Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. September 2018, Teil 7
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Bart Millard (als Kind Brody Rose) wächst zusammen mit seinem cholerischen Vater Arthur (Dennis Quaid) und seiner Mutter Adele (Tanya Clark) im ländlichen Texas auf.
Als Bart etwa 10 Jahre alt ist, wird er von seiner Mutter im Sommer in ein christliches Jugendcamp geschickt. Als er eine Woche später wieder nach Hause kommt, ist sie verschwunden und er bleibt mit seinem gewalttätigen Vater allein zurück. Der war früher ein guter Football-Spieler, wurde aber durch eine Verletzung ausgebremst und hat dann das College nicht beendet. Jetzt erwartet er von seinem Sohn, in seine Fußstapfen zu treten.
Nach einem schweren Unfall beim Football ist klar, dass Bart (jetzt J. Michael Finley) nie mehr spielen kann. Er muss sich deshalb in der Schule ein neues Wahlfach suchen. Er landet mehr zufällig im Schulchor. Die Lehrerin merkt, dass er musikalisch ist und eine gute Stimme hat, und fördert deshalb sein Talent. Doch von seinem Vater erntet er nur Hohn. Selbst als Bart die Hauptrolle im Schulmusical "Oklahoma!" spielen und singen darf, geht er nicht zur Aufführung.
Direkt nach dem High-School-Abschluss flieht Bart aus seinem texanischen Städtchen und geht nach Oklahoma City. Er will versuchen dort als Musiker zu arbeiten und findet recht bald Anschluss an eine Band, die unter dem Namen MercyMe in einem Bus durch die Provinz tingelt. Die Band hofft auf einen Plattenvertrag, doch der Durchbruch lässt erst einmal auf sich warten.
Eines Tages hört sich der bekannte Manager Scott Brickell (Trace Adkins) eines der Konzerte der Band an. Er meint, dass Bart zwar eine tolle Stimme hat, dass aber die Songs nicht wirklich von Herzen kommen. So feiert die Band zwar erste Erfolge, doch zu einem Plattenvertrag reicht es vorerst nicht.
Dann erfährt Bart, dass sein Vater schwer krank ist. Jetzt muss er sich mit seiner Vergangenheit auseinander setzen und seinem Vater vergeben, der inzwischen zum christlichen Glauben gefunden hat. Erst dann kann er den Song schreiben, der MercyMe bekannt machen wird: "I Can Only Imagine"...
Christliche Filme sind in den USA ein eigenes Genre für eine ganz bestimmte Zuschauerschicht. Ab und zu kommen diese Filme auch in die deutschen Kinos. Sie handeln meist von Glaubensbeweisen und Erweckungserlebnissen, die natürlich auf einer wahren Geschichte beruhen.
"I Can Only Imagine" ist so ein Film. Er basiert lose auf der Autobiographie des Musikers Bart Millard, des Leadsängers der Christian-Contemporary-Band MercyMe. Millard ist in der Musikrichtung christlicher Rock ein großer Star und seine Band landete mit "I Can Only Imagine" 2001 den erfolgreichsten christlichen Song aller Zeiten. Millard behauptet, dass er den Song in nur zehn Minuten geschrieben hätte.
Regisseure des Films sind die Brüder Jon und Andrew Erwin nach dem Drehbuch von Jon Erwin und Brent McCorkle. Alle haben schon Erfahrungen mit christlichen Themen in Filmen.
Die Schauspieler sind außer Dennis Quaid als Vater und Trace Adkins, ein bekannter neo-konservativer Countrysänger, der Millards Manager spielt aber nicht selbst singt, recht unbekannt. Als Hauptdarsteller wurde der Musicaldarsteller J. Michael Finley gewonnen. Er ist musikalisch hervorragend (man merkt vom ersten Ton an, dass er eine ausgebildete Stimme hat - und er singt deutlich besser aber auch tiefer als der originale Bart Millard), schauspielerisch ist er leider eine Katastrophe. Besonders lächerlich wirkt er im Film als 16Jähriger, denn er sieht eindeutig zu alt aus für die Jugendszenen. Dennis Quaid spielt mal wieder die Rolle des miesen Vater, der dann am Ende geläutert wird, bedauerlicherweise einmal zu oft.
"I Can Only Imagine" war in den USA sehr erfolgreich. Der Film kam um Ostern herum in die Kinos und hat am Ende mehr als 84 Mill. Dollar eingespielt. Er spiegelt vermutlich einen Teil der ländlichen amerikanischen Bevölkerung wider, die nicht liberal sondern von religiösen und konservativen Werten geprägt sind.
Der Film war deshalb auch solange erträglich bis die religiösen Töne überhand nehmen. Nachdem Bart sein Haus verlassen hat, ist "I Can Only Imagine" ein durchschnittlich gelungenes Roadmovie. Dann aber wird auf völlig ironiefreie Weise und mit dem Holzhammer die religiösen Erweckungen von Bart und seinem Vater erzählt und die dort gezeigten "großen" Gefühle wirken - auch durch die schlechten schauspielerischen Leistungen von J. Michael Finley - eigentlich nur noch peinlich.
Insgesamt ist "I Can Only Imagine" eindeutig religiös überfrachtet. Es bleibt abzuwarten, welches Publikum in Deutschland von solch einem Film angesprochen wird, denn nur für eine christlich-religiöse Zielgruppe mag dieser Film sehenswert sein.
Foto: J. Michael Finley als Bart Millard © KSM GmbH
Info:
I Can Only Imagine (USA 2017)
Originaltitel: I Can Only Imagine
Genre: Musikfilm, Biopic, Drama
Filmlänge: 110 Minuten
Regie: Jon Erwin, Andrew Erwin
Drehbuch: Jon Erwin & Brent McCorkle
Darsteller: J. Michael Finley, Dennis Quaid, Madeline Carroll, Trace Adkins, Cloris Leachman u.a.
Verleih: KSM Film
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 27.09.2018