f tanzinsSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 31. Mai 2018,  Teil 9

N.N.

London (Weltexpresso) – Die Tanzgruppe und ihre Proben spielen eine zentrale Rolle in der Geschichte, die TANZ INS LEBEN erzählt. Regisseur Richard Loncraine hatte zwar in einige der Werbespots, die er zu Beginn seiner Karriere drehte, auch Tanzszenen eingebaut, aber noch nie so viele Tanzsequenzen zu inszenieren wie für TANZ INS LEBEN. „Vor den Tanzszenen fürchtete ich mich am meisten, es gibt so viele in diesem Film“, gibt Loncraine offen zu.

Bei diesen Szenen gab es vieles zu bedenken und zu berücksichtigen, nicht zuletzt auch die Frage, wie gut die Figuren und damit die Schauspieler im Film tanzen können mussten. „Zunächst einmal sind die Figuren und ihre Darsteller keine professionellen Tänzer“, fährt Loncraine fort. „Sie mussten schon gut tanzen können, aber eben nicht so gut, dass es lächerlich wirken würde.“

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Diese Balance einzuhalten, war laut Loncraine eine Gratwanderung: „Sie mussten auf jeden Fall besser sein als die meisten Durchschnittstänzer, schließlich will man im Kino nicht das wirkliche Leben sehen. Vielmehr will man etwas sehen, dass ein bisschen größer als die Realität ist.“

Ein weiterer wichtiger Überlegungspunkt war das Kriterium, dass die Tanzsequenzen von zentraler Bedeutung für die Handlung sein mussten und nicht nur ein dramaturgischer Nebenschauplatz sein durften. Wenn Sandra also ihre Schwester zu ihrer Tanzgruppe begleitet, dann holt sie das nicht nur aus ihrer Komfortzone heraus, sondern bringt sie auch in Kontakt mit neuen Leuten.

Was das Tanzen bei ihrer Figur auslöst, erläutert Imelda Staunton im Detail. „Wenn sie tanzt, kann sie sich freier fühlen und Facetten von sich zeigen, die seit vielen, vielen Jahren sozusagen weggeschlossen blieben. Es gibt viele Frauen und Männer, die in miesen Ehen gefangen sind und nicht erkennen, wie schlecht es ihnen dabei eigentlich geht. Meiner Ansicht nach bringen Frauen viele Opfer – um ihrer Ehe und ihres Partners willen. Sie ordnen ihr eigenes Leben dem ihres Mannes unter, und genau das hat meine Figur getan. Für sie ist es wunderbar, sich davon zu lösen und wieder mit ihrer Schwester zusammen sein zu können, die so frei lebt und unkompliziert ist. Das Tanzen gibt Sandra eine reelle Chance, sich zu befreien.“

Dank der Tanzgruppe öffnet sich für Sandra auch die Tür zu einer neuen Romanze, wie Timothy Spall näher erklärt. „Wenn Charlie und Sandra zum ersten Mal miteinander tanzen, entsteht dabei eine echte Verbindung zwischen den beiden. Man glaubt ja zu wissen, welche Leute solche Tanzgruppen besuchen. Dieser Film aber lässt uns sehr vielfältige Erfahrungen machen, lässt uns erkennen, wie vielschichtig diese Figuren sind.“

„Tanzen bringt all diese Menschen zusammen, ist Dreh- und Angelpunkt dieser Beziehungen“, fährt Timothy Spall fort. „Sie treffen sich alle beim Tanzen. Und sie nehmen es ernst genug, dass sie es auch gut machen wollen. Es ist eine Art Selbsthilfegruppe.“

Tatsächlich spendet die Tanzgruppe allen Figuren, die dem Zuschauer im Film vorgestellt werden, etwas Trost, lässt sie ihre Sorgen eine Zeit lang vergessen. „Das Ganze ist wie eine Droge“, erläutert Spall weiter. „Es ist ein geselliges Treffen, ein Hobby, das eben diese Vorteile und nützlichen Effekte mit sich bringt.“

„Und wenn sie tanzen, ist eine Aura von Aufrichtigkeit spürbar“, fährt Timothy Spall fort. „Es ist eine Mischung aus Fähigkeit und Charme. Manchmal hat es mich sehr berührt, wenn ich dem Tanzen zusah. Wenn ich diese individuellen kleinen Triumphe, diese Sorgen und diese Trennungen, diese Unmenge an Erfahrung sehen konnte, die man in diesem Alter hat, in dem man nicht mehr als interessant gilt. Im Umfeld dieser Tanzgruppe sehen wir hier die Vielfältigkeit des Lebens. Es geht dabei nicht mürrisch zu. Es gibt Humor und echte Aufrichtigkeit.“

Spalls Bemerkungen kann Imelda Staunton nur zustimmen: „Wenn diese Leute zu einer Tanzgruppe gehen, dann ist das nicht nur komisch, sondern auch ziemlich berührend. Es geht nicht darum, wie gut sie tanzen! Vielmehr geht es darum, dass sie dadurch nicht einsam sind.“

„Teil einer Gruppe zu sein, ist wirklich wichtig“, betont Staunton. „Wir leben heute länger. Diese Menschen sind lebenslustig und temperamentvoll. Es steckt noch Kampflust in ihnen und auch Hoffnung. Und das alles gefällt mir sehr. Das Tanzen ist im Film eine Metapher für unser Innerstes, für unsere tiefsten Gefühle.“

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Joanna Lumley liebte es, dass TANZ INS LEBEN tanzende ältere Menschen in den Mittelpunkt stellt. „Menschen können sich aneinander festhalten, miteinander tanzen. Ältere Menschen werden dazu gebracht, aufzustehen und sich zu bewegen. Meiner Ansicht nach sollte Tanzen sogar Pflichtfach in der Schule werden.“

„Dieser Film feiert Freundschaft und Optimismus“, ergänzt die Schauspielerin. „Diese Menschen, die sich Tanzgruppen anschließen und alle miteinander gut auskommen, amüsieren sich. Und außerdem beherrschen sie Tänze, wie man es von 60- oder 70- Jährigen nicht erwarten würde.“

Die Tanzgruppe im Film musste ein vielfältiges Spektrum an Tänzen meistern, darunter Wiener Walzer, Jive, Disco und Salsa – ja sogar Schritte und Moves, die von den „verrückten Jungs“ höchstpersönlich, von den britischen Ska-Ikonen Madness inspiriert wurden. „Das Ganze war so vielfältig wie eine gut belegte Pizza“, vergleicht Timothy Spall lächelnd. „Ganz sicher keine Margherita, sondern eine Hawaii mit vielen weiteren Zutaten.“

Für die Tanzszenen zeichnet der australische Choreograf Ashley Wallen verantwortlich, der in seiner Karriere bereits mit der Girlgroup Sugababes und mit Stars wie Kylie Minogue, Will Young, Robbie Williams und Mariah Carey zusammengearbeitet hat. „Ashley sah sich zunächst einmal an, wie gut die Schauspieler tanzen konnten und schätzte dann ein, wie lange sie, ihren Fähigkeiten entsprechend, proben müssten“, blickt Produzent Andrew Berg zurück. „Im Grunde tanzten alle ziemlich gut. Celia, Imelda und Joanna waren schon am Anfang brillant. Oft war es einfach eine Sache des Selbstvertrauens.“

Choreograf Mark Jennings unterstützte Ashley Wallen, übernahm das tägliche Training mit den Akteuren. „Wir zeigen hier nicht nur typische Gesellschaftstänze“, betont Jennings. „Vielmehr sehen wir die Jungs einmal sogar den Robot [Street Dance Style] und bestimmte Hip-Hop-Moves machen. Sie mussten alle ein ganzes Spektrum an Tanzstilen meistern. Meiner Ansicht nach werden die Zuschauer etwas fassungslos und verblüfft sein, wie gut sie wirklich tanzen. Die Schauspieler fanden es toll, fuhren total darauf ab. Als Zuschauer spürt man wirklich den Impuls, dort mitzumachen!“

Den Kern der Tanzgruppe bildeten schließlich drei Haupt- und zwei Nebendarsteller des Films, komplettiert wurde die Gruppe von 15 professionellen Tänzern. „Insgesamt bestand die Truppe aus 20 Leuten“, erläutert Richard Loncraine. „Es waren fünf Schauspieler und 15 ehemalige Profitänzer, die in Musicals wie „A Chorus Line“ und „Hair“ aufgetreten waren. Und Mark Jennings fügt hinzu: „Tänzer glauben oft, dass mit 35 Jahren alles für sie vorbei ist. Aber einige unserer Tänzer waren 66 Jahre alt und fanden es noch immer toll! Durch das Tanzen haben sie neuen Schwung, neuen Lebensmut bekommen. Die Kameradschaft unter den Ensembletänzern und den Profis war bei den Dreharbeiten spürbar. Jeder war dem anderen gleichgestellt.“

Tatsächlich war es so, dass Imelda Staunton einige der Profitänzer schon seit Jahren kannte. Die Bühnenveteranin erinnert sich: „Als ich 1986 die Dorothy in einer Bühnenversion von „The Wizard of Oz“ spielte, die von der Royal Shakespeare Company aufgeführt wurde, war einer unserer Tänzer mit dabei. Ich fühlte mich sehr wohl, wie saßen alle im selben Boot.“

Foto:
© Verleih

Info:
Gekürzter Abdruck aus dem Presseheft 

DIE BESETZUNG
Sandra .............. Imelda Staunton
Charlie .............. Timothy Spall
Bif ......................Celia Imrie
Ted .....................David Hayman
Mike ...................John Sessions
Jackie ................Joanna Lumley
Pamela ...............osie Lawrence
Corrina ...............Indra Ové