Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. September 2018, Teil 18
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am Dienstagabend lief der Film als Vorpremiere im Frankfurter Cinema unter Anwesenheit des Regisseurs. Das sind schon deshalb besondere Bedingungen, weil man anders zuschaut, wenn man weiß, daß man danach Fragen stellen kann, bzw. seinen Kommentar abgeben kann.
Ein manischer Zug des Verständnisses ums Impfen umspielte unausgesetzt das Augenpaar.
Nichts könnte den Vater vom Eifer zu seiner erwählten Sache abbringen.
„Das Kind hat nur einmal gehustet“. Der Satz, der alles besagt, über Elternbefürchtung.
Der Film ‚Eingeimpft!‘ ist eine Komödie, daher spaltet er die Zuschauer nicht. Er vereint im Komikgenuss.
David Sieveking wirkt in seinem familiären impftechnischen Selbstexperiment unter Filmaufnahmebegleitung so hellwach, seine Augen sind immer so groß aufgemacht, dass es scheint, als ob er mit Impfen und Impfen-Lassen seine Lebensaufgabe gefunden hätte, die fast wichtiger ist als jegliches andere. Obwohl doch eine Paarbeziehung zugrunde liegt. Die ist ganz nebensächlich. Die scheint ganz zurückzutreten. Vater und Mutter begegnen sich ständig als besorgte Experten. Gegen Schluss kommt das dritte Kind, vieles ist geschafft, sie könnten sich jetzt ein wenig herabstimmen. Jetzt wäre die Zeit gekommen, dass es etwas milder zuginge mit diesem Impf-Dämon, aber Impfen muss weitergehen.
Er weiß nun durch und durch Bescheid, der Sieveking, hat fachmännische Kenntnisse erlangt, die an ein Expertentum heranreichen, auch zeitlich rückwärtig, er überblickt die Impfszene ganzer zurückliegenden Jahrzehnte, könnte sich jetzt ein wenig zurücklehnen, aber er muss noch nach jedem Erstzeigen des Films an verschiedenen Orten als Experte auftreten, was er blendend hinlegt und fürs Publikum eine Horizonterweiterung bringt. Seine Kinder sind Teil einer Impfkultur geworden.
Zweifellos, flächendeckendes Impfen kann Ansteckungen begrenzen und hat eine Basisfunktion. Anthroposophen sind teils für und teils gegen das Impfen. Es geht also nicht um eine Entscheidung ums Ganze. Die Entscheidung bleibt frei, aber das kann zu Zwist und Keilerei, ohne dass noch Versöhnung möglich wäre, auf öffentlichen Spielplatzen und am Sandkasten führen.
Bestechend ist die schlafwandlerische Lebensweise des Regisseurs um das Impfen herum. Manchmal scheint es, als wäre das zumindest eines seiner Lebenselixiere, wenn nicht zurzeit immer noch das einzige. Wer selbst mal die Masern hatte, als es noch keinen Impfstoff gab und gut darüber hinwegkam, vermag sich über das Thema gar nicht so zu echauffieren. Aber es geht eben auch nicht um heranwachsende Kinder. Und Todesfälle hat es immer auch gegeben, mit und ohne Impfen.
Interessant wurde es in Frankfurt mit der Diskussion um jene berüchtigten Alu-Salze, die Wirkverstärker bei der Immunisierung sind und sich daraus ergebenden Nebenwirkungen, gegebenenfalls gar Langzeitwirkungen (worauf eine Zuschauerin hindeutete), wenn trocken geimpft wurde. Die Industrie besitzt selbst keine abschließenden Erkenntnisse. Impfen Ist nur untergeordnetes Moment des Groß-Experiments Mensch in unkalkulierbarer Natur. Bestimmt gab es uralte Vorläufer des Impfens in der altmenschlichen Welt, das schon ähnliche hitzige Debatten auslöste und zu Zwisten und Verstörungen führte.
Der Regisseur zeigt, wie er sich in etwas hineinsteigern kann, aber das macht eben einen solchen aus und befähigt diesen zu einem in sich abgeschlossenen Werk.
Der Dialog mit dem Filmemacher im Cinema währte lange, es gab immer noch was nachzuschieben, eine jeweilige Sondererfahrung. Der Regisseur kann es mit der offiziellen Medizin aufnehmen.
Foto: © Farbfilm Verleih
Info:
Eingeimpft (Deutschland 2018)
Genre: Dokumentation
Filmlänge: 95 Min.
Drehbuch und Regie: David Sieveking
Verleih: Farbfilm Verleih
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 13.09.2018
Besuch der Vorpremiere mit Besuch des Regisseurs David Sieveking und anschließender Diskussion im CINEMA Frankfurt am Main am 11. September