Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 31. Mai 2018, Teil 7
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Kurz zusammengefaßt kann man sagen: den Inhalt kennt jeder: ältere Frau, die immer für den geschäftigen Mann den Rücken frei gehalten hat, erfährt von seiner Untreue, geht auf und davon, lernt überhaupt erst einmal sich selbst und ein neues Leben kennen, ja einen anderen Mann auch. Alles aber vorhersehbar. Schon. Aber wie das gemacht ist, mit welchem Sentiment spielfreudige Schauspieler uns das ewige Thema nahebringen, das spricht für den Film.
Und tatsächlich ist es so, daß je länger der Film voranschreitet, er immer besser gefällt. Aber von vorne. Wir sind bei der höheren Gesellschaft. Denn Mike (John Sessions) feiert gerade seinen Abschied vom Höheren Polizeidienst, der ihm sogar den Adel einbrachte. Seine Frau Lady Sandra Abbott (Imelda Staunton) schmeißt den Laden und hat die große Gesellschaft im feudalen Landsitz im Griff, sie freut sich schon darauf, im Ruhestand ihres Mannes nun auch selbst von ihm stärker wahrgenommen zu werden, mit ihm reist und alles nachholt, was zu kurz kam.
Hätte sie bloß nicht die Türe aufgemacht, die Türe zur Abstellkammer, wo sie ihre beste Freundin Pamela (Josie Lawrence) mit ihrem Mike erwischt – in eindeutiger Situation. So dachte sie, als es passierte. Aber im Nachhinein, war es goldrichtig, daß sie endlich verstand, was hier ein Leben lang ablief. Also packt sie erniedrigt und beleidigt ihre Koffer und geht. Nur wohin? Es gab ja immer nur ihn. Sie hat eine Schwester, mit der sie sich gründlich auseinandergelebt hat, aber dennoch ist sie die einzige, die ihr in den Sinn kommt. Sie fährt zu ihr nach London. Die Schwester Bif (Celia Imrie) wundert sich, versteht die Situation und versucht der Schwester zu helfen, in dem sie Sandra in ihr unkonventionelles Leben hineinzieht, das aus vielen Aktivitäten besteht, aber auch ein sehr bescheidenes Leben ist, denn Geld ist nicht vorhanden. Das Wichtigste ist das Tanzen. Und damit kommt ein zweites Thema in die Geschichte, das das erste Thema vorantreibt.
Denn beim Tanzen erkennt sie nach und nach, daß der beste Freund von Bif, den sie erst nicht leiden konnte, Charlie (Timothy Spall), ein Kauz, der auf einem Boot wohnt, ein wunderbarer Partner wird, erst nur beim Tanzen, aber...Es sind lauter Senioren, die beim Tanz aufleben und sogar Wettbewerbe bestreiten – und gewinnen. Und so kommt es, daß die Truppe nach Rom eingeladen wird. Natürlich hat Sandra immer wieder Anwandlungen von Sehnsucht nach ihrem gepflegten Zuhause, aber gleich im nächsten Moment erkennt sie ihre gegenwärtige Freiheit und neu gewonnene Lebenslust. Und das macht die Schauspielerin sinnlich für uns wahrnehmbar, von der Miene, der ganzen Körpersprache, der Kleidung, bis zur Stimmlage.
Wie auch immer es weitergeht, es wird ihr Leben sein und sie nie wieder Erfüllungsgehilfin für einen anderen sein. Ob es nötig war, die neue Bindung so deutlich zu zeigen, ist Geschmackssache. Für uns hätte es des neuen Mannes nicht bedurft, um zu zeigen, daß sich diese Frau persönlich entwickelt und noch allerhand drauf hat.
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Info:
DIE BESETZUNG
Sandra .............. Imelda Staunton
Charlie .............. Timothy Spall
Bif ......................Celia Imrie
Ted .....................David Hayman
Mike ...................John Sessions
Jackie ................Joanna Lumley
Pamela ...............Josie Lawrence
Corrina ............... Indra Ové