Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. Juni 2018, Teil 1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Die 14jährige Lilith (Emma Bading) langweilt sich. Sie wird privat unterrichtet und lebt allein in einem Hochhaus ihres Vaters, denn der ist der Teufel (Samuel Finzi). Sie möchte endlich auch Spaß haben und nicht nur im Internet Gemeines anstellen.
Da sie meint, alt genug für den Außendienst zu sein, ihr Vater sie aber noch für zu jung hält, schlägt er ihr einen Deal vor: Sie darf für eine Woche auf die Erde, doch muss sie in dieser Zeit einen guten Menschen dazu zu bringen, Böses zu tun. Schafft sie das, darf sie im Außendienst bleiben, sonst winkt ein entsetzlich langweiliger Job in der Reservatenkammer im Keller - für immer. Doch Lilith ist sicher, dass das keine allzu große Herausforderung ist und schlägt ein. Damit steht der Deal.
Lilith hofft natürlich auf eine tolle Stelle in einer Großstadt, doch stattdessen landet sie im beschaulichen Kaff Birkenbrunn. Denn Liliths Vater hat mit der Familie Birnstein (Alwara Höfels und Oliver Korittke) die netteste, spießigste und alternativste Familie auf der Erde ausgesucht. Jetzt soll sie die gleichaltrige herzensgute und rechtschaffene Außenseiterin Greta Birnstein (Janina Fautz) verführen.
Lilith macht sich sofort mit gebotener Kaltblütigkeit an die Arbeit. Doch Greta erweist sich als härterer Brocken als gedacht, denn es sieht so aus, also trüge sie kein bisschen Boshaftigkeit in sich. Lilith läuft regelmäßig mit ihren fiesen Aktionen auf.
Doch dann merkt Lilith als sie den Schrank von Greta inspiziert, dass die heimlich in Carlo (Emilio Sakraya) verknallt ist, einer der angesagtesten Schüler, der sich nebenbei als Musiker versucht und in der Schule als notorischer Aufreißer bekannt ist. Lilith nutzt ihr Wissen aus und besticht Carlo mit 200 Euro: Er soll Greta vorspielen, er sei in sie verknallt, und sie nach drei Tagen wieder fallen lassen, damit Greta endlich mal eine ärgerliche Reaktion zeigt.
Doch dann lernt die eigentlich taffe Teufelstochter den Schulrowdy Samuel (Ludwig Simon) kennen, der sofort Interesse an ihr zeigt und in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Doch wie hatte ihr Vater sie gewarnt: Keine Umarmungen und schon gar keine Küsse, denn verliebte Teufel sind zu nichts mehr zu gebrauchen.
Lilith hat jetzt ein Problem, denn sie muss innerhalb von einer Woche Ergebnisse liefern, die ihren Vater zufrieden stellen und der hat sich zum Schulfest ankündigt. Er will sehen, was Lilith erreicht hat und wie viel Chaos sie stiften konnte. Lilith sieht sich schon in der Reservatenkammer vermodern, doch dann erhält sie Hilfe von unerwarteter Seite...
"Meine teuflisch gute Freundin" basiert auf dem Roman How to be really bad (2013) der Erfolgsautorin Hortense Ullrich, die vor allen durch ihre Reihe Freche Mädchen - Freche Bücher als eine der erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen bekannt geworden ist. Sie hat auch zusammen mit Regisseur Marco Petry das Drehbuch zum Film geschrieben.
Der Film ist nicht die typische Teenie-Romanze sondern er verbindet geschickt Fantasy mit Coming-of-Age und romantschen Gefühlen. Dabei stellen der Regisseur Marco Petry und die jungen Hauptdarsteller Emma Bading, Janina Fautz, Ludwig Simon und Emilio Sakraya wunderbar unter Beweis, wie frisch, spannend und unterhaltsam deutsche Filme für ein jugendliches Publikum sein können.
Besonders die beiden Hauptdarstellerinnen sind wunderbar gecastet. Janina Fautz spielt anrührend und komisch als durch und durch herzensgute und naiv unschuldige Greta, die es aber dann doch schafft, selbständig zu werden und sich damit aus den Fängen ihrer abgedrehten Familie befreien kann. Sie ist deshalb genau der passende Gegenpol zu Emma Badings durchtriebene und anfangs kaltschnäuzige Lilith. Bading spielt ihre Rolle als rothaariger Teufel einfach umwerfend und sie ist auch in der Lage Liliths Veränderungen facettenreich darzustellen. Die beiden Darsteller von Carlo und Simon, Emilio Sakraya und Ludwig Simon, können in ihren Rollen ebenso überzeugen. Aber auch den erwachsenen Darstellern Samuel Finzi, Alwara Höfels, Oliver Korittke, Axel Stein oder Johann von Bülow merkt man den Spaß an, mit dem sie ihre Rollen ausfüllen.
Der Film wurde von der FSK ab 6 Jahren freigegeben und von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" versehen. Die Jugendfilm-Jury vergibt die vollen vier Sterne, empfiehlt ihn allerdings erst ab 11 Jahren.
Insgesamt ist "Meine teuflisch gute Freundin" eine kurzweilige und flott inszenierte Unterhaltung nach einem tollen Drehbuch mit pfiffigen und authentischen Dialogen, charmantem Wortwitz und gut funktionierenden Pointen. Der Film ist eine gelungene Romanverfilmung des Buches von Hortense Ullrich. Die originelle Geschichte über die Tochter des Teufels ist erfrischend und hat den einen oder anderen Schlenker, den man so nicht unbedingt erwarten konnte, obwohl natürlich die Geschichte - wie bei Kinder- und Jugendkomödien zu erwarten - für alle Beteiligten gut ausgehen muss.
Vermutlich wird der Film vor allem Mädchen ansprechen, aber auch männliche Jugendliche werden sich gut unterhalten, denn der originelle und teuflisch gute Film ist für die ganze Familie empfehlenswert.
Foto: Greta (Janina Fautz) und Lilith (Emma Bading) © Wild Bunch Germany GmbH
Info:
Meine teuflisch gute Freundin (Deutschland 2018)
Genre: Jugendkomödie, Fantasyfilm, Romanverfilmung
Filmlänge: 99 Min.
Regie: Marco Petry
Drehbuch: Marco Petry und Hortense Ullrich
Darsteller: Emma Bading, Janina Fautz, Emilio Sakraya, Ludwig Simon, Samuel Finzi, Alwara Höfels, Oliver Korittke, Johann von Bülow, Axel Stein, Joyce Ilg u.a.
Verleih: Wild Bunch Germany GmbH
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 28.06.2018