f docteurknockSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. Februar 2018, Teil 5

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nein, das wäre ungerecht, daß angesichts der Anforderung der Filmbesprechungen zur BERLINALE dieser Film aus Frankreich unter den Tisch fiele. Es wäre ungerecht nur aus einem einzigen, aber wichtigen Grund: wegen des Hauptdarstellers Omar Sy, der wieder einmal so umwerfend warmherzig, sympathisch, tollpatschig-kühn und kein bißchen kitschig agiert, daß einem die Geschichte um ihn herum gar nicht so wichtig wäre. Dabei hat die es in sich.

Und es ist keine neue Geschichte und sogar eine von einem bösen Betrüger. Nur wird in diesem Film unter der Hand eine, wo der, der ja tatsächlich ein Betrüger ist, dies nur alles zum Vorteil der von ihm Begünstigten tut. Er selber ist also eigentlich der Wohltäter, der seine Gaben verstreut. Und was seine Vorgänger angeht, denn die Geschichte handelt selbst vom Vorgänger, hat aber auch welche, so war das ein Theaterstück von Jules Romain aus den Zwanziger Jahren, wo es um den Machtmißbrauch der Medizin und auch um den aufziehenden Nationalsozialismus geht, was alles übel ausgeht. Das ist alles mehrfach, auch in Deutschland verfilmt worden. Aber das ist alles gleichzeitig akademisches Gerede, denn durch die Besetzung mit Omar Sy – das komödiantische umwerfende Talent dieses Schauspielers ist nicht nur seit ZIEMLICH BESTE FREUNDE bekannt, sondern bestätigte sich in HEUTE BIN ICH SAMBA oder PLÖTZLICH PAPA, wo nette Filme zu etwas Besonderem werden – ändert sich alles

Hier gibt Omar Sy den Arzt, der frisch mit Abschluß in die Provinz kommt und viel Geld verdienen will, schließlich hat er lange darauf hingearbeitet und sein ganzes Leben darauf ausgerichtet. Kennengelernt hatten wir ihn schon, als er von der Polizei verfolgt auf einem Kreuzfahrtschiff gelandet war und dort fälschlich für den erwarteten Doktor gehalten wurde. Also spielte er ihn und zwar so überzeugend, daß sein späteres Medizinstudium für ihn eine ausgemacht Sache ist. Und wir haben dazugelernt, wie man Leute mit Sonnenbrand so behandelt, daß sie gesund werden. Es kommt nur auf die Suggestion an. Auf die Autosuggestion, die man in Gang setzen muß. Also, der Verbrannten erzählen, daß man eine Salbe auftrage, die aus dem Fruchtstempelsekret einer am Fuß des Fudschiijama nur alle sieben Jahre blühenden Pflanze gewonnen worden ist. Was die glaubt und schnell gesundet, obwohl ja Knock nur das Walfett aus den Küchenabfällen aufbereitet hat. Dazu braucht‘s nur etwas destilliertes Wasser und Orangenblütenextrakt...

Also echt, bei diesem Knock kann man in die Lehre gehen. Denn er macht die Leute glücklich. Dabei ist er jetzt, frisch von der Uni, ja doch ein richtiger Arzt, zwar ein Berufsanfänger, aber immerhin. Daß er der einzige Bewerber auf die Stelle soweit weg vom Landeszentrum Paris ist, muß er ja nicht weitererzählen.

Und dann war da noch etwas. Aber das lassen wir aus und gehen voran, die Geschichte geht weiter und er ist jetzt der junge Landarzt in St. Maurice. Doch die Einwohner brauchen gar keinen Arzt, die sind entweder gesund oder brauchen den Arzt nur, damit er ihnen Hausmittelchen verschreibt, von denen sie eh wissen. Aber bei so was verdient man nichts und Knock will reich werden und ein unterhaltsames Leben führen, das auch. Doch schließlich ist dieser Knock mit reichlich Phantasie begabt und kann im Nu den Leuten Mittel einreden, daß, wenn man diese Mittel nicht sofort einnimmt oder auf die Haut aufträgt, der Tod schon vor der Tür steht. So ungefähr. Umgekehrt ist es auch nicht schlecht. Denn mit den Mittelchen werden sie schöner, größer, klüger, attraktiver und glücklicher. Das kostet was. Na und – bei dem Gegenwert.

Da gibt es erst mal den trinkenden Briefträger (Christian Hercq), die reiche Witwe (Hélène Vincent) und die jungen Hofgehilfin Adèle (Ana Girardot), die ihm aus der Hand fressen und alles kaufen, was er ihnen suggeriert. Nun gut, der Dorfpfarrer wittert Unheil und Adèle, in die Knock verliebt ist, wird echt schwer krank...

Doch die Sache mit der Klinik, in die er das Oberbordell verwandelt, das ja eigentlich ein Luxushotel war, das ist die allergrößte Geschichte und wenn Sie die nicht ansehen wollen in diesem rundherum komischen Film, dann sind Sie selber schuld.

Foto:
© Verleih

Info:
Darsteller:

Omar Sy, Alex Lutz, Ana Girardot, Sabine Azéma Pascal Elbé, Audrey Dana.