Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. September 2018, Teil 9
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Nachdem Metrovilles Superhelden um Elastigirl, Mr. Incredible und Lucius Best alias "Frozone" nicht nur den Bösewicht Buddy Pine alias "Syndrome" sondern auch noch den "Tunnelgräber", der mit seinem riesigen Maulwurf-Mobil eine Bank ausrauben will, ausgeschaltet haben, sollte bei der Familie Parr, das sind Mutter Helen alias Elastigirl, Vater Bob alias Mr. Incredible, Tochter Violetta, Sohn Robert alias Flash und Baby Jack-Jack, wieder der Alltag einkehren.
Doch leider geht bei der Verfolgungsjagd des Tunnelgräbers einiges zu Bruch, so dass die Stadtoberen das Superhelden-Schutzprogramm für beendet erklären, denn schließlich sei die Bank ja gegen Raub versichert gewesen.
Da das Haus der Parrs bei der Verfolgung zerstört worden ist, besorgt Rick Dicker, der Leiter des Superhelden-Schutzprogramms, der Familie erst einmal eine Übergangswohnung in einem Motel, bevor er selbst seinen Job verliert und er seinen Schreibtisch räumen muss.
Helen und Bob müssen sich also recht bald neue - vermutlich langweilige - Jobs suchen. Da wird Helen von Winston Deavor angesprochen, der zusammen mit seiner Schwester Evelyn ein Telekom-Unternehmen leitet. Winston möchte Helen in einer Kampagne für die Legalisierung von Superhelden einsetzen, denn Elastigirl soll durch ihre Heldentaten ausgestattet mit einer Körperkamera für die nötige Publicity sorgen.
Die Deavors bieten der Familie sogar ein supermodernes Haus an, in dem nun Papa Bob die Kinder hüten muss, während Helen als Elastigirl ihrer Arbeit nachgeht. Das ist für Mr. Incredible nun wahrlich keine leichte Arbeit mit einem Teenager wie Violetta, der sich zum ersten Mal verliebt hat, einem Heißsporn wie Flash, der Probleme mit den Mathe-Hausaufgaben hat, und Baby Jack-Jack, der seine Superkräfte allmählich entwickelt. Leider kann der Kleine sie nicht immer kontrollieren.
Doch dann tritt plötzlich ein Bösewicht namens "Screenslaver" auf und bedroht die Bürger von Metroville. Denn Screenslaver kann die Gedanken der Menschen kontrollieren, wenn die auf einen Bildschirm schauen.
Jetzt sind nicht nur Elastigirls Fähigkeiten gefragt, sondern die restliche Familie Parr macht sich zusammen mit ihrem Freund Frozone auf, um Helen zu helfen und Screenslaver zu bekämpfen...
"Die Unglaublichen 2" ist nicht nur das Sequel zu "Die Unglaublichen" (2004), sondern der Film schließt genau an der Stelle an, an der der erste Film vor 14 Jahren aufgehört hat, nämlich dann, wenn der Superschurke Tunnelgräber auftaucht, die Mitglieder der Familie Parr in ihre Superheldenidentitäten schlüpfen und ihn zusammen mit Frozone bekämpfen.
Wenn man den ersten Film gesehen hat, sind die Charaktere in all ihren Merkmalen sofort wieder vertraut, aber sie haben sich auch weiter entwickelt. Dies gilt vor allem für die älteren Kinder Violetta, die inzwischen viel selbstbewusster geworden ist, und Flash. Der Film ist zwar eine Fortsetzung, er erzählt aber auch eine eigenständige Geschichte, in der neben bekannten Figuren wie den Parrs, Frozone oder Edna E. Mode viele neue Personen auftreten, wie Winston und Evelyn Deavor oder die "Möchtegerns", eine Gruppe von zweitklassigen Superhelden. Dadurch ist ein vorkommen neuer und spannender Abenteuerfilm entstanden, den man sich auch ansehen kann, ohne den ersten Film gesehen zu haben.
Regisseur und Drehbuchautor ist wieder Brad Bird. Er geht in seiner Geschichte auch der aktuellen Strömung nach, in Actionfilmen starke Frauenfiguren zu zeigen. Schön, dass dieser Trend nicht nur in Filmen für Erwachsene sondern auch in einem Kinderfilm aufgenommen wurde.
Während Helen Parr als Elastigirl Schurken jagt, versucht Bob zu Hause, die Familie zu meistern. Dabei entstehen großartige Gags, ohne dass Mr. Incredible als unfähiger Hausmann dargestellt wird, wenn er z.B. Probleme mit den Mathe-Hausaufgaben seines Sohnes hat, sich mit dem Liebeskummer seiner Tochter Violetta auseinandersetzen muss oder andauernd auf neue, absurdere und unkontrollierbare Superkräfte von Jack-Jack stößt, so dass er irgendwann völlig übernächtigt zusammenbricht. Da bisher eigentlich nur bekannt war, dass Jack-Jacks Superkräfte besitzt aber nicht welche, wird mit dem Kleinen eine neue Hauptfigur etabliert, die häufig für wunderbare Situationskomik sorgt. Herausragend sind dabei die Szenen, wenn sich Jack-Jack mit einem Waschbären prügelt, der gerade die Mülltonne im Hause Parr ausräumen will.
Auch in diesem Film ist am Ende die familiäre Teamarbeit wichtig, um den Bösewicht unschädlich zu machen, dabei wird zwar nicht die Welt aber ein Schiff und seine Insassen gerettet. An vielen Stellen sind tolle Gags eingebaut, an denen man sie gar nicht erwartet, z.B. wenn mitten im aufregendsten Kampf der Superhelden Baby Jack-Jack neu gewickelt werden muss.
Neben den amüsanten kleinen Alltagsmomenten sind natürlich die gelungenen Actionsequenzen mit erstaunlichen Wendungen hervorzuheben. Aber auch Story und Dialoge sind exzellent gelungen. Außer auf die alltäglichen Komplikationen wird auch ein besonderes Augenmerk auf die Probleme der großen und kleinen Superhelden, auf die Macht der Medien und auf den Umgang mit Außenseitern gelegt.
Das neue Animationsabenteuer aus dem Hause Pixar wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet. Die Jury würdigt in ihrer Begründung ausdrücklich die Komplexität und Vielschichtigkeit in der Darstellung, ohne auf Mainstream kompatible Effizienz zu verzichten.
Insgesamt bieten die neuen Abenteuer der Familie Parr in "Die Unglaublichen 2" mit zwei Stunden Laufzeit computeranimierte Unterhaltung auf höchstem Niveau für die ganze Familie. Der Film ist sogar noch gelungener als der erste Teil und deshalb unbedingt sehenswert.
Foto 1: Die Familie Parr v.l.n.r.: Bob, Helen, Robert "Flash", Jack-Jack und Violetta © Walt Disney Germany / Pixar
Info:
Die Unglaublichen 2 (USA 2018)
Originaltitel: Incredibles 2
Genre: Animation, Abenteuer, Kinderfilm, Familie, Science Fiction
Filmlänge: 118 Minuten
Drehbuch & Regie: Brad Bird
Englische Sprecher: Craig T. Nelson, Holly Hunter, Sarah Vowell, Huck Milner, Catherine Keener, Eli Fucile, Bob Odenkirk, Sophia Bush u.a.
Deutsche Sprecher: Markus Maria Profitlich, Emilia Schüle, Mechthild Grossmann u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 27.09.2018
Zusatz: Vor "Die Unglaublichen 2" läuft ein achtminütiger animierten Kurzfilm von Pixar namens "Bao".
In der rührenden Mini-Tragikomödie "Bao" geht es um eine chinesische Mutter mit Empty-Nest-Syndrom, bei der sich eines Tages eine übrig gebliebene Teigtasche (baozi oder kurz bao) in ein knuffiges kleines weißes Wesen verwandelt. Als dieses allerdings erwachsener wird, gibt es dann doch Probleme, weil seine "Mutter" es nicht loslassen kann.
Drehbuchautorin und Regisseurin des Kurzfilms ist Domee Shi, eine Kanadierin mit chinesischen Wurzeln. Der Film ist putzig, aber die Botschaft wird vermutlich von den Kindern nicht verstanden werden.
Foto 2: Die Mutter mit Bao © Pixar
Info:
Bao (USA 2018)
Originaltitel: Bao
Genre: Animation, Familie
Filmlänge: 8 Minuten
Drehbuch & Regie: Domee Shi
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany