Hanswerners Berlinale Tagebuch (3)
Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - Die Kommissare Nina Rubin und Robert Karow schlendern über den roten Teppich zum Berlinale Palast. Während der Gala-Premiere des Streifens „Meta“ zerren sie im Parterre Regisseur Michael Schwarz aus der rechten ersten Reihe (da wo ich immer in den Pressevorführungen sitze) zum Verhör. In seinem neuen Film geschieht ein Mord, der haargenau dem aktuellen Mordfall der Berliner Ermittler gleicht.
Doch bei dieser Begebenheit geht es um einen Film im neuen Tatort-Film, der im letzten Jahr bei den Filmfestspielen gedreht wurde. Zum ersten Mal durfte bei der Berlinale ein Film entstehen. Morgen Abend kann man als Tatort-Zuschauer direkt an der Berlinale teilnehmen und sich fragen: Kopiert hier der Film das Leben oder das Leben den Film?
Aber Wirklichkeitsnähe ist eigentlich nicht gefragt. Weder dieser noch die vielen innovativen, dadurch aber auch umstrittenen Tatorte im letzten Jahr, bilden wirkliche Ermittlungsarbeit ab (was manche Zuschauer ja fordern). Stattdessen kann man spannende Filme mit überraschenden Wendungen und formal erstaunlichen Neuerungen im TV erleben - anstatt dröger Ermittlungen in Istanbul oder Ostfriesland.
Wie in Berlinale oder Tatort-Filmen entstehen aus gesellschaftlich relevanten Themen um Flüchtlinge, künstliche Befruchtung, Terrorismus oder Digitalisierung brisante Geschichten. Verbrechen werden von Ermittlern bearbeitet, die - wie andere Menschen auch - in heiklen Beziehungen stecken oder Probleme haben. Mit beachtlichen cineastischen Mitteln werden sie in Szene gesetzt, wie neulich der Frankfurter Tatort „Fürchte Dich“. Der wird wohl als erster Fantasy-Film in diesem Genre in die Geschichte eingehen.
Es ist eigentlich schade, dass manche Tatorte nicht auf der Berlinale gezeigt werden, wie „Speewaldkrimis“, die hier Premiere hatten. Denn so innovativ wie Berlinale-Filme kann auch der Tatort sein.
Also bis Sonntagabend um 20.15 Uhr
Foto:
Die Kommissare Nina Rubin und Robert Karow © ARD