nax thecleaner image0022Absolut aktueller Dokumentarfilm am Dienstag. 31. Juli 2018, um 19:30 Uhr im Rahmen der  Filmreihe “Winners & Losers” im Frankfurter naxos.Kino

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Gerade in diesen Tagen zeigt sich die Aktualität dieses erst jüngst angelaufenen Films erneut. Nachdem es immer mehr Proteste gegen die Löschung von Bildern von nackten Menschen bei Facebook etc.gibt, sind es im Moment die Museen, hier vor allem Belgien mit dem 'Exportartikel 'Peter Paul Rubens und seine fleischigen Frauen, die sich über diesen amerikanischen Irrsinn lustig machen. Selbst im doch sehr christlichen Mittelalter war das Verhältnis des Menschen und der Gesellschaft zum nackten Körper unbefangener als bei den heutigen prüden Sittenwächtern: die Internetbildreiniger. Aber die Nacktheit ist nur ein Teil ihrer Arbeit.

Der Dokumentarfilm “The Cleaners” beleuchtet nämlich die Arbeit der sogenannten “Content-Moderatoren”, die sehen müssen, was wir nicht sehen sollen: Pornografie, Vergewaltigungen, unqualifizierte politische Inhalte. Sie müssen sich im Netz hochgeladene Videos anschauen, die aber dessen vorgeschriebene Richtlinien verletzen. Sie sind diejenigen, "die den Dreck wegmachen", heißt es zu Beginn des Filmes über die Arbeit Tausender Frauen und Männer, die im Auftrag großer amerikanischer IT-Konzerne auf Computerbildschirme starren und sekundenschnell Entscheidungen fällen. Nicht selten sind die Arbeiter danach für den Rest ihres Lebens traumatisiert. Die Dokumentation widmet sich der Schattenseite, die die unbegrenzten Möglichkeiten des Internets mit sich bringt.

Zum anschließenden Filmegespräch kommen der Filmemacher Hans Block sowie Stolomov vom Chaos Computer Club (CCC). Die Moderation hat Gerd Becker, naxos.Kino.


Mehr zum Film

Weltexpresso hatte zum Anlaufen des Film eine Rezension gebrachtt, siehe unten. Content-Moderatoren arbeiten bei Facebook, YouTube und Twitter und kontrollieren, was wir im Netz sehen - und was nicht. Ihre Aufgabe ist es, sich tagtäglich durch Texte, Videos und Bilder zu gucken, teils mit drastischem Inhalt. Die Content-Moderatoren sollen Brutales herausfiltern, pornographische Szenen und verfassungsfeindliches Material aussieben. Sie selbst aber sind dem Schmutz weitestgehend schutzlos ausgeliefert. Weder gibt es viel psychologische Begleitung, noch eine lange Einarbeitungszeit.

Der Dokumentarfilm „The Cleaners“ enthüllt eine gigantische Schattenindustrie digitaler Zensur in Manila, dem weltweit größten Outsourcing-Standort für Content Moderation. Dort löschen zehntausende Menschen in zehn Stunden Schichten im Auftrag der großen Silicon Valley-Konzerne belastende Fotos und Videos von Facebook, YouTube, Twitter & Co. Komplexe Entscheidungen über Zensur oder Sichtbarkeit von Inhalten werden so an die „Content Moderatoren“ outgesourct. Die Kriterien und Vorgaben, nach denen sie agieren, ist eines der am besten geschützten Geheimnisse des Silicon Valleys. Die Grausamkeit und die kontinuierliche Belastung dieser traumatisierenden Arbeit verändert die Wahrnehmung und Persönlichkeit der Content Moderatoren. Doch damit nicht genug. Ihnen ist es verboten, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Parallel zu den Geschichten von fünf Content Moderatoren erzählt der Film von den globalen Auswirkungen der Onlinezensur und zeigt wie Fake News und Hass durch die Sozialen Netzwerke verbreitet und verstärkt werden. Die utopische Vision einer vernetzten globalen Internetgemeinde wird endgültig zum Alptraum, wenn hochrangige ehemalige Mitarbeiter der Sozialen Netzwerke Einblicke in die Funktionsweisen und Mechanismen der Plattformen geben.

Es gibt übrigens zum Film ein sehr lesenswertes Buch. Denn die Bilder eines Films vergehen, aber die Tatbestände auch schriftlich vor Augen zu haben, zwingt einen, die politische Relevanz des 'Reinigens', daß da einer für uns entscheidet, nicht vergessen zu können. Den in der Tat geht es ja um sehr viel mehr, nämlich die Grenze zu bestimmen, die das Erträgliche vom Unerträglichen scheidet. Wir sind ja nicht dagegen, daß Vergewaltigungen, Morde, Folter, ja überhaupt massive Gewalt gegen Lebewesen, einschließlich sexueller Gewalt gelöscht werden. Aber das geht nicht, ohne daß die Absicht der Bilder eine Rolle spielen muß. Und dazu muß ich den Kontext, auch den Kulturkreis kennen. Wie absurd zudem, daß Holocaustleugnern die Plattform für ihre gemeingefährlichen Dummheiten geboten bleibt, während die nackten Damen auf den Gemälden aus den Museen gelöscht werden. Irre einfach.

https://weltexpresso.de/index.php/kino/13011-the-cleaners
https://weltexpresso.de/index.php/kino/13010-regiestatement-hans-block-und-moritz-riesewieck

Foto:
© Verleih

Info:
Dienstag, 31. Juli 2018   19.30 Uhr, Naxoshalle
Winners & Losers
The Cleaners
Dokumentarfilm von Hans Block und Martin Riesewiek
D/BR/NL/IT/US 2018 (90 Min.)

naxos.Kino im THEATER WILLY PRAML in der Naxoshalle in Frankfurt (Eingang Waldschmidtstraße 19 / Hinterhof) gezeigt wird.
Reservierungen erbeten unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Zum anschließenden Filmegespräch kommen der Filmemacher Hans Block sowie Stolomov vom Chaos Computer Club (CCC). Die Moderation hat Gerd Becker, naxos.Kino