berl18 damselDer Wettbewerb der 68. Berlinale vom 15. bis 25. Februar, Film 2

Claudia Schulmerich

Berlin (Weltexpresso) – Was macht man, wenn man heutzutage, wie die Brüder David und Nathan Zellner aus Colorado, einen Western drehen möchte. So wie das mal war, mit den testosterongesteuerten Männern, den sozialen Klassenunterschieden und den Indianern geht das nicht mehr, das ist, wie man sagt ‚abgefrühstückt‘. Also muß eine Frau her und zwar eine starke und mutige und dann auch noch besonders schöne Frau.

Gefunden haben sie diese in Penelope (Mia Wasikowska), wobei wir das ‚sie‘ absichtlich benutzten, denn gleich mehrere Männer vergucken sich in die ländliche Schöne, wobei diese Männer Penelope gar nicht erst fragen, sondern davon ausgehen, daß die Krone der weiblichen Schöpfung natürlich genau diesen Mann erwählt. So geht es vor allem Samuel Alabaster (Robert Pattinson). Und genauso fängt der Film lebenslustig an, wenn im ländlichen Tanz im Ringelpiez Samuel und Penelope als Paar tanzen, daß die Bude kracht, das Stroh aufgewirbelt wird und der Tänzer seine Partnerin auf Händen trägt, wie im Bild zu sehen ist..

Wenn dann ein jäher Schnitt kommt und wir auf einmal Samuel mit kleinem Maultier auf dem Boot über den See ankommen sehen, denkt man sich erst einmal, aha, jetzt kommt die Rückblende, wie die beiden zu dem tanzenden Paar wurden, das man für eine Hochzeit halten konnte. Doch nein, falscher Weg. Nix mit Rückblende, es wird linear erzählt und schnell bekommen wir bei diesem total naiven jungen Kerl Samuel mit, daß er völlig davon überzeugt ist, daß die Liebe, die in seinem Herzen für Penelope immer stärker wächst, auch in ihrm Herzen Wurzeln geschlagen hat.

Den Verlobungsring hat er schon bei sich und dem Pfarrer des nächstgelegenen Ortes hat er einen Brief geschrieben, daß er seine Dienste zwecks Eheschließung brauche, wozu der Pfarrer mit ihm eine kleine Reise machen müsse, wofür er gut entlohnt wird. Der ahnungslose Zuschauer, der ja erst einmal die Gedanken, Gefühle und Handlungen des Samuel nachspürt, der gleich um Penelopes Hand anhält, wird in der Folge ziemlich überrascht. Zwar hatte Samuel auf dem Weg zu der Schönen dem ziemlich versoffenen Pfarrer, der zudem kein richtiger ist, sondern diese Rolle als Lebensrolle spielt, schon verklickert, daß da Probleme kommen könnten, denn seine Penelope sei von einem anderem, diesem Ekelpaket entführt worden und müsse erst befreit werden.

Doch, daß dies alles eine Kopfgeburt von Samuel ist, weil er sich ein Leben mit Penelope zurechtträumt, zurechtzimmert, am Schluß zurechtgtätet, das wird mit dem Schuß, mit dem der vermeintliche Pfarrer den vermeintlichen Entführer umlegt (falls das noch nicht langte, feuert Samuel auch noch einige Salven auf diesen ab) jäh deutlich: Penelope stürzt aus dem Haus, wirft sich über den Leichnam ihres geliebten Mannes, mit dem sie glücklich war.

Da schluckt nicht nur der Pfarrer, sondern auch der Zuschauer, während Samuel unverdrossen, die gerade zur Witwe gewordene Penelope mit einem Heiratsantrag an den Rand des Wahnsinns bringt, bzw., diese sehr an sich halten muß, Samuel nicht sofort zu erschießen. Denn ihren Mann steht diese Frau, die sofort die Beerdigung organisiert, wozu sie die Dienste des Pfarrers gut brauchen kann.

Halt. Natürlich könnte man die verwirrende Geschichte, die den Zuschauer wirklich überrascht, weitererzählen, aber wichtiger ist die Machart des Ganzen. Denn solche Begriffe wie skurril oder absurd, kommen einem beim Zuschauen immer wieder in denSinn. Anderen Zuschauern kommt aber auch die Wertung: Unsinn in den Sinn. Denn so ganz weiß man wirklich nicht, warum im Jahr 2018 dieser Film über eine untergegangene Welt erzählt. Für mich war das wiederum so abseitig und durch die unerschrockene Haltung und Handlungsweise der Penelope, ganz westernlike, auch wieder subversiv, daß ich dem so ernsthaften, wie satirischen oder parodierenden Spiel gerne zuschaute, es aber gut verstehen kann, wenn andere rätseln, was das alles solle und den Film in den Orkus wünschen.

Foto:
die beiden Haptdarsteller © berlinale.de


Info:
Darsteller
Samuel Alabaster     Robert Pattinson
Penelope Parson      Mia Wasikowska
Henry Rufus              David Zellner
Cornell Zachariah     Nathan Zellner
Running Bear Bar    Joe Billingiere Morgan
Prairie Crooner .       Russell Mael