H kino18 2Verleihung des Hessischer Film- und Kinopreises 2018 am 12. Oktober in der Alten Oper Frankfurt, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Als ob es nicht genug Preise gäbe. Aber es stimmt, bisher sind Filmpreise eigentlich nur auf einzelne Filme oder einzelne Personen abgestellt. Der diesjährige Sonderpreis, der ebenfalls undotiert ist, gilt einer herausragenden Einzelleistung eines Filmprojekts. Das ist für 2018 die Serie BAD BANKS. Ausgezeichnet wird die Produzentin Lisa Blumenberg, die sich an das durchaus komplexe Thema Investment und Investmentbanker filmisch herangetraut hat und es dem Publikum nahebringen wollte.

Daß ihre Absicht aufging, haben nicht nur die Zuschauerzahlen bewiesen, sondern – die große Kunst im Filmgeschäft: Kunst und Kommerz beiderseits zu versöhnen – die vielfachen Nominierungen und Auszeichnungen, die sie auf auf nationalen und internationalen Filmfestivals errang. Warum das für Hessen von Bedeutung ist, hat mit dem Ort des Geschehens der Serie zu tun, die hauptsächlich in Frankfurt am Main spielt, natürlich da wiederum überwiegend in Banken, aber nicht nur, auch die Stadt kommt oft ins Bild. Dazu heißt es in der Auszeichnung: „Mit der Serie trägt sie das hessische Frankfurt in die weite Welt hinaus und bewirbt somit die Strahlkraft dieser Metropole, die den idealen Schauplatz liefert.“

Aber nicht nur Frankfurt kommt spannend ins Bild, auch die beteiligten Schauspieler wirken wie nobilitiert. Das gilt in erster Linie für Paula Beer, die mit einem Schlag, auch durch weitere Produktionen ihre Begabung ausspielen konnte. Vom Berlinale Beitrag TRANSIT von Christian Petzold (wo übrigens Matthias Brandt der Erzähler ist) bis zum neuen Film von Florian Henckel von Donnersmarck, der noch im Oktober in die deutschen Kinos kommt. Aber auch für Désirée Nosbusch ist die Rolle der erfahrenen, zynischen Bankfrau gewissermaßen eine Wiederkehr auf die große Filmbühne. Genug der Namen, das gesamte Ensemble bringt diese Leistung, die im Wort und Begriff des Ensembles schon ausgedrückt ist: eine beglückende Gemeinschaftsleistung.

Eigentlich allerdings, das wäre unser Kommentar, sollte sich das Hessische Filmschaffen auch bei seinen Preisen nicht unbedingt an denen orientieren, die schon ein großer Publikum erreichen und ein geschäftlicher Erfolg sind.

Zu den ausgewählten Spiel- und Dokumentarfilmen, von denen wie immer je drei nominiert sind und erst am Abend des 12. Oktober von der Bühne der Gewinner, die Gewinnerin bekanntgegeben wird, wollen wir im nächsten Artikel mehr sagen. Hier erst noch einmal etwas zur Gesamtsituation. Seit vielen Jahren versucht das Land Hessen zum Filmland zu werden, was insbesondere für Berlin kein Problem ist, ist doch die deutsche Hauptstadt nicht erst durch die Mauer und ihr Niederreißen eine ungewöhnliche Stadt. Sie ist ein Anziehungspunkt für die Jugend der Welt und das schlägt sich auch in den Filmproduktionen nieder, ganz abgesehen von dem Dasein großer Studios. Aber auch München ist als Filmstadt außerordentlich begehrt. Das liegt zum einen an seiner Lage zwischen den hohen Bergen und den niederen Seen und Flüssen, sicher auch am Publikumsrenner dem Oktoberfest, was ja auch außerhalb dieses Monats eine besondere Erdverbundenheit und Regionalität sowie Tradition ausdrückt.

Daß Hamburg eine besonders schöne und alte Stadt ist, macht sie als Filmort auch attraktiv, verbunden mit der Nähe des Meeres, da hat es Frankfurt, zumal das durch den Krieg zerstörte Frankfurt, wo sehr schnell Bauten aus dem Boden gestampft wurden, nicht einfach. Durch die Besonderheit der vielen und auch teils sehr individuellen Bankentürme hatte Frankfurt in der Vergangenheit bei Drehaufnahmen Boden gut gemacht, als sozusagen zweites kleines Amerika auf deutschem Boden. Jetzt aber kommt durch die in der nächsten Woche offiziell eröffnete, zu großen Teilen wiederaufgebaute, also neue Altstadt eine weitere Sicht auf Frankfurt ins öffentliche Bewußtsein, die kleine Heimeligkeit, die wir alle bisher nur von den Äppelwoikneipen aus Bornheim oder Sachsenhausen kannten, wobei man dörflichen Charakter noch in vielen Stadtteilen von Frankfurt findet, wie beispielsweise in Eschersheim.

Das wir interessant werden, ob internationale Filmproduktionen, natürlich nationale auch, auf diese architektonische Neuerung, die ja dem Charakter der rasanten Bankentürmestadt ihr Gegenteil gegenüberstellt, durch Drehgesuche entsprechen wird.

Zurück zum Filmland Hessen. Minister Rhein, der in den offiziellen Verlautbarungen so oft als Kunst- und Kulturminister bezeichnet wird, was wir immer in die angestammte Anrede Hessischer Minister für Kunst und Wissenschaft umwandeln, betonte, daß im Jahr 2018 die Hessische Landesregierung der Filmförderung erneut zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt hat – und zwar 1, 5 Millionen, von denen eine Million der HessenFilm und Medien zugesprochen sind für zusätzliche Förderungen für Investitionen im Kinobetrieb. Wenn man weiß, mit welchem Engagement einzelne sogenannte Arthousekinos oder auch einfach kleine Kinos dazu beitragen, daß wir nicht eine Monokultur der Cinestars in Hessen haben, sondern publikumsnahe kleine Kinos existieren können, ist das so infrastrukturell wichtig und richtig, wie z.B. Stadtbüchereien oder öffentlicher Nahverkehr.

Der Rest des zusätzlichen Geldes ist sowohl für Nachwuchsförderung wie auch die Unterstützung von Filmfestivals vorgesehen. Letzteres ist sehr wichtig, denn meist können die Festivals nur ‚funktionieren‘, weil die Macher eine Selbstausbeutung betreiben. Ohne den gewaltigen persönlichen Einsatz gelingen solche Filmfestivals wie das LICHTER FILMFEST, aber auch andere sowieso nicht, aber eine Entlastung und damit auch Anerkennung der Arbeit durch Förderung ist angebracht.

Übrigens strahlt der Hessische Rundfunk zwei Tag später, am Sonntag, 14. Oktober um 18.30 Uhr eine 30minütige Sondersendung mit dem Titel DIE HESSISCHEN OSCARS – DER HESSISCHE FILM- UND KINOPREIS 2018 AUS, wo nicht nur die Gewinner vorgestellt werden, sondern mit dem hr-Gespann Monika Kullmann und Holger Weinert Interviews mit den Nominierten und den Siegern bringen, natürlich auch von der Party danach im ganzen prächtigen Haus der Alten Oper berichten.

Foto:
Hans Joachim Mendig Geschäftsführer HessenFilm, Christel Schmidt, hr-Filmförderung
© A2Bildagentur

Info:
Verleihung am 12. Oktober in der Alten Oper