Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. Februar 2013, Teil 2

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Diesmal ist der Weg nicht eingleisig, von dem Roman zum Film, sondern dieser Film Les Misérables führt über das gleichnamige Musical, das seit 32 Jahren überaus erfolgreich nach dem berührend-bedrückendem und ebenfalls gleichnamigen Roman von Victor Hugo aus dem Jahr 1862, wo er noch im Exil auf Guernsey weilte, in Szene gesetzt wurde.

 

 

LES MISÉRABLES

 

Und schon haben wir den Salat. Denn in der Tat würden wir jetzt gerne von diesem Film so richtig schwärmen, denn das Buch ist ein Felsenstein im Humanismus und kaltherzig muß derjenige sein, der nicht selbst das rote Tuch ergreift und gegen derartige Ausbeuter und Militärschergen zu Felde zieht und ihn rettet, diesen armen Geschundenen namens Jean Valjean und mit ihm die anderen Elenden und Erniedrigten. Eigentlich. Aber wir können nicht. Obwohl wir voller Hoffnung in diesen überlangen – 157 Minuten - Film gegangen sind, waren wir nach dem ersten Erschlagen von der Bildergewalt erholt, dann zunehmend sauer, daß wir immer nur in die blutunterlaufenen Augen des Helden (Hugh Jackman) sehen durften und alles Kleine groß und derb erschien und auf uns einprasselte, denn die singen ja dauernd, die Leute.

 

Da wird auch zwischen drinnen sich nur über musikalische Laute verständigt und dies ist in Verbindung mit ständigen Großaufnahmen von Gesichtern einfach aufdringlich und unschön dazu. Da wir kein Zahnarzt sind, interessieren uns Großaufnamen von Zähnen und Mündern nicht – wir mußten dauernd an Homer und sein „Gehege deiner Zähne“ denken, wo dies und jenes entfleucht. Aber die Geschmäcker sind wohl verschieden, denn dieser Film vom Regisseur des THE KING'S SPEECH, Tom Hooper, ist schon mit acht Oscar-Nominierungen bedacht und hat den Golden Globe der Auslandspresse gleich dreimal erhalten, für das bester Musical – welche gab es noch? - und für den besten Hauptdarsteller Hugh Jackman und die beste Nebendarstellerin Anne Hathaway.

 

Was man dieser Verfilmung nicht vorwerfen kann, wäre, daß sie nicht gradlinig erzählt. So weiß man eigentlich immer, woran man ist, wenn erst einmal in einer unglaublich eindrucksvollen Totalen wir von oben her uns in die niederen Gefilde begeben, wo – nach der Revolution, aber in der neuen Besitzbürgerlichkeit und Restauration von 1815 – die Sträflinge selbst so mit Dreck behandelt werden, mit dem sie hier umgehen müssen: denn sie müssen im Dreckwasser watend Schweres tragen oder aufrichten und man kann ihre Körper und Gesichter kaum mehr unter den Dreckschichten und Blut erkennen.

 

Wir werden Zeuge, wie der Oberaufseher namens Javert (Russell Crowe) sadistisch den Häftling Valjean auf einer Schiffswert zu immer wieder denselben schweren Aufgaben zwingt, wie dem Aufheben eines schweren Mastes, den er dann leichtfertig wieder zu Boden gehen läßt, um erneut die Kräfte des sehr mageren Valjeans zu mißbrauchen. Dieser, durchaus ein Hitzkopf, wenn man ihn zu sehr reizt, singt sich ab da die Seele aus dem Leib. Und da er viel leiden muß, muß er auch viel singen. Das kann Hugh Jackman durchaus, aber ...siehe hoben.

 

Inhaltlich kommt die moralische Schärfe auch deshalb hinzu, weil dieser Häftling für ein Stück Brot eingesperrt wurde, das er für seine Familie stahl und nun seit 17 Jahren gefangen ist, nun aber freikommt. Die Geschichte entwickelt sich als Zweikampf dieser beiden Charaktere, der eine ein Charakterschwein, der wohl auch deshalb den anderen so verfolgt, weil er sich durch dessen Gutsein besonders herausgefordert sieht, denn der dramaturgische Griff des Autors läßt diese beiden immer wieder aufeinandertreffen, bis der eine am Schluß tot ist, woraufhin der andere auch bald stirbt.

 

Dazwischen liegen die Verfolgungsszenen, die Liebesszenen, die, in denen Valjean die Tochter der sterbenden Arbeiterin (Anne Hathaway) Cosette als eigene aufzieht, die eindrucksvollen Aufständischen, die kaum glaubhaften, aber realistischen Lebensumstände der Armen in Paris, es passiert also durchaus ständig etwas und viele Szenen sind optisch eine Wucht, wie das der Aufstände in Paris oder auch Naturaufnahmen. Nur, wir Zuschauer haben damit nichts zu tun. Es hat mit unserem Leben nichts zu tun. Ist aber auch nicht eine wirkliche Erzählung von früher. Denn da singen die Leute nicht. Die Oper? Ja, die Oper ist anders. Die ist mit Absicht künstlich, vermag aber in Szene und Gesang unser Herz zu rühren.

 

So sitzt man und leidet, weil man ja der Aufarbeitung des sozialen Elends des 19. Jahrhunderts, das es auf der Welt verbunden mit martialischen Herrschaftsstrukturen immer noch gibt, weil man also der Aufarbeitung alles Gute wünscht, aber nicht kann. Der Mißgriff, so meinen wir, liegt in der Verfilmung des Musicals und nicht des Romans. Gleichzeitig wird aber die Bühne verlassen und alles findet in der wirklichen Welt statt, was optisch im Film phänomenal ist, aber die Struktur des Muscals noch alberner wirken läßt.

 

P.S. Ein großes Vergnügen das fiese Pärchen: Helena Bonham Carter und Sacha Baron Cohen. Die würden wir gerne wiedersehen.

 

 

WESTERLAND

 

Schon wieder ein Spielfilm, in dem in heutiger zeit Jesús auftaucht. Hier ist es Cem, ein auf Sylt aufgewachsener Mann mit türkischer Familie, der den Fremden bei sich aufnimmt, was sein Leben verändert.

 

 

GHOST MOVIE

 

Eher eine Parodie auf das U.S. Genre der Paranormalen. Dabei geht es um zwei, wo „er“ 'sie*' bei sich einziehen läßt, das mit der Kamera mitverfolgt und sich herausstellt, daß ein Dritter irgendwie und irgendwo dabei ist.

 

DER IRAN JOB

 

Kevin Shephard spielt in diesem Dokumentarfilm die Hauptrolle. Er ist Basketballspieler und verpflichtet sich 2008 beim Klub AS Shiraz der ersten iranischen Liga, weil er das Unvertraute sucht, das Vertrauten kennt er schon. Seine offene Art macht es den anderen nicht schwer, ihn zu mögen und so erleben wir heimlich gemachte Aufnahmen mit einem Camcorder, die zeigen, wie gut sich die Menschen verstünden, ließe man sie.