HALALELUJA – IREN SIND MENSCHLICH

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. Juni 2018, Teil 1

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Sie haben es schon schwer, diese fremdländischen jungen Männer, die in ihren Kulturen mit dem herkömmlichen Männerbild nicht mehr zurechtkommen, noch kein eigenes neues haben und nun in einer westlichen Welt zurechtkommen müssen, die Männerbilder auch nicht gerade als Vorbilder gestrickt hat.

Ragdan (Aziz) Nikesh Patel) aus Indien ist so einer und die Bezeichnung ‚aus Indien‘ ist schon verkehrt, denn der junge Moslem ist ja in England aufgewachsen, wo die Familie lebt und wo der erfolgreiche Geschäftsmann Amir Aziz (Art Malik) und Vater ihn nun nach indischen traditionellen Verfahren verheiraten will, also Ragdan nicht gefragt wird, weder, ob er überhaupt heiraten will, noch ob ihm die oktroyierte Braut gefällt. Nichts wie weg. Und deshalb ist er nach Sligo gegangen, wo sein Onkel lebt, das ist ein kleiner irischer Küstenort, tote Hose sozusagen und genau richtig, wenn man leben will, wie man will. Für Ragdan heißt das, in den Tag hineinzuleben, das Meer und das Surfen auf den Wellen zu genießen und sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun, die hier Neville (Jerry Iwu) und Derek (Stephen Cromwell) heißen.

Am liebsten mit Maeve Logan (Sarah Bolger) , die er nicht nur mag, sondern die für ihn die große Liebe wird. Das sieht deren Vater Martin Logan (Colm Meany) nicht so gerne, für den die Welt sowieso untergeht. Seine Frau ist auf und davon und als Geschäftsführer des Schlachthofs ist es auch vorbei, der ist einfach wegen wirtschaftlichem Mißerfolg geschlossen worden. Ach ja und dann ist da noch der Ex-Freund von Maeve, Jasper (David Kross hier im Bild), der das junge Glück stört, wo er kann.

Ragdans Onkel und seine Tante haben ihn lieb und unterstützen ihn in allem. Sein Geburtstagsfest soll etwas Besonderes werden. Das wird es auch, aber anders als gedacht. Erstens streitet er am Vorabend mit Maeve und zweitens steht sein ungeliebter Vater mit einem Geburtstagsgeschenk vor der Tür. Das kann er nicht in der Hand tragen, denn er hat den alten Schlachthof billig aufgekauft und sein Sohne soll daraus nun einen erfolgreichen Halal-Betrieb machen.

Das freut nun Maeves Vater, der seine Zukunft gesichert sieht und mit ihm das halbe Dorf, wo die meisten wie er arbeitslos sind. Also ans Werk. Was dann folgt, sind eine Reihe von Mißverständnissen, die eine gute Komödie, die immer die Tragödie streift ausmachen. Der ganze Film kommt mit leichter Hand daher und Regisseur Conor McDermottroe gelingt es, Plattheiten auszulassen und die komödiantischen Elemente sprühen zu lassen. Von daher ist der Film sehr viel sehenswerter, als man erst einmal ahnt, wenn man vom Inhalt hört.

Liest man dann noch darüber, daß eine solche Geschichte nicht rein erfunden ist, sondern historische Vorläufer hat, dann weiß man mehr darüber, daß auch auf dem Land kulturelle Vielfalt um sich greift.