f braschfamilieSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. August 2018, Teil 12

N.N.

Berlin (Weltexpresso) - HORST BRASCH (1922-1989), der auf diesem Familienbild fehlt!, Ehemann von Gerda, Vater von Thomas, Klaus, Peter und Marion Brasch. Sohn einer jüdischen Fabrikantenfamilie. Wächst bei seinem Stiefvater Curt Thesing in Bichl (Oberbayern) auf, konvertiert zum Katholizismus. Ab 1936 Benediktiner-Klosterinternat und Gymnasium in Ettal. 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien emigriert, kurzzeitig in Kanada interniert. f horst1939/40 Besuch einer technischen Fachhochschule, danach bis 1946 Werkzeugmacher in London. 1942-45 Mitbegründer und Vorsitzender der FDJ Großbritannien. Lernt dort auch seine spätere Frau Gerda kennen. 1944 Beitritt zur KPD . 1946 Übersiedlung in die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) . Politische Karriere in der DDR , u.a. 1966-69 als stellvertretender Kulturminister. 1971-75 2. Sekretär der SED-Bezirksleitung in Karl-Marx-Stadt. Danach Generalsekretär der Liga für Völkerfreundschaft. Stirbt im August 1989, kurz vor dem Rücktritt Honeckers und dem Fall der Mauer.


f gerdaGERDA BRASCH (1921-1975), geb. Gerda Wenger, Ehefrau von Horst, Mutter von Thomas, Klaus, Peter und Marion Brasch. Wächst in Wien auf, emigriert mit ihrer jüdischen Familie 1938 nach Großbritannien, wo sie später Horst Brasch kennenlernt. 1944-1946 schreibt sie Beiträge für die »Freie Tribüne«. 1945 Heirat und Geburt des ersten Sohnes, folgt ihrem Mann ein Jahr später in die SBZ . Arbeitet auch in der DDR journalistisch, u.a. für die Zeitung und das Fernsehen.



f thomasTHOMAS BRASCH (1945-2001). Kommt mit Mutter Gerda in die SBZ. Wird von Vater Horst auf der Kadettenschule der Nationalen Volksarmee (NVA) angemeldet (1956-60). 1963 Abitur, danach u.a. Arbeit als Schriftsetzer bis zum Studium der Journalistik in Leipzig von 1964-65. Später Studium der Dramaturgie an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg 1966-68, beide Male vorzeitig exmatrikuliert. 1966 erste Theaterinszenierung an der Volksbühne Ost-Berlin, die im selben Jahr verboten wird. 1968 Geburt des Sohnes Benjamin (Mutter ist Bettina Wegner), wegen Verteilen von Flugblättern gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die CSSR inhaftiert, nach 77 Tagen auf Bewährung entlassen. Arbeitet als Fräser, ab 1972 als freier Schriftsteller. 1976 Erstunterzeichner der Resolution gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann, übersiedelt mit Katharina Thalbach und deren Tochter Anna nach West-Berlin, wo 1977 der Sammelband »Vor den Vätern sterben die Söhne« erscheint. 1978 Ernst-Reuter-Preis. 1981 läuft der von ihm inszenierte Film »Engel aus Eisen« im Wettbewerb von Cannes, 1982 wird er mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. 1983/84 Aufenthalt in Zürich. 1984 Beginn der Arbeit am Drehbuch zum Film »Der Passagier«, der 1988 ebenfalls im Wettbewerb von Cannes uraufgeführt wird. Erhält 1987 den Kleist-Preis. Nach dem Mauerfall Arbeit am Mammutprojekt »Mädchenmörder Brunke« aus dem 1999 eine kurze Prosafassung veröffentlicht wird. Schreibt bis zum Tod Gedichte und übersetzt Stücke von Shakespeare.


KLAUS BRASCH (1950-1980). Bereits als 14-jähriger Schüler von der Staatssicherheit der DDR beobachtet. Vorbestraft wegen Befehlsverweigerung beim Militärdienst. Beendet 1973 seine Ausbildung an der Schauspielschule Berlin. Es folgen Theaterengagements in Neustrelitz, Schwerin und Berlin sowie Rollen in DDR-Fernsehfilmen und in DEFA-Spielfilmen, u.a. in »Jakob der Lügner« (1974), »Zünd an, es kommt die Feuerwehr« (1979) und »Solo Sunny« (1980). Er stirbt während der Dreharbeiten an »Schwarzes Gold« an einem Alkohol- und Schlaftabletten-Cocktail.


PETER BRASCH (1955-2001). Nach dem Abitur 1974 Germanistikstudium in Leipzig bis zur Exmatrikulation 1976 wegen Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Danach als Packer und Buchhändler in Leipzig tätig. Ab 1978 in Berlin Arbeit als Dramaturg, Regisseur und Hörspielautor beim Rundfunk der DDR. 1980-89 entstehen zahlreiche Hörspiele und Schallplattentexte für Kinder. Nach 1989 freier Schriftsteller, schreibt Gedichte, Theaterstücke und Prosa, u.a. erscheint der Roman »Schön hausen« (1999). Theaterarbeit u.a. am Renaissance Theater Berlin und an der Freien Volksbühne.


MARION BRASCH (geb. 1961). Nach dem Abitur Ausbildung zur Schriftsetzerin, später Arbeit in einer Druckerei und bei Verlagen. 1987-92 zunächst Musikredakteurin, später auch Moderatorin und Autorin beim Jugendradiosender DT6 4. Seit 1997 freiberuflich bei Radio Eins (RBB). Veröffentlicht »Ab jetzt ist Ruhe - Roman meiner fabelhaften Familie« (2012), den Roman »Wunderlich fährt nach Norden« (2014), »Die irrtümlichen Abenteuer des Herrn Godot« (2016). Autorin und Regisseurin mehrerer Theaterabende über ihre Familie (z.T. zusammen mit ihrer Tochter Lena).


LENA BRASCH (geb. 1993), Tochter von Marion Brasch und Jürgen Kuttner. Autorin, Regieassistentin am Deutschen Theater Berlin. Einrichtung der Stückcollagen »Die Brüder Brasch« (mit Marion Brasch, DT Berlin) und »Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin - Ein Abend für Thomas Brasch« (ebenda).


BENJAMIN SCHLESINGER (geb. 1968), Sohn von Bettina Wegner und Thomas Brasch. Wenig Kontakt zum Vater. Die Mutter heiratet 1970 den Schriftsteller und Journalisten Klaus Schlesinger. Ende der 1980er Beleuchter bei Filmen von Thomas Brasch.

Fotos:
© Verleih

Info:

FAMILIE BRASCH
ein Dokumentarfilm von Annekatrin Hendel
DE 2018, 103 Min., deutsche OF

Kinostart: 16. August 2018

Buch und Regie        Annekatrin Hendel
Kamera                     Thomas Plenert und Martin Farkas
Buch und Montage   Jörg Hauschild
Illustration                 Leif Heanz
Voice Over Roman    Marion Brasch

Abdruck aus dem Presseheft