Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. März 2018, Teil 9
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Ein enttäuschender Film, der auf die berühmten Namen der Schauspieler Rachel Weisz und Colin Firth setzt und noch dazu nach einer wirklichen Tragödie gedreht wurde, aber diffus bleibt, was die Motive und Abläufe angeht.
Regisseur James Marsh hat schon manchen erfolgreichen Film (Die Entdeckung der Unendlichkeit) abgedreht und sich sicher von der Verfilmung des Dramas des englischen Amateurseglers Donald Crowhurst (Colin Firth) mehr versprochen. Dieser war einerseits ein Amateursegler, andererseits ging seine Elektronikfirma zunehmend schlecht und die Versorgung seiner Familie mit Ehefrau ( Rachel Weisz) und vielen Kindern wurde problematisch. Da schien ihm die Teilnahme an einem Segelwettbewerb mit einem hohen Gewinn genau das Richtige.
Welch ein Träumer, denkt man schon beim Zuschauen, denn es handelt sich um eine Weltumseglung, für die die SUNDAY TIMES 1968 einen hohen Preis aussetzte, für den, der in der kürzesten Zeit als Non-Stop-Einhandsegler die Umrundung schafft. Phantast Donald Crowhurst hält das für möglich und beginnt mit der finanziellen Unterstützung des Geschäftsmanns Stanley Best (Ken Stott) sein Unternehmen, das als erstes ein entsprechendes Boot erfordert. Zwar war er bisher nur Amateur, aber er ist grundsätzlich ein Erfinder, darin liegt seine Begabung und nun wird er technisch seinen Trimaran aufpolieren.
Leider lernt man im Film nicht viel über Segelboote. Das wäre wenigstens etwas. Der Rumpf ist das Entscheidende. Und da gibt es Boote mit einem, zweien oder drei Rümpfen und zusätzlich ist das Material wichtig, traditionell aus Holz, aber auch Aluminium oder Stahl und neu dann aus einem Kunststoff der Glasfasern enthält. Die Einrumpfboote sind wenig geeignet über solche Strecken zu kommen. Meist werden zwei Rümpfe gewählt, die sogenannten Katamarane oder eben, was Crowhurst wählte, ein Trimaran, also drei Rümpfe.
Doch das Ganze dauert und dazwischen ist das ganze Unternehmen immer wieder in Frage gestellt, denn der Bau kostet immer mehr Geld und die fehlenden Einnahmen für den Firmeninhaber erschweren seine finanzielle Situation, so daß er immer wieder Kredit braucht und schließlich sogar Haus und Firma verpfändet . Weil es also so lange dauert, haben wir dazwischen ausreichend Gelegenheit, die Familie und die liebevolle Ehe der Crowhursts mitzuerleben, die noch in den Sechziger Jahren das Familienidyll der 50er lebt. Das alles ist sehr betulich gebracht, was kein Fehler sein muß, weil die Familienideologie genau so war, aber nervt auf Dauer, weil kein adäquates Gegenüber die Geschichte vorantreibt.
Im Nachhinein ist der Bau des Ganzes schon genauso wenig systematisch angegangen und dem Zuschauer erklärt, wie er wohl tatsächlich war. Und darin liegt die Krux, wenn der Film dann das Auslaufen des Bootes angeht und den Verlauf des Wettbewerbs und damit das Überqueren der Weltmeere schildern will.
Das Boot ist immer noch nicht fertig, muß aber ins Wasser, weil der Wettbewerb im Jahr 1968 zwischen 1. Juni und 31. Oktober stattfindet und im Herbst/Winter die See zu rau wird. Also sticht unter großem öffentlichen Getöse Crowhurst in See. Für das Getöse ist der ehemalige Polizeireporter Rodney Hallworth (David Thewlis) zuständig, den Crowhurst engagiert hat und der fast stündlich die Presse mit Informationen versorgt, erst recht, als es endlich losgeht.
Die Route der Einhandsegler sollte über das Kap der guten Hoffnung, am Kap Leewin vorbei und das Kap Hoorn umschiffen. Die als Preis ausgesetzten 5 000 Pfund wären heute circa 84 000 Euro wert. Teilgenommen haben neun Segler, wobei vier schon innerhalb des Atlantik aufgaben und mit den übrigen hatte es eine besondere Bewandtnis, wobei Crowhurst der letzte war, der am letzten Tag, am 31. Oktober startete.
Machen wir es kurz, wobei der Film es dann lang laufen läßt, von Anfang an wird Crowhurst klar, daß er nicht gewinnen kann, eine Katastrophe nach der anderen zwingt ihn, der Realität ins Auge zu blicken. Doch er will nicht aufgeben, weshalb er ein Doppelspiel beginnt, das ihn dann überrollt. Er gibt falsche Informationen per Funk, spricht von Orten, wo er schon sei, die nicht stimmen, denn noch im Atlantik beschließt er, das Boot treiben zu lassen und mit Hilfe gefälschter Logbücher nachher so zu tun, als ob er die Strecke zurückgelegt habe. Alle möglichen scheitern und sein Sprecher bringt immer noch Erfolgsmeldungen, als er schon längst nichts mehr von ihm hört.
Am 1. Juli 1969, das war der 243. Tag der Reise notierte er exakt, was er tat, und ging – wahnsinnig geworden – mit dem Schiffschronometer und dem gefälschten Logbuch ins Wasser. Tatsächlich wurde das Schiff schon neun Tage später entdeckt, ohne ihn. Der Sieger stiftete sein Preisgeld der Witwe von Donald Crowhurst.
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Besetzung:
Donald Crowhurst Colin Firth
Rachel Weisz Clare Crowhurst
David Thewlis Rodney Hallworth
Ken Stott Stanley Best