DAS JIDDISCHE KINO am Mittwoch, 19. Dezember um 20 Uhr im Filmmuseum in Frankfurt am Main

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Schreck sitzt einem jetzt noch in den Knochen. Eben hatte man ihn noch gesehen und auf einmal war er tot. Im August verstarb Ronny Loewy, langjähriger Mitarbeiter und Freund des Deutschen Filminstituts, im Alter von nur 66 Jahren.

 

Wer ihn den leidenschaftlichen Filmenthusiasten gekannt hat, weiß von seinen Verdiensten, die nun zu einer Gedenkveranstaltung im Dezember im Filmmuseum führen. Das ist ein schöner und ein angemessener Akt. Der Filmwissenschaftler hat die Arbeit des Kommunalen Kinos, des Deutschen Filmmuseums und des Deutschen Filminstituts in Frankfurt am Main mehr als 30 Jahre lang entscheidend mit geprägt.

 

In den 1980er Jahren war er maßgeblich an der Konzeption der ersten Dauerausstellung des Museums beteiligt. Mit seiner Ausstellung "Von Babelsberg nach Hollywood. Filmemigration aus Nazideutschland" gab er entscheidende Impulse für eine neue Exilforschung. Zu Beginn der 1990er Jahre leitete Ronny Loewy das Kommunale Kino in Frankfurt. Er war Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft "Cinematographie des Holocaust", deren Jahrestagungen in Frankfurt, Berlin, Hamburg, Wien oder Budapest er als international anerkannter Filmhistoriker leitete. Zudem koordinierte er das europäische Standardisierungsprojekt, das den vereinfachten Austausch von Datenbanken zum Ziel hatte. Als Lektor und Autor war Ronny Loewy für zahlreiche Publikationen produktiv tätig, z.B. FILMEXIL.

 

Wer ihn kannte, kannte auch seine Brüder. Der Vater Ernst Loewy war Literaturwissenschaftler und Exilforscher. Er konnte das Dritte Reich überleben, weil er 1936 nach Palästina gelangen konnte. Dort ließ er sich zum Bibliothekar ausbilden, hatten aber seinen Sehnsuchtsort in der Deutschen Literatur. Zwischen 1935 und 38 schrieb er die Briefe, die erst 1997 als JUGEND IN PALÄSTINA. BRIEFE AN DIE ELTERN 1935-1938 veröffentlicht wurden. 1944 heiratete er in Israel und 1946 wurde in Tel Aviv Ronny Loewy geboren. 1951 folgte Sohn Peter, der als Lehrer in Frankfurt arbeitet und sich als Fotograf spezieller Gegenstände einen Namen machte, denn 1956 übersiedelte die Familie in die Bundesrepublik, obwohl ihm damals erst einmal die DDR geeigneter erschien.

 

Ernst Loewy leitete die Judaica-Abteilung der Universitätsbibliothek der Johann-Wolfgang-Goethe Universität. 1961 wurde Sohn Hanno geboren, der als Publizist und Medienwissenschaftler von 1990 bis 2000 als Gründungsdirektor das Fritz-Bauer-Institut an der Frankfurter Universität aufbaute. Seit 2004 leitet er das Jüdische Museum Hohenems. Ronny Loewy war also in Israel und Westdeutschland aufgewachsen und hatte im Frankfurt der 60er Jahre ab 1966 Soziologie und Philosophie studiert. Der Weg führte ihn von Anfang an zum Film. Erst hat er in Hannover ab 1970 das Programm des Kommunalen Kinos gestaltet, dann ab 1982 für das entstehende Deutsche Filmmuseum in Frankfurt als Kurator einen Teil der Dauerausstellung konzipiert und auf allen und in allen Bereichen mitgearbeitet. Man sah ihn immer bei den Veranstaltungen, er gehörte zu den Gesichtern des Filmmuseums.

 

In Erinnerung an Ronny Loewy lädt das Kino des Deutschen Filmmuseums zu einem Gedenkabend ein und zeigt zu seinen Ehren seinen Dokumentarfilm DAS JIDDISCHE KINO. Thematisch hat Ronny Loewy auf diesem Feld Pionierarbeit geleistet. Zu diesem Anlass ist die Dokumentation erstmalig im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen..

 

Mittwoch, 19. Dezember, 20 Uhr

 

DAS JIDDISCHE KINO (Deutschland 1982/83)

R: Ronny Loewy, Walter Schobert, Hanspeter Kochenrath

45 Min. Dokumentarfilm

 

 

www.deutsches-filminstitut.de

www.deutsches-filmmuseum.de