f MiaUndDerWeisseLwe 001Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 31. Januar 2019, Teil 12

N.N.

London (Weltexpresso) - Wie sind Sie zu dem Filmprojekt gekommen?

Ich habe Gilles de Maistre 2012 kennengelernt. Er wollte mich bei der Arbeit filmen, aber da ich damals gerade in ein neues Tierschutzgebiet übersiedelte, war das nicht möglich. Da fragte er mich, ob ich einen anderen Vorschlag hätte. Wir entschieden, eine fiktive Geschichte zu entwickeln: ein Familiendrama, das alle Generationen anspricht und in erster Linie unterhält, aber dennoch eine Botschaft vermittelt.

Als Nächstes dachten wir über den Aufbau des Films nach und waren uns schnell einig, dass er ein Thriller- Element haben sollte. Das ist in diesem Fall der Vater, der seine eigene Tochter hintergeht. Ein Kind mit einem Löwen zu filmen, erschien uns jedoch unmöglich. Es sei denn, der Löwe wächst mit dem Mädchen auf und akzeptiert sie wie eine Artgenossin. Von da an nahmen unsere wildesten Gedanken Gestalt an. Und eines Tages rief mich Gilles aus Paris an: „Es geht los! Wir machen den Film!“ Ich konnte es kaum fassen.

Eine fiktive Handlung wie in MIA UND DER WEISSE LÖWE zu drehen ist viel komplizierter als eine Dokumentation, wenn man die Beziehung zwischen Löwe und Kind so realistisch abbilden will, wie wir es tun. Für das Publikum muss diese Freundschaft glaubwürdig sein, sie ist der emotionale Anker des Films. Umso schlimmer ist dann der Verrat des Vaters. Es war also unerlässlich, dass unser Mädchen eine enge Bindung zu dem kleinen Löwen aufbaut. Ich hatte überlegt, meinen eigenen Sohn zu besetzen, aber er war noch zu jung. Wir mussten also Eltern finden, die verrückt genug sind, uns ihr Kind für einen Zeitraum von drei Jahren anzuvertrauen; jemanden, der kein Problem damit hat, dass sein Kind mit Löwen aufwächst. Darin bestand die eigentliche Herausforderung: Es ging nicht nur darum, das richtige Kind zu finden, da machte ich mir gar keine Sorgen. Es ging vielmehr darum, die richtigen Eltern zu finden.

Wie haben Sie Daniah und Ryan gecoacht?

Das war wirklich ein Intensivtraining. Drei Jahre Arbeit, drei Mal die Woche zwei bis drei Stunden. Anfangs gab es für mich nur dieses Projekt, weil ich erst einmal für das Fundament sorgen musste. Später konnte ich eine oder zwei unserer wöchentlichen Sessions an ein Team abgeben. Aber als der Löwe größer wurde, war der Film wieder mein Vollzeitjob. Denn das war eine besonders wichtige Phase, in der sich vieles veränderte. Ich musste den Kindern so einiges über Löwen beibringen und wie man sich in ihrer Gegenwart verhalten muss.

Für mich war es auch nicht ganz einfach. Ich weiß mit Löwen umzugehen, aber hier musste ich mein Wissen weitergeben und durfte dabei nie vergessen, dass ich mit Kindern arbeite, die natürlich viel weniger Erfahrung haben als ein Erwachsener. Ich musste lernen, wann ich eingreifen und wann ich sie machen lassen muss. Was die Arbeitsweise angeht, sind die Kids mit der Zeit zu Mini-Ausgaben von mir geworden – aber mit einer eigenen starken Persönlichkeit. Ein Löwe spürt das, das sind kluge Tiere. Sie spüren auch, welche Absichten du verfolgst. Man kann ihnen nichts vormachen.


Erzählen Sie uns von der Arbeit mit Gilles de Maistre.

Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, schon als er die Doku über mich gedreht hat: „Der mit den Löwen spricht“. Wir haben die gleichen Ansichten. Ohne Gilles' Engagement wäre dieser Film nicht zustande gekommen. Er ist unglaublich flexibel und ein toller Zuhörer.


Wie sind Sie mit den Tieren zurechtgekommen?

Ich habe Gilles von Anfang an gesagt, dass das Wohl der Tiere für mich immer oberste Priorität hat. Entsprechend wurden die Drehpläne abgestimmt. Die Tiere wurden wie Schauspieler behandelt, möglicherweise sogar besser! Die Produktionsteams haben mich toll dabei unterstützt, sei es bei STUDIOCANAL, Galatée Films oder Outside Films. Das habe ich auch schon anders erlebt. Da hatten die Tiere ihren Job zu erledigen, sonst gab es Stress. Für manche Szenen hatten wir nur drei Drehtage. Meistens klappte alles an einem einzigen Tag, aber wenn nicht, nahmen wir uns eben zwei oder drei Tage Zeit, bis die Szene saß.

Da der Film authentisch wirken soll, hatte ich Gilles vorgewarnt, dass die Fertigstellung lange dauern könnte. Hätten wir MIA UND DER WEISSE LÖWE in zwölf Wochen abdrehen wollen, wären wir nicht ohne Spezialeffekte ausgekommen. Dann hätten wir aber niemals diese Intimität zwischen Mensch und Tier aufbauen können. Sie sehen in diesem Film nichts anderes als die Realität: die innige Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem Löwen.


Haben Sie daran gedacht, verschiedene Löwen unterschiedlichen Alters einzusetzen?

Ja, das haben wir anfangs in Erwägung gezogen. Daniah hätte mit einem Löwenbaby gearbeitet, dann mit einem sechs Monate alten Jungen, dann mit einem einjährigen und schließlich mit einem dreijährigen Löwen. Ich war allerdings dagegen, denn der große Löwe wäre ihr ja fremd gewesen. Wenn man einen Film über eine so enge Freundschaft dreht, muss die auch wirklich vorhanden sein. Darüber hinaus widerstrebte es mir, Löwenjunge einzusetzen, die nach Drehschluss ein neues Zuhause finden müssten. Für uns stand fest, dass wir uns weiter um unsere Filmlöwen kümmern, und zwar bis ans Ende ihrer Tage. Das sind jetzt unsere Löwen und wir sind für sie verantwortlich.


Haben Sie sich in den drei Jahren jemals gefragt, ob das alles wirklich klappt?

Ich liebe das Abenteuer, das zeigt ja auch dieses Projekt. Es gab aber so einige, die sich fragten, ob ich zu weit gehe, und sich an Gilles und die Familien wandten: „Wie könnt ihr die Kinder so in Gefahr bringen?“ Die haben nicht begriffen, was wir da machen – und warum. Um das zu verstehen, hätten sie schon nach Afrika kommen und es mit eigenen Augen sehen müssen. Da war so viel Gefühl, Freundschaft und Charakterstärke im Spiel – wir waren wirklich eine große Familie.


Trotzdem muss es schwierig gewesen sein, am Set für Sicherheit zu sorgen.

Ich betreue seit 20 Jahren Löwen für Filmproduktionen, und an manchen Sets herrschte wirklich totales Chaos. Sobald wilde Tiere vor Ort oder auch nur in der Nähe sind, instruiere ich persönlich das Team: was man darf und was nicht, was im Ernstfall zu tun ist... Damit versuche ich Zwischenfälle von vornherein zu verhindern. Die Leute müssen kapieren, dass sie Löwen auch nach einer Woche nicht wie Schoßhunde behandeln können, bloß weil noch nie was passiert ist. Man darf nie, niemals vergessen, dass man Raubtiere vor sich hat, vor denen man den gebührenden Respekt haben sollte.


Haben Sie bei MIA UND DER WEISSE LÖWE Überraschungen erlebt?

Da gab es eine ganze Menge und die meisten hatten mit dem Löwen Thor zu tun. Gilles und ich witzeln oft, dass unser Thor die wahre Reinkarnation des nordischen Gottes ist. Sein Name passt jedenfalls perfekt zu ihm. Aber Daniah und Ryan haben mich genauso überrascht. Was auch passierte, die beiden waren nicht aus der Fassung zu bringen. Sie blieben ruhig, hörten gut zu und taten, was ich ihnen sagte. Sie haben durchgehalten, dafür bewundere ich die beiden sehr. Ich kenne genug Leute, die beim geringsten Problem das Handtuch geworfen hätten. Nicht diese Kids. Von denen hörte ich: „Kevin, ich will weitermachen.“

Foto:
© Verleih

Info:
BESETZUNG

Mia Owen    Daniah de Villiers
Alice Owen  Mélanie Laurent
John Owen  Langley Kirkwood
Mick Owen  Ryan Mac Lennan
Kevin            Lionel Newton
Jodie            Lillian Dube
Dirk               Brandon Auret
Löwe Charlie  Löwe Thor

Weil bei diesem Film die Vorbereitung des Löwentrainers mit den Darstellern wie mit den gezeigten Löwen besonders wichtig sind, der in der Besprechung überhaupt nicht erwähnt wird, bringen wir hier  Auszüge aus dem Presseheft zum Film.