Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. Dezember 2012, Teil 2
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Aus der Zeit gefallen schien einem auf der Berlinale 2012 dieser portugiesische Film, noch dazu in Schwarzweiß. Das ist das Tolle am Kino, an diesen so unterschiedlichen Filmen, daß sie in den Zuschauern alles mögliche hervorrufen, wobei die Fähigkeit zur Empathie wächst.
TABU: Eine Geschichte von Liebe und Schuld
Miguel Gomes heißt der Regisseur, der sich so etwas traut. Wie viel im Verlauf der 110 Minuten tatsächlich passiert, fragt man sich nicht mehr, denn dann ist man längst dem sanft Gesponnenen verfallen, das in Schwarzweiß und einem sanften Erzählton daherkommt, wie man ihn beispielsweise aus Alexander Kluges Filmen kennt, mit dem dieser Film außer dessen Stimme nichts zu tun hat. Von daher ist auch schwierig, die Handlung zu erzählen, denn genauso wichtig ist das Geraune und die Natur. Den ganzen Film kann man sowieso erst dann für sich einordnen, wenn man dies als Hommage an Friedrich Wilhelm Murnau versteht, der nicht nur TABU drehte, sondern dessen Meisterwerk SUNRISE auf Portugiesisch AURORA heißt, wie in diesem Film nun die geheime Hauptperson heißt, um die sich die zupackende Pilar kümmert, wobei man auch deuten kann, daß dieser Name in seiner Bedeutung SÄULE heißt.
Pilar führt uns durch den ersten Teil, wo wir ihre Kinosehnsüchte kennenlernen, die Geschichten von Liebe und Tod, diese schönen traurigen Filme, denn Pilar, das sind wir Kinozuschauer selbst. Die Film-Pilar betreut wie eine altruistische alte Jungfer, dazu noch die Nachbarin Aurora die alt geworden eine Spielerkarriere macht, in sich aber ihr Leben verschlossen trägt, zu dem ein Mann gehört, den sie Pilar bittet, aufzutreiben. Das gelingt dieser und sie vernimmt eine Geschichte, eine Liebesgeschichte, die sie nie vermutet hätte.
Wir aber erleben zur Hälfte des Films ein Hineinkatapultieren in Traumzustände. Zuerst ist man schockiert, daß aus einem normalen Film auf einmal verwunschene und wie aus vergangenen Zeiten herrührende Bilder einen erreichen, die fast stumm bleiben. Afrika, wie es mal war. Europäische Kolonialisten, wie sie einmal waren. Aurora, wie sie einmal war und wie sie mit ihrem Liebhaber eine Liebe erlebte, die dann für das Leben reichte, nein: reichen mußte. Was die Menschen sich alles antun, und was eine individuelle Geschichte mit dem Raum und der Zeit zu tun hat, erzählt dieser Film, der so viele Aspekte hat, wie das Leben selbst.
SAGRADA
Nur von Portugal die Mittelmeerküste entlang bis Barcelona und schon sind wir im zweiten Film, einer Dokumentation. Die Sagrada Familia ist als Bau so ungewöhnlich wie ihre nach 125 Jahren wohl nie abzuschließende Geschichte. Gaudí ist der Architekt, den man am besten mit dem Begriff des Organischen beschreibt und an dessen Ideen sich so viele immer noch abarbeiten, denn die Fassadengestaltung und das meiste im Inneren muß in seinem Sinne ergänzt werden, wozu unglaublich viele Menschen Beiträge leisten, die hier eine Stimme erhalten.
WINTERNOMADEN
Das sind hier die 800 Schafe und ihre begleitenden Menschen – zwei Hirten – und drei Esel und vier Hunde. Sie ziehen durch Wiesen und Wälder der französischen Schweiz und lernen eine junge an, die so ein Leben erst lernen muß, das archaisch und ganz dicht an der Natur stattfindet.
SAMMYS ABENTEUER 2
Der Animationsfilm setzt die Abenteuer von Sammy und Rai, die Schlingel in Schildkrötengestalt fort. Als sie sich so richtig entspannen, kommt ein bösartiger Fischer daher, fängt sie und verkauft sie an ein Aquarium. Sie sinnen auf Rache und Flucht.
JESUS LIEBT MICH
Das wollen wir ganz genau berichten, weshalb eine eigene Ankündigung einer Aufführung in Frankfurt folgt und darüber zudem ein Bericht kommt.
END OF WATCH
Bitte die Einzelkritik vom heutigen Tag verfolgen.
INFO:
tabu auf der Berlinale:
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kino/435-tabu