Serie: DIE BERLINALE 2019. Die Internationalen Filmfestspiele von Berlin vom 7.-17. Februar 2019, Teil 10
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) - Das ist ja nun mal eine gelungene Überraschung: Die französische Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche wird Präsidentin der Internationalen Jury der 69. Internationalen Filmfestspiele Berlin! Noch-Berlinale-Direktor Dieter Kosslick: „Ich freue mich sehr, dass Juliette 2019 Jury-Präsidentin ist. Das Festival ist ihr ganz besonders verbunden und ich freue mich, dass sie nun in dieser herausragenden Position zum Festival zurückkommt.“
„Danke für diese große Ehre und die Einladung zu Deiner letzten Berlinale, lieber Dieter, das bedeutet mir unglaublich viel. Ich freue mich auf dieses besondere Rendezvous mit der gesamten Jury und werde meine Aufgabe mit viel Freude und Sorgfalt angehen“, sagt Jury-Präsidentin Juliette Binoche. Aufgrund ihrer immer offensiv vorgebrachten Meinung darf man auf spannende Diskussionen in der Jury hoffen. Und sie hat eine so gewinnende Art, Menschen ins Gespräch zu bringen, daß ihre Wirkung sicher über die Jury hinausgeht und dem ganzen Festival gut tut.
Juliette Binoche ist einfach eine der profiliertesten internationalen Schauspielerinnen. In mehr als 70 Filmen begeisterte sie Publikum und Kritiker*innen und erhielt zahlreiche Preise und Nominierungen. Sie war die erste europäische Schauspielerin, die sowohl auf dem Filmfestival in Berlin als auch in Venedig und Cannes ausgezeichnet wurde.
Nach ihrem ersten Kinoauftritt 1983 in Liberty Belle von Pascal Kané, wurde sie 1984 in Jean-Luc Godards Je vous salue, Marie (Maria und Joseph) als neues Talent entdeckt. Ihre erste Hauptrolle hatte sie in André Téchinés Film Rendez-vous (1985), für die sie mit dem Romy Schneider Preis der französischen Presse ausgezeichnet wurde. Ihre erste Zusammenarbeit mit Leos Carax, Mauvais Sang (Die Nacht ist jung, 1986), lief 1987 im Wettbewerb der Berlinale.
Juliette Binoche hatte ihren internationalen Durchbruch in Philip Kaufmans englischsprachiger Romanverfilmung The Unbearable Lightness of Being (Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, 1988). Seither arbeitete sie auch international, sowohl in den USA als auch in vielen europäischen Produktionen. Binoches zweite Zusammenarbeit mit Leos Carax, Les amants du Pont-Neuf (Die Liebenden von Pont-Neuf, 1991), wurde im Forum der Berlinale 1992 gezeigt.
1993 erhielt sie in Venedig die Coppa Volpi für ihre Rolle in Trois Couleurs: Bleu (Drei Farben: Blau) von Krzysztof Kieślowski, für die sie zudem mit einem César, dem nationalen Filmpreis Frankreichs, ausgezeichnet wurde. Im selben Jahr wurde ihr bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin die Berlinale Kamera verliehen.
Den Silbernen Bären, den BAFTA und den Oscar gewann Juliette Binoche 1997 für ihre Darstellung der frankokanadischen Krankenschwester Hana in The English Patient (Der englische Patient, 1996, R: Anthony Minghella).
Juliette Binoche arbeitete im Rahmen ihrer facettenreichen Karriere bereits mit zahlreichen bedeutenden Regisseur*innen und Schauspieler*innen.
In Lasse Hallströms romantischem Melodram Chocolat (2000), das 2001 im Wettbewerb der Berlinale lief, spielte sie an der Seite von Hollywood-Star Johnny Depp. Mit Samuel L. Jackson war sie 2004 in Country Of My Skull (R: John Boorman) erneut im Wettbewerb der Berlinale zu sehen.
Nachdem sie 2008 eine Rolle in Abbas Kiarostamis Shirin übernommen hatte, wurde sie für die Hauptrolle in seinem Film Copie conforme (Die Liebesfälscher) 2010 in Cannes als Beste Schauspielerin ausgezeichnet. 2012 war sie als Hauptdarstellerin in Elles (Das bessere Leben) von Małgorzata Szumowska im Panorama der Berlinale zu Gast.
In Bruno Dumonts Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Camille Claudel 1915 spielte sie 2013 die Titelrolle. Ihre jüngste Berlinale-Teilnahme war mit dem Eröffnungsfilm der Berlinale 2015, Nadie quiere la noche (Endless Night) von Isabel Coixet.
Aktuelle Filme von Binoche sind High Life (2018) von Claire Denis und Doubles vies (Non-Fiction, 2018) von Olivier Assayas. In Pressevorführungen konnte man auch schon DIE BLÜTE DES EINKLANGS von Naomi Kawase sehen, ein in Japan spielender japanischer Film mit dem dortigen Star Matasatoshi Nagase. Wenn Ihnen der Name der Regisseurin auähf Anhieb nichts sagt, die auch das Drehbuch verfaßte und den Schnitt selbst übernahm, dann ist ihr Film KIRSCHBLÜTEN UND ROTE BOHNEN hoffentlich noch in Erinnerung. Der neue Film zeigt wieder eine völlig neue Facette dieser kühnen Schauspielerin. Im schmalen Presseheft sind als Filmografie, extra als Auswahl gekennzeichnet, 17 Filme von 1988 bis 2018, also 30 Jahre! aufgeführt, wozu die 5 Jahre ihres Beginns dazugezählt werden müssen. Bei der Aufzählung ist das Jahr 2013 ausgelassen und damit auch die Paraderolle von Juliette Binoche als Camille Claudel. Das geht ja nun mal gar nicht. Hoffentlich bekommt sie das nicht mit.
Man darf sich auf die Jurypräsidentin Julliette Binoche freuen! Die in Weltexpresso berichtenden Journalisten tun es schon jetzt.
Foto:
Juliette Binoche
© Fred Meylan