N.N.
Paris (Weltexpresso) - Wie kam es zu dem Film?
Als ich nach einer Idee für mein neues Projekt suchte, bin ich durch Zufall bei YouTube auf einen Clip gestoßen, von den SINGENDEN PRIESTERN, der damals sehr großen Erfolg hatte: Drei Priester, die Klassiker der französischen Chansons nachsangen und mehr als eine 1 Million Alben verkauft und eine großartige Tournee gemacht haben. Was mich besonders beeindruckt hat, war, dass einer der drei Priester, der nur Seminarist war, am Ende der Tour sein Priesterdasein aufgegeben hat. Ich habe mich gefragt, was sich während der Tournee wohl in ihm verändert hat, dass ihn dazu gebracht hat, sich bewusst zu werden, dass es nicht nur Jesus im Leben gibt. Das war mein Ausgangspunkt. Und dann habe ich beschlossen, den Film auf die anderen Religionen auszuweiten.
Warum?
Ich bin selbst katholisch und auch so erzogen worden: ich wurde getauft, habe meine Kommunion und meine Firmung gemacht und ich war sogar in Lourdes! (Lacher) Ich kann also sagen, dass mir das Thema vertraut ist. Aber gleichzeitig habe ich mir auch gesagt, dass zweifellos nicht jeder etwas mit der christlichen Kultur anfangen kann. Da wir in Frankreich ja schon lange eine Debatte zwischen den drei monotheistischen Religionen führen, dachte ich mir, warum nicht eine Geschichte über einen Imam, einen Rabbi und einen Priester? Danach habe ich die Figuren mit der Musik in Verbindung gebracht, einer Welt, die mir vertraut ist.
Hatten Sie gar keine Angst davor, ein so explosives Thema zum Gegenstand einer Komödie zu machen?
Ganz ehrlich, ich habe das Drehbuch noch vor den Attentaten des 13. November 2015 angefangen zu schreiben. Danach habe ich es erst mal auf Eis gelegt, weil es mir sinnvoller erschien, so ein Thema in diesem Kontext erstmal nicht zu behandeln. Aber dann wurde mir bewusst, dass es meine Aufgabe als Filmemacher war, darüber zu sprechen! Ich mache das mit guter Laune und durch Lachen, und ich wurde mir bewusst, dass es meine Aufgabe ist, die richtige Tonalität zu fi nden, damit man einen gesunden Abstand zu der Tragödie fi nden kann. Hinzukommt, dass mir bewusst wurde, dass ich überhaupt nicht über Religion rede in dem Film: ich erzähle den Werdegang von drei Geistlichen, genauso wie ich den eines Informatikers oder Bäckers erzählen könnte. Es ist ein Beruf wie jeder andere, und es existieren übrigens gute wie auch schlechte Geistliche – genauso wie es gute und schlechte Bäcker gibt. Warum also nicht über diesen Beruf sprechen und seine drei Vertreter? Denn auch wenn sie einen Bezug zum Heiligen pflegen – diejenigen, die diese Posten bekleiden, sind vor allem Menschen, mit Fehlern und Wunden.
Jede der Figuren legt einen Weg zurück im Laufe des Films: hin zu mehr Menschlichkeit, weniger Zynismus...
Das Wesentliche beim Schreiben eines Drehbuchs ist, eine Reise und eine Entwicklung zu erzählen. In EIN LIED IN GOTTES OHR wollte ich, dass jeder eine echte Entwicklung durchläuft und etwas lernt, auch wenn es viele Figuren sind. Und ihre Expedition beinhaltet eine echte Offenbarung... Die gemeinsame Reise ermöglicht es, sich besser kennenzulernen und Fortschritte zu machen: ein Drehbuch ist gelungen, wenn die Figuren es schaffen, eine Entwicklung zu sich selbst zu machen. Deswegen habe ich sehr viel Zeit mit dem Drehbuch verbracht: ab dem Moment, ab dem ich fünf Protagonisten hatte, war es für mich unabdingbar, dass jeder der fünf sich in 90 Minuten entwickeln musste, was nicht selbstverständlich war.
Meere Szenen, beispielsweise der schwule Rap, funktionieren gerade aufgrund ihres wunderbaren Gleichgewichts zwischen Parodie und Humor. hr
Meere Szenen, beispielsweise der schwule Rap, funktionieren gerade aufgrund ihres wunderbaren Gleichgewichts zwischen Parodie und Humor. hr
Ich wollte einen in seiner Gesamtheit realistischen Film machen, mit einem Hauch von Parodie. Für die Auftritte der drei Geistlichen habe ich mich an denen der SINGENDEN PRIESTER orientiert, die sehr lyrisch und klischeelastig sind. Aber wir haben uns vor allem mit „Savoir aimer“ amüsiert, bei dem die Schauspieler so richtig loslegen durften und dick aufgetragen haben – so sehr, dass es sehr lustig wird! (Lacher).
Sie gehen oft sehr weit in der bissigen Satire und vermeiden trotzdem platte Seitenhiebe.
Neulich habe ich gehört, dass man heutzutage „Rabbi Jacob“ nicht mehr machen könne. Ich habe das Gefühl, dass sich die Künstler heutzutage selbst zensieren: ab dem Moment, ab dem man angeblich nichts mehr machen kann, macht man auch nichts mehr. Ich bin mit „Rabbi Jacob“ großgeworden, ebenso wie mit einer Vielzahl an Filmen, die nicht alle einen guten Ruf haben, Filme über falsche Priester oder falsche Nonnen. Dementsprechend hatte das Bild des Priesters zwischen zwei Hinterteilen nichts Skandalöses für mich. Und den Imam habe ich ausgesucht, weil das Kino auch schon einen nicht ganz ehrlichen Pfarrer kennt, und Rabbi Jacob den falschen Rabbi im Kino geradezu institutionalisiert hat. Entgegen der vielleicht allgemeinen Auffassung denke ich, dass man mit Moslems lachen kann.
Sie sind gleichzeitig Autor, Regisseur und Schauspieler. Wie war diese Erfahrung für Sie?
Es war noch mehr Druck als geplant, denn in den wichtigsten Szenen hatte ich auf einmal fünf charismatische Schauspieler, die auch alle eigene Ideen einbringen wollten. Obwohl ich meine vorherigen Filme auf Kuba oder in Südafrika drehte, war ich noch nie so erschöpft in meinem Leben (Lacher). Was das Ferienkolonie-Gefühl beim Dreh trotzdem nicht reduziert hat.
Wie kamen Sie auf die Texte und die Musik der Lieder? Und vor allem auf „Coexister“?
Die Musik wurde von Guillaume Roussel komponiert. Die Lieder habe ich mit einem Kindheitsfreund, Sylvain Briot, erarbeitet, der alle Stücke entworfen hat. Meistens hat er die Musik komponiert und ich die Texte geschrieben, außer für Coexister, das hat er ganz allein komponiert und geschrieben. Wir verstehen uns perfekt. Die nächste Etappe, die der Proben, war genauso schön. Es war wunderbar, Guillaume de Tonquédec beim Einstudieren seiner neuen Choreographie zuzusehen und den drei Männern beim Singen zuzuhören.
Was soll das Publikum von dem Film mitnehmen?
Ich bin vor allem Humorist und für mich bedeutet Glück, mich in einen Saal zu schmuggeln und das Publikum lachen zu hören. Andererseits habe ich auch versucht, Emotion in den Film zu bringen. Es war das erste Mal für mich, dass ich auch für meine Figur mehr Emotionalität zugelassen habe. Ein Komiker versteckt sich sonst ständig hinter den Witzen. Aber für einen Film ist es wichtig, dass das Gefühl das Publikum erreicht. Emotionalität verstärkt auch die Komik: man freut sich noch mehr auf das Lachen in dem Moment, in dem man weiß, dass es sich um die Geschichte einer wahren Freundschaft und Liebe handelt. Am Ende würde ich mir wünschen, dass man sich an die witzigen Momente, aber auch an die Geschichte der Freundschaft erinnert. Im Grunde sieht man es ja in EIN LIED IN GOTTES OHR: Wenn man ein gemeinsames Ziel hat, dann legt man Unterschiede zur Seite und gewinnt an Menschlichkeit.
Foto:
© Verleih
Info:
Darsteller
Nicolas Fabrice Éboué
Sabrina Audrey Lamy
Moncef Ramzy Bedia
Samuel Jonathan Cohen
Benoit Guillaume de Tonquédec
Demanche Mathilde Seigner
Alexia Amelle Chahbi
Abdruck des Interviews aus dem Presseheft
Sie sind gleichzeitig Autor, Regisseur und Schauspieler. Wie war diese Erfahrung für Sie?
Es war noch mehr Druck als geplant, denn in den wichtigsten Szenen hatte ich auf einmal fünf charismatische Schauspieler, die auch alle eigene Ideen einbringen wollten. Obwohl ich meine vorherigen Filme auf Kuba oder in Südafrika drehte, war ich noch nie so erschöpft in meinem Leben (Lacher). Was das Ferienkolonie-Gefühl beim Dreh trotzdem nicht reduziert hat.
Wie kamen Sie auf die Texte und die Musik der Lieder? Und vor allem auf „Coexister“?
Die Musik wurde von Guillaume Roussel komponiert. Die Lieder habe ich mit einem Kindheitsfreund, Sylvain Briot, erarbeitet, der alle Stücke entworfen hat. Meistens hat er die Musik komponiert und ich die Texte geschrieben, außer für Coexister, das hat er ganz allein komponiert und geschrieben. Wir verstehen uns perfekt. Die nächste Etappe, die der Proben, war genauso schön. Es war wunderbar, Guillaume de Tonquédec beim Einstudieren seiner neuen Choreographie zuzusehen und den drei Männern beim Singen zuzuhören.
Was soll das Publikum von dem Film mitnehmen?
Ich bin vor allem Humorist und für mich bedeutet Glück, mich in einen Saal zu schmuggeln und das Publikum lachen zu hören. Andererseits habe ich auch versucht, Emotion in den Film zu bringen. Es war das erste Mal für mich, dass ich auch für meine Figur mehr Emotionalität zugelassen habe. Ein Komiker versteckt sich sonst ständig hinter den Witzen. Aber für einen Film ist es wichtig, dass das Gefühl das Publikum erreicht. Emotionalität verstärkt auch die Komik: man freut sich noch mehr auf das Lachen in dem Moment, in dem man weiß, dass es sich um die Geschichte einer wahren Freundschaft und Liebe handelt. Am Ende würde ich mir wünschen, dass man sich an die witzigen Momente, aber auch an die Geschichte der Freundschaft erinnert. Im Grunde sieht man es ja in EIN LIED IN GOTTES OHR: Wenn man ein gemeinsames Ziel hat, dann legt man Unterschiede zur Seite und gewinnt an Menschlichkeit.
Foto:
© Verleih
Info:
Darsteller
Nicolas Fabrice Éboué
Sabrina Audrey Lamy
Moncef Ramzy Bedia
Samuel Jonathan Cohen
Benoit Guillaume de Tonquédec
Demanche Mathilde Seigner
Alexia Amelle Chahbi
Abdruck des Interviews aus dem Presseheft