Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. Februar 2013, Teil 1
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das ist eine zunehmende Tendenz, daß auch Kriminalromane schnell verfilmt werden. Dabei kann sich gerade die Krimiverfilmung auf frühe Vorbilder stützen. Denn von Anfang an waren im Stummfilm „Das Geheimnis“ und „Der Mörder“ emotionale und dramaturgische Stützen der Filmstreifen.
DER HYPNOTISEUR
Aus den Streifen sind allerdings lange Filme und farbige Schocker geworden, so wie hier ein 122 Minuten Film, der in einem tiefblauen Ton annonciert wird, wo einem das Blut in den Adern gefrieren soll. Das paßt dann gut zur nordischen Landschaft, denn vermehrt kommen nicht nur die Bücher aus dem hohen Norden, sondern eben auch die Filme. Derzeit vor allem aus Schweden.
Alexandra Coelho Ahndoril und Alexander Ahndoril heißen die Autoren, die als Lars Kepler diesen Kriminalroman mit dem ersten Fall – inzwischen gibt es acht - von Kriminalkommissar Joona Linna 2010 im Lübbe Verlag herausgebracht haben und sofort sehr erfolgreich waren. Wobei zwischen Lesen und Sehen eben doch noch einmal Unterschiede auftreten, weil beim Lesen die eigene Phantasie ganz andere Leistungen erbringt als beim Zuschauen, wo sie ja eher stört, denn da muß die Handlung so stringent ablaufen, daß ich als Zuschauer überhaupt keine Zeit zum Reflektieren und Ergänzen haben darf.
Und so ist aus einem spannenden Krimi – auf dem Buchtitel sieht man nur das Auge – ein immer noch sehenswerter, aber doch ein Film mit Schwächen geworden, der die Spannung, die am Anfang aufgebaut wird, nicht halten kann. Am Anfang wird Kommissar Joona Linna (Tobias Zilliacus) in eine Turnhalle gerufen, wo ein Sportlehrer brutal niedergestochen wurde. Doch dann stellt sich heraus, daß auch in deren Haus die Mutter und die kleine Tochter ermordet worden sind. Eine ganze Familie ermordet. Warum? Doch da ist noch der Junge, der Sohn Josef (Jonatan Bökmann), der schwer verletzt in der Klinik im Koma liegt. An eine Aussage ist also überhaupt nicht zu denken.
Doch da gibt es den Arzt und Hypnotiseur Erik Maria Bark. Wegen des Schauspielers Mikael Persbrandt wollten wir diesen Film unbedingt sehen, denn seine durchdringenden blauen Augen mit meist abweisendem Blick sind aus den Wallanderfilmen sehr bekannt. Den kann man sich als Hypnotiseur sehr gut vorstellen. Allerdings muß dieser von Linna erst überredet werden, denn es hängt ihm in den Knochen, daß bei einer seiner Hypnosen etwas Schlimmes daraus wurde. Also läßt sich Bark darauf ein und tatsächlich dringt er zu ihm durch.
Wir sind aber erst einmal Zeuge, wie dieser wache Hypnotiseur nicht schlafen kann und Pillen schluckt – so wie immer – und dann im Schlaf nicht mitbekommt, wie jemand seine ebenfalls schlafende Ehefrau (Lena Olin) mit einer Spritze betäubt und seinen Sohn entführt. Und das ist dann der Plot, den er auf einem Zettel findet: „Schluß mit der Hypnose, oder er stirbt!“ Zwischen drinnen erleben wir Wahnsinnsaufnahmen von Schweden im Schnee, wie es einerseits die Touristenindustrie gerne möchte, wie es aber so kalt und ungemütlich und gefährlich wiederum völlig gegen deren Interessen geht.
„Was verboten ist, das macht uns grade scharf!“ - Im Zwiespalt der Angst um seinen Jungen und den Vorhaltungen der Ehefrau, versucht es Bark erneut mit der Hypnose und erhält Gewißheit, was ihm schon das erste Mal dämmerte: der Junge ist der Mörder und hat sich seine Verletzungen selbst zugefügt. Das Unfaßbare wird logischer, als sich Zweierlei herausstellt: er handelte unter Zwang und er ist ein Adoptivkind.
Doch da ist ein weiteres Problem. Es taucht noch eine Schwester auf und was dann alles passiert, bevor am Schluß in dramatischem Finale ein Bus im Eis einbricht, dürfen wir nicht verraten, denn die Spannung braucht der Film, den nach 20 Jahren Hollywood Lasse Hallström zu Hause in Schweden drehte und der dort unglaublich erfolgreich läuft, während der Roman erst nach dem Welterfolg auch in Schweden reüssierte. Die Wege des Erfolges sind unvorhersehbar. Aber soviel Existentielles muß auch in einem Krimi aus dem Norden nicht sein: ausgebrannte Typen, von der Arbeit und vom Alkohol und Tabletten, gleich die Auslöschung einer ganzen Familie, ein übersinnlicher Arzt, der mit der Hypnose schon scheiterte, Zerrüttung der Ehe, massive Arbeitslosigkeit, pathologische Typen, die frei herumlaufen oder der psychiatrischen Klinik entweichen, an der sowiesoallerlei faul ist wie an den Wohnverhältnissen der Armen und Ausgebeuteten dieser Welt. Ziemlich viel Weltverbesserungsnotwendigkeiten für 122 Minuten.
WARM BODIES
Auch das noch. Eine Liebeskomödie zwischen einem Zombie und einer blonden Amerikanerin, der trotz dieser Vorgaben intelligenter daherkommt als so manche Schmonzette unter Normalos.
THE BUTTERFLY'S DREAM
Ein türkischer Unterhaltungsfilm, den wir noch nicht kennen, der heute Premiere hat und über den wir schreiben, sobald wir mehr wissen.
THE MASTER
Dieser Film muß auch auf seine Besprechung warten.
Lars Kepler, Der Hypnotiseur, Lübbe Verlag