MarioSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 18. Oktober 2018, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Mario Lüthi (Max Hubacher) ist 20 Jahre alt und spielt im letzten Jahr in der U21-Mannschaft bei Young Boys Bern. Marios Fußball versessener Vater Daniel (Jürg Plüss) setzt alles daran, das der Sohn das erreicht, was er selbst nicht geschafft hat, den Aufstieg in die erste Berner Mannschaft. Denn das würde eine Profikarriere bedeuten.

Da die Berner zur gleichen Zeit versuchen, die Schweizer Meisterschaft in der U21 zu gewinnen, wurde Leon Saldo (Aaron Altaras) aus Hannover verpflichtet, der ebenso wie Mario im Sturm spielt. Da Mario endlich zu Hause ausziehen will, wird er von seinem Verein zusammen mit Leon in einer Wohnung untergebracht.

Obwohl sie auf dem Fußballfeld Konkurrenten sind, freunden sich die beiden miteinander an und unternehmen auch Vieles zusammen. Leon lernt dabei auch Marios alte Freundin Jenny Odermatt (Jessy Moravec) kennen. Leon erfährt aber auch, dass die Beiden schon seit langem Freunde sind und keinerlei sexuelles Interesse aneinander haben. Eigentlich hatte Mario noch gar keine Freundin.

Eines Abends macht Leon den ersten Schritt und küsst Mario. Der wehrt ihn ab, denn er ist überrumpelt und erschrocken. Doch dann geht eine zweite Initiative von Mario aus, der sich endlich ein Herz fasst. Während Leon schon länger von seiner Homosexualität weiß, verliebt sich Mario zum ersten Mal in seinem Leben ernsthaft.

Doch die Beziehung lässt sich - bei aller Vorsicht - nicht im Verein geheim halten. Bald machen eindeutige Gerüchte die Runde und die Fußballspieler der Mannschaft gehen auf Distanz. Dazu gibt es auch noch schiefe Blicke und Getuschel vor allem von den Konkurrenten um Marios und Leons Stammplätze. Mario findet schwule Bilder in seinem Spind, beide bekommen homophobe Sprüche zu hören und auch die Berner Vereinsoberen und die Berater der beiden Spieler verlangen, dass der heterosexuelle Schein in der Fußballwelt aufrechterhalten bleibt.

Leons sportliche Leistungen gehen zu dieser Zeit stark zurück. Eines Tages hält er den Druck nicht mehr aus, bekennt sich in der Umkleidekabine zu seiner Homosexualität und verlässt den Club.

Mario dagegen hält sich an die Strategie seines Spielerberaters Peter Gehring (Andreas Matti) und des Sportchefs Kurt Frei (Beat Marti). Er leugnet alle sexuellen Verbindungen zu Leon und zeigt sich mit Jenny als seiner Alibi-Freundin (die inzwischen eingeweiht ist und mitspielt). Ihm ist die Karriere als Profifußballer wichtiger. Er schafft es auch einen Profi-Vertrag zu bekommen, zwar nicht in Bern, da man befürchtet, dass die Gerüchte erhalten bleiben, sondern beim FC St. Pauli.

Doch auch in Hamburg muss er seine Homosexualität verstecken. Als Jenny, die ihn als "Freundin" begleitet hat, einen festen Freund in Hamburg findet, kann und will sie das Spiel nicht länger mitspielen. Sie trennt sich von Mario und zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus.

Während Leon einen anderen Weg gewählt hat, eine Ausbildung begonnen hat und nur noch in seiner Freizeit in der Regionalliga kickt, bleiben Mario neben dem Erfolg als Profi-Fußballer nur noch Einsamkeit, Bedauern und Traurigkeit...


"Mario" ist ein Schweizer Filmdrama, das seine Premiere am 27. Januar 2018 bei den Solothurner Filmtagen feierte. Der Film kam am 22. Februar 2018 in die Schweizer Kinos. In Deutschland hatte er seine Premiere am 2. Oktober 2018 beim Filmfest in Hamburg und kommt am 18. Oktober endlich auch in die deutschen Kinos. Vermutlich wird der Film in den Kinos in der Originalfassung (Schweizerdeutsch und Deutsch) mit teilweise deutschen Untertiteln gezeigt werden.

Das Thema Homosexualität und Leistungssport ist immer noch ein sehr heikles. Es gibt darüber auch bis jetzt nicht allzu viele Filme. Am bekanntesten ist vermutlich "Jongens" (2014), ein Niederländischer Film über zwei jugendliche Leichtathleten.

Gerade beim Fußball ist Homosexualität immer noch ein nicht anzusprechendes Thema. Das war auch einer der Gründe warum der Schweizer Regisseur Marcel Gisler sich dieses Themas angenommen hat. Gisler hat auch zusammen mit Thomas Hess und Frederic Moriette das Drehbuch geschrieben. Als Hintergrund diente ihm die 2008 erschienene Biografie des ehemaligen Fußballspielers Marcus Urban von RW Erfurt: Versteckspieler. Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban.

Um authentische Fußballszenen zu bekommen, kontaktierte er den Verein Young Boys Bern, der ihn nicht nur in seinem Stadion und seinen Trainingsanlagen filmen ließ, sondern der Verein stellte auch seine U21 Mannschaft für die Fußball-Szenen und als Statisten zur Verfügung.

In Hamburg durfte Gisler 2017 im Stadion des FC St. Pauli während dreier Liga-Spiele (gegen Karlsruhe, Düsseldorf und Sandhausen) filmen.

Für die Hauptrolle des Mario konnte der Regisseur den in der Schweiz geborenen Max Hubacher gewinnen, der in diesem Jahr auch die Hauptrolle des Willi Herold in "Der Hauptmann" gespielt hat. Als Leon wurde Aaron Altaras gecastet, der unter Anderem 2017 als Eugen Friede in "Die Unsichtbaren - Wir wollen leben" zu sehen war.

"Mario" erhielt vier Nominierungen zum Schweizer Filmpreis 2018: als bester Spielfilm und für das beste Drehbuch konnte der Film nicht gewinnen. Allerdings wurden Max Hubacher für seine Darstellung des Mario als bester Hauptdarsteller und Jessy Moravec für ihre Rolle der Jenny als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.

Regisseur Marcel Gisler hat in einem Interview erklärt, was ihm an dem Thema "schwules Liebesdrama in der Fußballszene" gereizt hat. Er hatte festgestellt, dass es bisher noch keinen Film über Homosexualität im Fußball gab. Denn auf dem Fußballfeld würden von den jungen Männern Kampfgeist, Siegeswillen und Durchsetzungsvermögen verlangt. Diese Eigenschaften werden häufig nur heterosexuellen Männern zugeschrieben. Marcel Gisler wollte mit seinem Film mit diesen Vorurteilen aufräumen.

Neben den vielen Szenen auf dem Fußballfeld konzentriert sich der Film auf die Selbstverleugnung und die innere Zerrissenheit von Mario. Während Leon sich seiner Homosexualität sicher ist und sich auch so verhält, ringt Mario mit den für ihn neuen Erkenntnissen. Er weist Leon zurück, verliebt sich dann aber in ihn, ist dann aber doch nicht bereit, für seine große Liebe seinen Traum vom Fußball-Profi aufzugeben und legt sich deshalb sogar eine Alibi-Freundin zu. Max Hubacher spielt Marios Dilemma überaus überzeugend. Der Film klagt zwar die Homophobie im Fußball an, macht dies aber weder laut noch aufrührerisch. Der Regisseur erzählt eine ruhige aber dennoch berührende Geschichte einer wunderbaren ersten Liebe, die letztlich an den äußeren Bedingungen scheitert.

Obwohl einige der Fußball-Szenen etwas zu lang geraten sind, ist "Mario" ein toll gespieltes und einfühlsames Drama, das nicht nur die schwul-lesbische Community ansprechen sollte, sondern das eigentlich jeden interessieren müsste, denn leider ist Homosexualität im Fußball immer noch ein Tabuthema. "Mario" macht auf diesen Missstand in dem sehenswerten und authentischen Film aufmerksam.

Foto: Max Hubacher als Mario und Aaron Altaras als Leon © Pro Fun Media Filmverleih

Info:
Mario (Schweiz 2018)
Genre: Romantik-Drama, Sportfilm, Homosexualität
Filmlänge: 119 Minuten
Regie: Marcel Gisler
Drehbuch: Marcel Gisler, Thomas Hess, Frederic Moriette
Darsteller: Max Hubacher, Aaron Altaras, Jessy Moravec, Jürg Plüss, Doro Müggler, Andreas Matti u.a.
Verleih: Pro Fun Media GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 18.10.2018