Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. September 2018, Teil 12
N.N.
München (Weltexpresso) - Den Familien Strelzyk und Wetzel gelang am 16. September 1979 die Flucht aus der DDR mit einem selbstgebauten Heißluftballon. Nach 28 Minuten und 18 Kilometern, bei einer maximalen Höhe von 2000 Metern, landeten sie gegen 3 Uhr im bayerischen Grenzort Naila.
In der 1,4 mal 1,4 Meter kleinen Gondel, deren Boden aus 0,8 Millimeter dünnem Stahl bestand, saßen Peter Strelzyk (damals 37 Jahre alt) und seine Frau Doris (31) mit den Söhnen Frank (15) und Andreas, genannt „Fitscher“ (11), sowie Günter und Petra Wetzel (beide 24 Jahre alt) mit den Söhnen Peterchen (5) und Andreas (2).
Der selbstgenähte Ballon war 32 Meter hoch, die Hülle bestand aus 1245 Quadratmetern Stoff, die ein Fassungsvermögen von 4200 Kubikmetern Luft hatten. Der Ballon war 1979 der größte in Europa und erhielt einen Eintrag in das Guinnesss Buch der Rekorde.
Es war der dritte Ballon, den Peter Strelzyk und Günter Wetzel gebaut hatten, seit sie am 7. März 1978 den Entschluss zu dieser Art von Flucht gefasst hatten. Der erste Ballon bestand aus 900 Quadratmetern luftdurchlässigem Baumwollstoff und war flugunfähig. Für den zweiten Ballon kauften die Familien 1000 Quadratmeter Taftstoff.
Der erste Fluchtversuch, den die Familie Strelzyk am 3. Juli 1979 allein unternahm, endete mit einem Absturz des Heißluftballons nach 34 Minuten – im Sperrbezirk kurz vor der Grenze.
Laut Peter Strelzyk kosteten alle Fluchtversuche zusammen 76.000 Ost-Mark.
Mit Erlaubnis beider Familien konnten die Autoren in der ehemaligen Gauck-Behörde mehr als 2000 Seiten der Stasi-Akten einsehen, die nach der geglückten Flucht über die Strelzyks und Wetzels angelegt worden waren.
Der Film entstand an 50 Drehtagen. Die erste Klappe fiel am 18. September 2017, die Schlussklappe am 1. Dezember 2017.
Castingagentin Daniela Tolkien und Regisseur Michael Bully Herbig besetzten 55 Schauspieler. Die fünf Hauptrollen spielen Friedrich Mücke, Karoline Schuch, David Kross, Alicia von Rittberg und Thomas Kretschmann. Für alle ist es die erste Zusammenarbeit mit Michael Bully Herbig.
Die Augsburger Ballonbaufirma Wörner stellte für die Dreharbeiten zwei Ballone in Originalgröße her: 28 Meter und 32 Meter hoch. Beide durften – als Fesselballons – maximal 30 Meter in die Höhe steigen. Die Schauspieler durften nicht höher als drei Meter über dem Boden sein. Zwischen vier und 30 Metern kamen Stuntleute oder lebensgroße Puppen zum Einsatz.
Aus Sicherheitsgründen durfte bei den Dreharbeiten die Windgeschwindigkeit maximal vier Knoten (7,4 Stundenkilometer) betragen.
Szenenbildner Bernd Lepel und sein zehnköpfiges Team statteten circa 70 Motive aus.
Kostümbildnerin Lisy Christl und ihr Team mussten 80 Kostüme anfertigen und 750 weitere Kostüme organisieren. Die Kleidung für die Hauptdarsteller wurde in dreifacher Ausfertigung genäht oder gestrickt. Viele Uniformen und Kostüme für die insgesamt 750 Statistenauftritte kamen aus dem Fundus der Studio Babelsberg AG oder von privaten Sammlern und aus Second-Hand-Shops.
30 Trabanten und Wartburgs wurden von privaten Sammlern und Vereinen angemietet, um die Straßenszenen zu beleben.
Michael Bully Herbig war elf Jahre alt, als den Familien Strelzyk und Wetzel 1979 die Ballonflucht gelang. Im Alter von 43 Jahren begann er mit den ersten Vorbereitungen der Verfilmung. Beim Deutschlandstart des Films am 27. September 2018 ist Herbig 50 Jahre alt. BALLON ist Michael Bully Herbigs achte Regiearbeit fürs Kino. Und sein erster Thriller.
Günter Wetzel ist seit 1992 Fluglehrer und hat in 20 Jahren mehrere Piloten auf Motorflugzeugen, Motorseglern und Ultraleichtflugzeugen ausgebildet. Keine fünf Sekunden dauert der Gastauftritt von Günter und Petra Wetzel in der letzten Szene des Films. Sie sitzen in der Flugplatz-Kantine in Kulmbach im Bildhintergrund.
Der originale Fluchtballon wird ab Mai 2019 im Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg ausgestellt.
Mehr als 5000 DDR-Bürgern gelang die Flucht in den Westen. Die meisten davon in den ersten Monaten nach dem Mauerbau, da die Grenze noch nicht hermetisch abgeriegelt war.
Foto:
© Studiocanal GmbH / Marco Nagel
Info:
circa 125 Minuten
Besetzung
Peter Strelzyk Friedrich Mücke
Doris Strelzyk . Karoline Schuch
Günter Wetzel David Kross
Petra Wetzel Alicia von Rittberg
Oberstleutnant Seidel Thomas Kretschmann