fm PWiePelikanFilmreihe im März von Freitag, 8. bis Sonntag, 24. im Filmmuseum Frankfurt

Jaqueline Schwarz

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Bis Ende der 1960er Jahre war das iranische Kino ausschließlich von kommerziellen Filmen für den heimischen Markt geprägt. Aber um 1970 herum entstand eine neue Bewegung: Junge, teilweise an Filmschulen im Ausland ausgebildete Filmemacher wie Dariush Mehrjui, Sohrab Shahid Saless, Bahram Beyzai, Parviz Kimiavi, Nasser Taghvai und Abbas Kiarostami wandten sich mit ihren ersten Filmen nicht nur der sozialen Realität ihres Landes zu, sondern bewiesen dabei auch einen hohen Sinn für die filmsprachliche Artikulation ihrer Anliegen.

Viele dieser Filme erregten international Aufmerksamkeit; nicht selten erzählen sie einfache Geschichten aus dem Alltag, zum Teil mit Laiendarstellern und stark dokumentarisch geprägt. Bis heute zehrt das iranische Kino von dieser Tradition. Einer der Hauptvertreter dieser neuen Welle, aber mit einem ganz eigenen Stil, ist Parviz Kimiavi, geboren 1939. Seinen ersten Film drehte er 1969. In den 1980er Jahren arbeitete er vor allem in Frankreich fürs Fernsehen. Sein letzter Film entstand 2014.

Die Filmreihe findet statt in Zusammenarbeit mit Saraesfilm.

Freitag, 08. März, 18:00 Uhr
Zu Gast: Parviz Kimiavi

YA ZAMENE AHU  Oh Beschützer der Gazellen
Iran 1971. R: Parviz Kimiavi. 26 Min. DCP. o.D.

P MESLE PELICAN   P... wie Pelikan
Iran 1972. R: Parviz Kimiavi. 25 Min. DCP. OmU

LA TRANCHÉE  Der Schützengraben
Frankreich 1981. R: Parviz Kimiavi. 25 Min. Blu-ray. OmU

Dieses Programm versammelt drei Dokumentarfilme: einen über das Mausoleum des Imam Reza, des achten Imams, in Mashhad, dann einen weiteren über einen alten Mann, der allein in den Ruinen von Tabas lebt; dieser spielte später in MOGHOLHA mit. Im dritten Film des Programms nimmt sich ein Maurer aus der Gegend von Bordeaux der Gefallenen aus dem ersten Weltkrieg an, die keine Grabstätte haben.


Freitag, 8. März, 20:15 Uhr
Zu Gast: Parviz Kimiavi
und
Freitag, 22. März, 18:00 Uhr

MOGHOLHA  Die Mongolen
Iran 1973. R: Parviz Kimiavi
D: Fahimeh Rastgar, Agha Mirza. 85 Min. DCP. OmU

Kimiavis erster langer Spielfilm erzählt von einem Fernsehregisseur (gespielt von Kimiavi selbst), der einen Film über die Geschichte des Kinos drehen will, aber von seinem Sender in den Südosten Irans nach Zahedan geschickt wird. Den Einfall der Mongolen in Persien, Thema der Doktorarbeit seiner Frau, wird dabei in den Träumen des Regisseurs und seinen Erlebnissen durcheinander geworbelt. MOGHOLHA ist ein ungemein innovativer und selbstreflexiver, deutlich an der französischen Nouvelle vague, besonders an Jean-Luc Godard, geschulter Film.


Samstag, 09. März (Zusatzvorstellung!), 16:30 Uhr
Zu Gast: Parviz Kimiavi
Freitag, 15. März, 18:00 Uhr

IRAN SARAYE MAN AST  Iran ist mein Heimatland
Iran 1999. R: Parviz Kimiavi
D: Behzad Khodaveisi, Said Pousamimi. 86 Min. Blu-ray. OmeU

Sohrab, ein junger Schriftsteller aus Kerman, hat ein Buch über klassische persische Dichtung fertiggestellt und macht sich auf den Weg nach Teheran, um eine Erlaubnis vom zuständigen Ministerium für die Publikation zu bekommen. Auf dem langen Weg in die Hauptstadt bleibt sein Auto in der Wüste liegen. In dieser Situation erscheinen ihm verschiedene Dichter der Vergangenheit und versuchen, mit unterschiedlichen Ratschlägen seinen weiteren Weg zu lenken. Ein weiteres für Kimiavis Stil typisches Werk, in dem sich Traum und äußere Realität vermischen.


Samstag, 09. März, 20:15 Uhr
Zu Gast: Parviz Kimiavi
Sonntag, 24. März, 20:30 Uhr

BAGHE SANGUI  Garten der Steine
Iran 1976. R: Parviz Kimiavi
D: Darvish Khan Esfandiarpur. 81 Min. DCP. OmU

Die Hauptfigur von BAGHE SANGUI spielt sich selbst: einen taubstummen Schäfer, der in der iranischen Wüste zehn Jahre lang eine mystische Vision in die Realität umsetzt, nämlich aus Steinen, Draht und abgestorbenen Bäumen einen Garten zu erschaffen, welcher zu einer Art heiligem Ort wird. Kimiavi macht aus dieser Geschichte eine surreale Vision, erfüllt von unterschwelliger Komik ebenso wie tiefer Humanität. Durch den Erfolg dieses Films auf der Berlinale 1976 wurde Kimiavi international bekannt.


Sonntag, 10. März, 18:00 Uhr
Zu Gast: Parviz Kimiavi

OK MISTER
Iran 1978. R: Parviz Kimiavi
D: Farokh Ghafari, Erika Maaz. 75 Min. 16mm. engl. OF

Ein Fesselballon mit einem Ölmanager und einer wunderschönen Frau landet in einem persischen Dorf. Die Frau schlägt die Dorfbewohner in ihren Bann – in Wahrheit geht es den beiden darum, dem Dorf die Erdölförderrechte abzunehmen. OK MISTER entstand vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Verwestlichung des Iran in den 1960er und 1970er Jahren und der daraus resultierenden Landflucht. Kimiavi behandelt den Stoff als allegorisch angelegte, märchenhafte soziale Satire.

Foto:
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