f herrlSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Mai 2018, Teil 1

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Also, wir haben gelacht. Uns gefällt diese durchgeknallte Geschichte, die kein Blatt vor den Mund nimmt und eine mehr als barocke Lebensgestaltung parodistisch vor uns ausbreitet, wobei das ungebremste Rheinländisch von Hausbesitzer Claus Müller-Todt (Oliver Masucci) einen Höhepunkt darstellt.

Übrigens ist diesmal nicht alles von Regisseur Oskar Roehler erfunden, sondern das Drehbuch ist ‚frei nach Motiven des Romans SUBS von Thor Kunkel‘ zusammengestellt und die Geschichte geht so: Eine migräneanfällige, völlig überspannte Frau, Evi Müller-Todt (Katja Riemann mit bemerkenswerter Frisur), eigentlich Gartenarchitektin, aber leicht überfordert, weil angeblich übersensibel, - was man immer dann nachvollziehen kann, wenn ihr, ihr äußerst zugetaner Mann derb, laut und direkt Rheinländisch spricht - lebt in einer Villa zusammen mit ihrem Mann Claus, der das dicke Geld einsackt, denn er ist Schönheitschirurg und seiner Frau in einer stilisierten Liebe verbunden.

Außerdem macht Müller Todt etwas, was jedem mal passieren kann. Er macht einen Witz. Zu seinem Schaden aber in einer Anzeige, mit der er eine neue Putzfrau für sein geräumiges Anwesen, eine große Villa, noch ohne Schwimmbad, finden will. Die alte hat übrigens die Faxen dicke gehabt und ist unter Zurücklassung der Unordnung gegangen. Mit der Anzeige „Sklave/im“ gesucht, will er wohl eine intelligente Putze auf sich als Obermacker aufmerksam zu machen. Allein, die Anzeige wird anders verstanden. Die sexuelle Revolution hat nicht vergessen, ihre Bahnsteigkarte zu kaufen und steht aufgrund der Anzeige vor der Tür des künftigen Arbeitgebers. In Gruppen! Und in Lack und Leder, mit Peitsche, aber auch halbnackt bieten sich die kuriosesten Gestalten für die Lebensgestaltung der Müller-Todts an. Ehefrau Evi ist entsetzt, weg mit allen, was kein Problem ist, denn flugs steht einer vor der Tür, der sich als genau der anpreist, den sie brauchen.

Es ist Bartos (Samuel Finzi, der wieder so elegant durchtrieben spielt, daß es eine Freude ist), der sich als Knecht seines Herrn versteht, dies aber in traditioneller Weise, er schuftet, der Herr zahlt. Er kann alles, er putzt, er kocht, er wartet auf und so sind die beiden arbeitsmüden Müller-Todts auf einmal im eigenen Heim wie die verwöhnten Gäste. Es kommt noch besser. Nachdem sie von Bartos begeistert sind, kommt auch die schöne Gattin Lana (Lize Feryn), die das Glück perfekt macht. Doch dann gerät alles aus den Fugen, was ganz schlicht beginnt. Im Garten würde ein Schwimmbad das Glück vervollständigen. Auch das übernimmt Bartos, der ja aus einem der osteuropäischen Länder kommend hier die besten Kontakte für Handwerker und anderes Gewimmel hat. Und was dann vor sich geht, kann man kaum mehr schildern, weil es eine Selbstläufigkeit gewinnt, die alles überrollt. Auch ein wenig den Zuschauer.

Aber muß das nicht sein, in einer Gesellschaft, in der die Differenz zwischen Reich und Arm derart aufbricht und die sogenannte Schere sich immer weiter auftut, ohne daß lauter Protest ertönt?  Was tun die Saturierten und die, die sich jeden materiellen Wunsch erfüllen können? Weiter den Luxus hofieren, noch mehr, mehr, mehr. Und die anderen? Die, die auch dazugehören wollen, zur besseren Gesellschaft. Böse ist der Blick auf uns, bitterböse, aber nicht zu unrecht.

Foto: 
© Verleih

Info:
BESETZUNG

Evi Müller-Todt             KATJA RIEMANN
Claus Müller-Todt        OLIVER MASUCCI
Bartos                          SAMUEL FINZI
Lana                             LIZE FERYN
Mohammed Al Thani   YASIN EL HARROUK
Schwester Ottla           Margarita Broich
Karlotta                        Andrea Sawatzki
Patient                         Alexander Beyer
Domina                        Katy Karrenbauer
Tarek                            Aslan Aslan
Chefarzt                      Gottfried Vollmer
u.v.a.

STAB

Regie            OSKAR ROEHLER
Drehbuch     JAN BERGER
frei nach Motiven des Romans „Subs“ von Thor Kunkel