Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. Dezember 2012, Teil 2

 

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Daß das Dickensjahr, das 200jährige Jubiläum, nicht nur die Neuübersetzung von GROSSE ERWARTUNGEN brachte, sondern auch eine Neuverfilmung, freut erst einmal. Man kann nur hoffen, daß nach dem Film die Zuschauer auch das Buch lesen.

 

GROSSE ERWARTUNGEN

 

Kaum eine Rezension, die nicht eine Anspielung zum Titel hätte, derart wie: große Enttäuschungen oder herbe Erwartungen...Nein, so schlimm ist es nicht, daß man nicht ein viktorianisches England erwarten dürfte, in dem - in Dichotomie - sich in der Oberen Klasse auf Kosten der Unteren gut leben ließe. Grundsätzlich wird Dickens Geschichte auch richtig wiedergegeben, die von dem Aufstieg des jungen Pip durch den Verbrecher erzählt, dem er als Kind sein von zu Hause entwendete Essen brachte – und die Feile zum Öffnen der Eisenfesseln.

 

Filmisch besteht das Problem tatsächlich darin, daß der ans Herz gehende Roman, der die Ungerechtigkeiten der englischen Gesellschaft drastisch schildert, so wortwörtlich verfilmt worden ist, daß zwischen dem großen Zug und den vielen Herumrankungen letztlich der Zug der Geschichte ins Trudeln gerät. Diese mangelnde Festlegung auf die Struktur gilt auch für die Schauspieler. Welche Namen sind aufgeboten: Helena Bonham Carter ist die böse Miss Havisham, Ralph Fiennes gibt den Verbrecher und Sponsor und also guten Mann Abel Magwitch, Jeremy Irvine den erwachsenen Pip und das Bilderbuchgesicht der Holliday Grainger als Estella, deren Erziehung von Miss Havisham derart geplant war, daß sie die Männer durch Schönheit und Liebreiz gewinnt, sie aber mit Kälte und Ablehnung zerstört. Damit will die Miss sich rächen, daß sie im Hochzeitskleid dereinst sitzen gelassen wurde.

 

Ach so, die Geschichte. In aller Kürze: Ein Waisenkind wächst ambivalent heran, die Männer sind eher die Guten, die Frauen die Bösen. Da kommt die Nachricht, Pip habe einen Wohltäter, der seine weitere Bildung und Ausbildung zum Gentleman finanziere. Er solle nur nicht neugierig sein und wissen wollen, wer. Er vermutet, es sei Miss Havisham, die sich das zu nutze macht, in Wirklichkeit ist es jedoch...na, das weiß jetzt jeder. Und da dieser aus dem Ausland zurückkehrt, wo er in Sicherheit war, während er in England gesucht wird, fällt das Kartengebäude zusammen. Der prunkvolle Aufstieg des Pip wird zum elenden Abstieg. Es ist doch besser, durch eigene Arbeit in der Provinz glücklich zu werden. Nicht so hoch hinaus, es geht übel aus. Übrigens, wir haben den Film gerne angesehen, einfach weil das damalige England optisch opulent ausfällt, im Guten wie im Schlechten. Und um beides geht es jeweils Charles Dickens auch.

 

 

DIE TOCHTER MEINES BESTEN FREUNDES

 

Schon durch die Mitwirkung des „Dr. House“, also Hugh Laurie, gab es hier große Erwartungen auf einen schrägen unterhaltsamen Film. Herausgekommen ist jedoch bei der flotten Geschichte, daß sich zwei Familien in einem typischen amerikanischen Vorort in die Quere kommen, weil die Tochter des einen nicht mit dem anderen, sondern mit dessen Vater Liebe machen will, was nicht gut gehen kann, was aber nicht besonders unter die Haut geht, weil das angebliche Liebespaar eher wie Vater und Tochter wirken.

 

LOLA GEGEN DEN REST DER WELT

 

Ebenfalls ein amerikanischer Film, in dem Lola nicht rennt, sondern in einem Selbstfindungsfilm Männer ausprobiert, woran der Zuschauer teilhat. Schließlich hat Lola genug davon, sich immer nur über andere zu definieren und macht sich innerlich unabhängig.

 

 

APPARITION – DUNKLE ERSCHEINUNG

 

Ein Horrorfilm, der nicht nur so genannt wird, sondern auch einer ist, weil die neue Freundin des Mannes, der seine vorherige durch das Saugen durch die Wand durch eine dunkle Macht verlor, merkt, daß irgendetwas gerade schief läuft.

 

MY WAY – MEIN LEBEN FÜR DEN CHANSON

 

Es geht um den französischen Pop-Star und Chansonsänger Cloclo, Claude Francois, der in Ägypten geboren wurde, mit der Familie nach Frankreich kam und ab 1962 ein großer Liebling der Franzosen wurde.