen der Kommunikation interessieren, was konkret heißt, daß er auf die interessierten Schüler und jungen Talente in den Künsten genauso baut wie auf Manager und das große Geld wie auf die, die Kunst oder Wissenschaft betreiben. Keiner ist ausgeschlossen.

 

In der Naxoshalle wuselt es. Draußen ist es kalt und drinnen am Schluß überhitzt. Hier drinnen findet statt, was der Tank zum Denken werden soll, eine Mischung aus Angeboten von Theorie und Praxis des bewegten Bildes heute und morgen. Besucher sind reichlich. Und die Naxoshalle gibt in ihrer architektonischen Struktur auch die Kommunikation vor. Der Eintritt ist wie in die Großküche einer Großfamilie. Hier wird sich begrüßt, wird orientiert, auf langen Bänken kann man das Programm studieren, kann auch gleich erst einmal den Kaffe probieren, manche packen Frühstück aus, weil sie die leckeren und erschwinglichen Angebote im hinteren rechten Teil noch nicht gesehen haben, denn die Tendenz geht nach links, in die Halle hinein.

 

Wir bleiben gleich am Anfang rechts stehen, wo das STAFFELGESPRÄCH stattfindet. Interessant einem Gespräch zu lauschen, daß schon einige Minuten dauert und sich zu orientieren, um was es dort eigentlich geht. Das wäre übrigens einmal eine neue Quizaufgabe, Wissen nicht abzufragen, sondern durch Gesprächsfetzen erschließen zu müssen – und zu können! Hier geht es um Film und einen, der im Rahmen des italienischen Filmfestivals Verso Sud gerade CORPO CELESTE gesehen hat und davon tief beeindruckt ist. Denn die Frage war, was ihn kürzlich berührt habe. Da fragt einer und der andere antwortet, wobei aus Antwortenden schnell Fragende werden. Nach zehn Minuten ist alles vorbei. Der Rechte auf dem Podium veräßt die Bühne, der Linke wechselt den Platz, ruckt nach rechts, damit ein neuer Gesprächspartner Platz findet. Und so weiter.

 

Da die fragenden und antwortenden Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen wie dem Videospiel, dem Fernsehen, der Kunst, dem Film, aber auch der Wirtschaft sowie Wissenschaft, ergeben sich spannende Dialoge, aber auch leere Momente, die einen um so mehr interessieren, weil hier zwei auf der Bühne so tuen müssen, als ob jeder mit jedem jederzeit sich austauschen könne. Aber gerade die Kommunikationsunterbrechung ist für Zuhörer spannend.

 

Nein, die mitgeschriebenen Dialoge wollen wir jetzt doch nicht bringen, wie sich überhaupt nach mehreren Stunden des Mitmachens auf acht Stationen, die ständig wechselndes Programm haben, daß hier Dabeisein alles ist. Das sind keine Erfahrungen und Kenntnisse, die sich so einfach aufschreiben lassen. Man kann nur die Struktur erklären, wo auf einer Hauptbühne – ja, dort sprachen auch die Eröffnungsredner von der Ministerin angefangen – Vorträge und Diskussionen liefen, ein Nachwuchsbereich vorhanden war und das Kopfhörerkino  Auf acht inhaltlich differenzierten  Plattformen mit Titeln wie VOLLBILD oder KANN ICH AUCH haben vor allem Studierende viel von den Lehrgesprächen mit Anschauungsmaterial gehabt.

 

Auf der Gala wurde am Abend durch Filmbeiträge und Gespräche der Tag für alle reflektiert, so daß tatsächlich auch diejenigen, die nicht den Vorträgen gelauscht oder die technischen Anleitungen  verfolgt hatten, über das Geschehen informiert. Es bedurfte gar nicht erst der allgemeinen Party ab 23  Uhr, um diesen Auftakt am Freitag zum Fest werden zu lassen.

 

www.b3biennale.com