f artemisSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Juli 2018, Teil 6

N.N.

Los Angeles (Weltexpresso) - Im Hotel Artemis (das es in Wirklichkeit übrigens nie gegeben hat) wurden die Penthouse-Suites schon vor hundert Jahren nach populären Urlaubsorten benannt. Heute dienen die Namen der Suites den Patienten als Codenamen, um anonym zu bleiben. Sherman Atkins wird nach dem Check-in zu „Waikiki“, sein Bruder Lev zu „Honolulu“. Die französische Femme fatale heißt „Nice“, der Waffenhändler „Acapulco“ und der Wolfking, dessen echter Name Orian Franklin lautet, „Niagara“. Um eintreten zu dürfen, müssen sich die Mitglieder mit einem Chip identifizieren, der in ihr Handgelenk implantiert wurde. Ausnahmen werden nicht gemacht ...

Die Einzelheiten dieser in naher Zukunft angesiedelten Welt plante Drew Pearce sehr gewissenhaft. Den Anstoß dazu gab seine Faszination für die Stadt Los Angeles. „Ich stamme ursprünglich aus Schottland, habe aber den größten Teil meines Lebens in England verbracht“, erklärt Pearce. „Nach unserem ersten längeren Aufenthalt in L.A. (bei IRON MAN 3) beschlossen meine Frau und ich, dass wir dort leben wollten. Also packten wir alles, was wir besaßen, in einen Container und stiegen in ein Flugzeug. Wir sind jetzt seit sieben Jahren hier und haben diesen Schritt nie bereut.

“Wer in einer altehrwürdigen europäischen Stadt aufgewachsen ist, hat einen anderen Blick auf L.A., findet Pearce: „Verglichen mit London hat die Stadt eine eher kurze Geschichte. Das macht die Historie leichter zugänglich. Im Artemis spiegeln sich hundert Jahre in einem einzigen Gebäude. Die verschiedenen Phasen sind alle gleichzeitig zu sehen – so wie in der ganzen Stadt. Los Angeles hat eine ausgeprägte Persönlichkeit. Jemand nannte es mal die Stadt der Türen, denn anders als an der Ostküste oder in Europa hat man nicht unbedingt eine Vorstellung vom Inneren eines Hauses, wenn man seine äußere Ästhetik betrachtet. Hinter einer Tür in einer runtergekommenen Mall kann sich das schickste Restaurant verbergen. Das finde ich sehr spannend. Dieses Prinzip spiegelt sich auch im Artemis wider. Es ist definitiv ein Film der Türen.“ Oder, wie es Produzent Adam Siegel beschreibt, „eine Welt, die wir durchs Schlüsselloch betrachten.“

Jodie Foster gefiel dieser Ansatz. „Ich bin hier aufgewachsen“, erklärt die Oscar®-Gewinnerin, deren Karriere bereits im zarten Alter von drei Jahren begann. „In HOTEL ARTEMIS herrscht eine gewisse Los-Angeles-Nostalgie, die ich mit Drew teile. Der Film feiert diese Stadt – als einen Ort der Möglichkeiten, der Gesetzlosigkeit und der Filmgeschichte. Drew hat etwas sehr Originelles geschaffen, das so entwaffnend visuell ist, dass man Los Angeles mit völlig neuen Augen sieht. Natürlich hat der Film seine Thriller-Anteile, aber er erschafft auch seine ganz eigene Welt. Er sprengt das Genre.“

Sterling K. Brown, der den „Waikiki“ verkörpert, stimmt zu: „Der Film ist gleichzeitig düster und futuristisch; witzig, aber auch voller Pathos. Wir befinden uns in einer hochinteressanten Umgebung, in der sich zeigt, dass manche Kriminelle gleicher sind als andere.“ Im Hotel Artemis spielen sich viele Dinge zugleich ab, und einige davon geraten durcheinander. „Die Geschichten sind miteinander verwoben, und manche verheddern sich“, sagt Produzent Simon Cornwell. „Geheimnisse werden gelüftet und Rechnungen beglichen“, ergänzt sein Bruder und Produzentenkollege Stephen Cornwell. „Nicht jeder bekommt, was er sich wünscht.“ Egal, wie unterschiedlich ihre jeweiligen Situationen sein mögen, die Gangster haben doch alle etwas gemeinsam. „Wir müssen da rein und von der Bildfläche verschwinden“, sagt Brown, „und dann müssen wir wieder da raus.“

Die rasant erzählte Geschichte spielt sich während einer aus dem Ruder laufenden Nacht ab. Pearce ließ sich viel Zeit bei der Entwicklung des Drehbuchs. Er wusste zwar, dass er Regisseur werden, nicht aber, mit welchem seiner vielen Projekte er beginnen wollte. „Diese Idee ging mir schließlich nicht mehr aus dem Kopf“, erinnert er sich. „Sie war letztlich genau nach meinem Geschmack. Sie enthält Verbrechen und Sci-Fi, und man kann gar nicht anders, als etwas visuell Aufregendes daraus zu machen. Außerdem wollte ich natürlich der Stadt gerecht werden, in der ich jetzt lebe – Los Angeles.“

Und Pearce fährt fort: „Am Anfang nahm ich mir vor, eine komplett ‚unzensierte‘ Version der Geschichte zu schreiben. Das bedeutete automatisch, dass es eine Indie-Produktion werden würde und kein Studiofilm. Diese Entscheidung habe ich nie bereut. Ich bin stolz auf den Prozess und auf die Leute, die mit der gleichen Einstellung an Bord gekommen sind. Ich wollte einen Schmelztiegel der Ideen schaffen – immer voll fokussiert, aber mit so viel Tiefe wie möglich. Eben genau wie die großen Crime- und Sci-Fi-Geschichten, mit denen ich aufgewachsen bin.“

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Info:

Regie & Drehbuch: Drew Pearce

Mit Jodie Foster, Sterling K. Brown, Sofia Boutella, Jeff Goldblum, Brian Tyree Henry, Jenny Slate, Zachary Quinto, Charlie Day, Dave Bautista u.v.m.

Abdruck aus dem Presseheft