f poesieSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. Dezember 2018, Teil 2

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) - Sind Frauen die besseren Schriftstellerinnen? Haben Sie heimlich die Werke geschrieben, mit denen ihre Männer berühmt wurden? Das Kino nährt den Verdacht, dass das häufiger der Fall sein könnte als man annehmen möchte, kommen doch gerade mehrere Geschichten dazu auf. Nicolas Bedos’ Komödie, in der erst nach und nach ans Licht kommt, wer hinter dem raketenhaften Aufstieg des Protagonisten steht, macht den Anfang.

Mit Humor aber ohne Tiefgang und den intellektuellen Anspruch eines Ingmar Bergmann, schildert der Franzose Szenen einer Ehe, in denen Konflikte nicht ausbleiben, die aber die tiefe Liebe des Paares nicht zerrütten.

Ausgangspunkt der in Kapitel unterteilten, in Rückblenden aufgerollten Chronik ist die erste Begegnung des von Bedos verkörperten ambitionierten Autors Victor und einer jungen Frau namens Sarah im Jahre 1971 in einem Nachtclub: er, noch erfolglos und berauscht vom Alkohol wie vom Glauben an sein Talent, sie eine schüchterne Literaturstudentin, die den Aufschneider durchschaut, ihm aber trotzdem in seine Wohnung folgt.

Zwar will er anfangs noch keine feste Bindung zulassen, aber das Schicksal führt ihn und Sarah zusammen. Nicht zuletzt deshalb, weil ihm der Name seiner Frau gelegen kommt, um sich zu einem Juden zu machen, der er gar nicht ist. Kaum hat das Paar geheiratet, steigt er zum gefeierten Schriftsteller auf. Unterdessen führt Sarah scheinbar nur ein Dasein in seinem Schatten, bis er eines Tages unter seltsamen Umständen stirbt.

Wie über beiderseitige Affären, Eifersucht, einem autistischen Sorgenkind und einer neurotischen Tochter Konflikte ins Spiel kommen, schildert Bedos mit einem amüsierten Blick auf klischeereiche Rollenbilder, testosterongesteuerte Narzissten und von Perfektionsdrang und Selbstzweifeln geplagte Mütter.

Schönes Zeitkolorit untermalt die starken schauspielerischen Leistungen von Bedos und seiner privaten wie filmischen Partnerin Doria Tiller, die dank überzeugender Maske auch die Altersszenen grandios bewältigen. Allerdings greifen die beiden für ihr gemeinsam verfasstes Drehbuch auf melodramatische Effekte zurück, die „Die Poesie der Liebe“ bisweilen an den Rand der Klamotte führen, wenn Sarah und Victor während der Geburt des ersten Kindes einander attackieren oder Victor seine Frau an den Haaren quer durch ein Restaurant schleift. Dagegen stehen Szenen mit einem erfrischend sarkastischen Humor.

In der besten sucht Victor seinen langjährigen Therapeuten auf, der ihm über viele Jahre zugehört hat, nun aber auf dem Sterbebett seine Ruhe haben will.

Kirsten Liese