f MiaUndDerWeisseLoewe S002Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 31. Januar 2019, Teil 10

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Spätestens, wenn aus dem kleinen süßen Fellknäuel ein richtiger kleiner Löwe geworden ist, stellt sich beim Zuschauer, außer dem "wie süß", "wie toll", "wie unglaublich", "wie schön", ein Riesenrespekt ein, wie dieses elfjährige Mädchen Mia (Daniah de Villiers) mit Liebe und Verständnis für das Leben und Überleben des kleinen Löwen auf der Löwenzuchtfarm in Südafrika sorgt und damit couragiert gegen die finanziellen Interessen des Vaters, ja des ganzen Landes eintritt und die widerlichen Verhältnisse der Abknallerei der gezüchteten Löwen durch die angeblichen Großwildjäger offenlegt und wenigstens für ein paar Mal zum Stillstand bringt.

Dabei wollte Mia gar nicht in Afrika bleiben und erst recht wollte sie nicht dorthinziehen. Denn zuvor lebte sie mit ihrer Familie rundherum zufrieden in London, aber dann erhält ihr Vater John (Langley Kirkwood) das Angebot einer Löwenzuchtfarm in Südafrika, das muß er einfach nutzen und natürlich soll die Familie mit. Mias Heimweh und ihre schlechte Laune bessern sich erst, als ihr Vater ihr ein weißes Löwenbaby - sehr selten! - mitbringt, das auf seiner Zuchtfarm geboren wurde. Mia durchschaut das Spiel, will das Großkatzenbaby erst gar nicht, doch dann verfällt sie - wie der Zuschauer - dem Charme und, ja, auch der Schönheit, der Putzigkeit sowieso, des Charlie genannten kleinen Löwen. Wenn das junge Mädchen nicht so unspektakulär, auf das Tier konzentriert, spielte, hätte dieser Film durchaus einen gewaltigen Kitschfaktor. Aber so wird aus dieser Familiengeschichte mit Löwen ein richtig guter Tierfilm.
 
Wir erleben nämlich alle Stationen des Größerwerdens des Charlie, der erst so putzig wie ein Plüschtier wirkt, dann schnell so groß wird, daß man nicht glauben mag, wie körpernah Mia ihrem Löwen kommt, der sich um sie herumwickelt, sich auf sie legt, auf jeden Fall ständig ihre Nähe sucht - wie sie die seine. Das schaut selbst auf der Leinwand ganz schön gefährlich aus, wobei wir im Kopf und in den Sinnen haben, daß diese Raubtiere genetisch auf den Überlebenskampf konditioniert sind. Nicht nur bei Mia und Charlie zeigt sich jedoch, daß emotionale Prägungen genauso wichtig sind und eine Beziehung zwischen Tier und Mensch aufbauen können, die, wenn nichts dazwischen kommt, ewig hält.

Doch das läßt die Umwelt nicht zu. Erst wird der für andere unberechenbare  groß gewordene Charlie aus ihrem Bett und ihrem Zimmer verbannt. Er muß draußen in einem gesonderten Areal leben, aber Mia kommt ständig und beschäftigt sich mit ihm, geht mit ihm spazieren etc. Dann aber langt das dem Vater auch nicht mehr. Und das hat Gründe. Er hat das Geld für die Bewirtschaftung der Farm von einem Mann geliehen, der Macht und Einfluß in Südafrika hat und Zuvorkommenheit von John verlangt. Sein Geld macht er mit dem Abschuß von Löwen, für die diese lächerlichen 'Großwildjäger' als Mindestsumme 18 000 Euro, meist 40 000 und noch darüberhinaus zahlen, damit sie auf den Fotos das erlegte Tier zu ihren Füßen liegen haben, meist stellen sie noch einen Fuß darauf. Es widert einen im Film so an, wie auf den Bildern, die man in Zeitungen und TV sieht. Denn meistens sind das Täuschungen, weil die Tiere nicht in der freien Wildbahn erschossen werden, was uns auch nicht gefällt, sondern aus Aufzuchten stammen wie der von Mias Vater. Diese Tierfarmen werden nun wieder aus der ganzen Welt auch finanziell unterstützt, um die Tierpopulation Afrikas zu erhalten. Für Mias Vater - so stellt es dieser Film dar - gilt nur die Alternative, der Erpressung des Fieslings nachzugeben oder die Farm zu schließen und finanziell ruiniert zurück nach England zu gehen. 

Also verkauft er den kleinen Charlie an den, der sich dessen Abschuß gut bezahlen wird lassen, denn weiße Löwen, da steigt der Preis. Doch hier kommt Mia ins Spiel. War sie bisher die liebevolle Begleiterin, so wird sie jetzt das mutige und schlaue Mädchen - schließlich dauerten die Dreharbeiten auch drei Jahre, sie wird also wirklich eine Sach- un Fachkundige und mit welchen Mitteln sie dann den den Todgeweihten retten kann, ist ein echter Thriller dazu und wird darum jetzt nicht weitererzählt.  Das Unwiderstehliche am Film sind die Aufnahmen vom Großwerden diesen Löwen und das Umgehen von Mia mit ihm. 

Wer Tiere liebt, sollte sich diesen Film unbedingt anschauen, wer Löwen liebt, erst recht. Aber auch, wer Familien unter Druck erleben möchte und welche Intelligenz und Kraft Teenager entwickeln können, wenn sie jemanden retten wollen, der ist hier auch richtig. Eigentlich fällt mir niemand ein, der nicht bei diesem Film einen emotionalen und ästhetischen Gewinn hätte. Das ist ein Film aus dem man mutiger und zuversichtlicher herauskommt, als man hineinging.

Foto:
© Verleih

Info:
BESETZUNG

Mia Owen    Daniah de Villiers
Alice Owen  Mélanie Laurent
John Owen  Langley Kirkwood
Mick Owen  Ryan Mac Lennan
Kevin            Lionel Newton
Jodie            Lillian Dube
Dirk               Brandon Auret
Löwe Charlie  Löwe Thor

Weil bei diesem Film die Vorbereitung des Löwentrainers mit den Darstellern wie mit den gezeigten Löwen besonders wichtig sind, der in der Besprechung überhaupt nicht erwähnt wird, bringen wir im Folgenden Auszüge aus dem Presseheft zum Film.