Betsy West und Julie Cohen
New York (Weltexpresso) - Vor drei Jahren, im Januar 2015, hatten wir zum ersten Mal die Idee, einen Dokumentarfilm über Bader Ginsburg zu drehen. Wir hatten beide unabhängig voneinander die Richterin bei Projekten interviewt und bewunderten ihre bahnbrechende Arbeit für die Rechte der Aber das war, bevor sie zum achtzigjährigen Rockstar Notorious RBG wurde, mit einer von Millennials, die sie auf Twitter- und Tumblr-Accounts feiern, den Schriftzug RBG ihr Konterfei auf T-Shirts und Tragetaschen zur Schau tragen und in extremen Fällen sogar großes, permanentes, buntes Tattoo.
Als wir eines Tages über das Phänomen RBG sprachen, sagten wir uns: „Wir müssen einen über Richterin Ginsburg drehen, und zwar jetzt!“
Während dieser frühen Gespräche war ein Satz, den wir immer wieder anbrachten, dass RBG gerade „ihren Moment hatte“. Was wir damals nicht ganz begriffen war, wie sich dieser Moment zu Größerem und Wichtigerem entwickeln würde, während wir ihr außergewöhnliches Leben
dokumentierten.
Mit einem Team, das in den wichtigen Positionen mit Frauen besetzt war, begannen wir im Juni mit den Dreharbeiten und taten unser Bestes, um mit dem hektischen Zeitplan der Justiz Schritt zu halten. Wir filmten RBG in ihrem Büro, im Urlaub mit ihrer Familie und beim Training mit
ihrem Personal Trainer. Wir verfolgten auch die dramatischen Geschichten der Mandanten, die sie als junge Anwältin in den 1970er Jahren vor dem Supreme Court vertreten hatte. Damals war Geschlechterdiskriminierung völlig normal. Die geniale juristische Strategie von RBG führte zu fünf
bahnbrechenden Entscheidungen, die große Fortschritte für die Gleichstellung von Frauen und Männern vor dem Gesetz bewirkten.
Als Frauen, die ihre Fernsehkarrieren begonnen haben, nachdem RBG die Welt für berufstätige Frauen verändert hatte, wurde uns immer wieder bewusst, wie weit wir bereits gekommen sind. Und dennoch begann, während wir inmitten der Dreharbeiten zu diesem Film steckten, die
#MeToo-Debatte, in deren Zuge eine Reihe von mächtigen Männern der sexuellen Belästigungbeschuldigt wurden, was deutlich macht, welch langer Weg noch vor uns liegt.
Wir haben uns den Denkansatz von Richterin Ginsburg zum Thema Sexismus und Schwierigkeiten zu Herzen genommen. Als sie als Beste ihrer Klasse die juristische Fakultät abschloss und trotzdem keinen Job bekommen konnte, erinnerte sie sich an den Rat ihrer Mutter, dass Wut nur
Zeitverschwendung ist. Schließlich konnte sie ihre beeindruckenden juristischen Fähigkeiten nutzen, um für Gerechtigkeit für Frauen zu kämpfen – ein Kampf, den sie seit fünf Jahrzehnten fortführt. Das unerschütterliche Engagement von Richterin Ginsburg bleibt bestehen, und zwar nicht nur für die Gleichstellung der Geschlechter, sondern auch für demokratische Institutionen, die die Rechte aller Bürger schützen. Kein Wunder, dass diese Frau zur Ikone der Millennials wurde.
RBG persönlich zu treffen, ist eine beeindruckende Erfahrung. Ihre Stimme ist leise, aber ihre Worte sind so klar und sorgfältig ausgewählt, dass man gefesselt näher rückt. Nach der Wahl von Donald Trump war die häufigste Reaktion der Leute, denen wir von dem Film erzählten: „Wie geht
es ihr? Ist sie bei guter Gesundheit?“ Die Angst, dass eine der letzten Vertreterinnen des liberalen Amerikas an höchster staatlicher Stelle wegfällt, ist enorm.
Wir möchten, dass das Publikum die „berüchtigte RBG“ selbst in Aktion sieht: Wie sie bis spät in die Nacht aufbleibt, um bissige Einsprüche zu verfassen, oder wie sie diszipliniert Kniebeugen und Liegestütze macht, um sich in Form zu halten für den Job, den sie liebt.
Foto:
Stille Kämpferin: Richterin Ruth Bader Ginsburg im Gespräch mit ihrer Enkelin Clara Spera. © Koch Films
Info:
RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit (USA 2018)
Originaltitel: RBG
Genre: Dokumentation
Filmlänge: 97 Minuten
Regie: Betsy West und Julie Cohen
Mit: Ruth Bader Ginsberg, Gloria Steinem, Bill Clinton, Harry Edwards u.a.
Verleih: Koch Films GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 13.12.2018
Text dem Presseheft entnommen