TOD AUF RATEN von Ilona Ziok erstmalig im Fernsehen am Sonntag, 17. März um 21. 50 Uhr

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main /Weltexpresso) – Als wir eben in der Suchfunktion unserer Zeitung „Fritz Bauer“ eingaben, hatten wir mehr als zehn Artikel und fanden dennoch unsere eigene Besprechung des Films, der in Frankfurt in den Naxos Hallen gezeigt wurde, nicht. Brauchen wir auch nicht, denn Fritz Bauer ist unvergessen.

 

Das erkennt man schon daran, daß wir über ihn schreiben, wann immer er in den Zusammenhang gut paßt. Wir haben als Jugendliche in der Schule, dem ehrwürdigen altsprachlichen Lessing-Gymnasium in Frankfurt am Main, kaum etwas über den Nationalsozialismus und schon gar nichts über Fritz Bauer gehört. Das war für diejenigen, in deren Elternhäusern offen und auch politisch gesprochen wurde, nicht so schlimm, für andere eine Katastrophe. Aber Schüler sind schlau. Sie suchen sich Auswege, zum Beispiel Zeitungslesen, und hier in Frankfurt fand der Auschwitzprozeß statt, den Fritz Bauer gegen diejenigen durchführen ließ, die im Namen der Deutschen Millionen dahinschlachteten. Vergasen zu sagen, wäre zwar richtig, ist aber ein fast sachlicher Ausdruck.

 

Im Übrigen geht es bei den Konzentrationslagern auch um das, was dort an Menschenverachtung passierte. Der Tod war das Schlimmste, sicher, aber wie systematisch der „Untermensch“ in dieser Maschinerie lange am Leben gehalten wurde, hatte uns Schülern damals Eugen Kogon mit dem DER SS-STAAT zeigen können. Fritz Bauer hatte direkt nach dem Krieg versucht, die Deutschen mit den in ihrem Namen verübten Verbrechen auf der rechtlichen Schiene zu konfrontieren. Es ging ihm nicht allein um Gerechtigkeit, sondern es ging ihm um Aufklärung für das deutsche Volk, was passiert war und aus welchen Gründen es so geschehen war, auch was man dagegen unternehmen müsse.

 

Erst in Hessen unter der sozialdemokratischen Landesregierung, die 'rot' geschimpft wurde, und tatsächlich eine dem Volkswohl verpflichtete Politik machte, mit Schulgeld- und Lehrmittelfreiheit, wo woanders die Kinder ihre Bücher noch bezahlen mußten, was den geringer oder gar nicht Verdienenden natürlich schwer fiel, in einer Zeit also, wo HESSEN VORN wirklich kein Spruch, sondern politische Wahrheit war, in einer solchen Zeit wurde  FRITZ BAUER als Hessischer Generalstaatsanwalt 1956 von Landesvater August Zinn mit voller Absicht nach Hessen geholt. Denn die Entnazifizierung hatte nur auf dem Papier stattgefunden und DIE MÖRDER SIND UNTER UNS.

 

Dies Zitat ist dem Spielfilm von Wolfgang Staudte entlehnt, der im Jahr 1946 als erster deutscher Spielfilm gedreht wurde. Immerhin. Und Fritz Bauer räumte auf. Fritz Bauer machte sich Feinde. Dabei hatte er die entscheidende Schlacht noch in Braunschweig im sogenannten Remer-Prozeß 1952 als Ankläger geschlagen. Er hatte erreicht, daß die Widerstandskämpfer vom 20. Juli, die damals noch als Verbrecher galten, rehabilitiert wurden und nach und nach zu Helden wurden. Das Gericht hatte sich Bauers Auffassung, daß der „NS-Staat kein Rechtsstaat, sondern ein Unrechtsstaat“ gewesen war, angeschlossen.

 

Das klingt heute so selbstverständlich, aber es war Neuland und ein neuer Sprachgebrauch in der jungen Bundesrepublik, die anders als die DDR noch nicht einmal formal gegen die Nationalsozialisten und ihr krudes Gerede vorgegangen war. So wurden beispielsweise in Hessen nach dem Krieg alle die NS-Lehrer eingestellt, die in Rheinland-Pfalz deshalb aus dem Schuldienst scheiden mußten. Das hatte weniger mit den beiden, noch dazu neugebildeten Bundesländern zu tun, sondern mit ihrer Besetzung, die in Hessen amerikanisch und im Süden französisch war.

 

Wie Bauer den Nationalsozialismus überlebte, wird im Film auch erzählt, der in vielen Rückblenden und Aussagen von Freund und Feind ein von vielen Seiten beleuchtetes Bild des so umstrittenen wie zähen und durchsetzungsfähigen Mannes abbildet. Der Film bleibt nicht bei Biographischem stehen, sondern zeigt mit Bauer auch die deutsche Nachkriegszeit. Beklemmend, wenn man hört: „Wenn ich mein (Dienst)-Zimmer verlasse, betrete ich feindliches Ausland!“, weil bis heute nicht völlig geklärt ist, unter welchen Umständen der am 16. Juli 1903 Geborene am 1. Juli 1968 in seiner Wohnung tot aufgefunden wurde.

 

Wir wissen von der erstmaligen Fernsehausstrahlung des Filmes durch ein Rundschreiben, das Florian Baron im Auftrag des Produzenten und Komponisten Manuel Göttsching schickte:

 

Liebe Freund, Kollegen!

Liebe Interessierte an dem großen Humanisten und Wegbereiter deutscher Demokratie Dr. Fritz Bauer!

 

 

Ilona Zioks vielbeachteter und preisgekrönter Film FRITZ BAUER - TOD AUF RATEN wird am Sonntag, den 17.3. um 21.50 auf 3sat erstmalig im Fernsehen ausgestrahlt, nachdem er in Folge der sehr erfolgreichen Weltpremiere auf der Berlinale 2010 nun 3 Jahre lang ununterbrochen durch Deutschland und andere Länder tourte.

 
3sat wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz
gesehen, per Satellit natürlich auch weltweit.

 

Wir laden Sie/Euch alle herzlich ein, diese so wichtige Arbeit anzuschauen, auch gerne weiter zu empfehlen, weil der Film politisch sehr viel bewirkt hat und täglich an Aktualität gewinnt. Mehr Infos dazu und zum Film selbst finden Sie auf der Seite: www.fritz-bauer-film.de.

 

Beste Grüße und spannende Unterhaltung!“

 

Was wir gerne getan haben, die Weiterempfehlung.