Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Da schrieb ich doch gerade - im Zusammenhang mit den Oscars wohl -, daß Nicole Kidman eine gute Schauspielerin ist, aber nicht an Charakterdarstellerinnen wie Meryl Streep oder Cate Blanchett heranreicht, weil sie doch immer, wenn nicht dieselben, so doch ähnliche Rollen spielt – und schon straft sie einen Lügen, denn als ältliche, schon verwitterte, die Lebensenttäuschungen in jeder Falte zeigende verbitterte und frustrierte Frau im Einheitslook der Jeansgeneration ist sie kaum wiederzuerkennen.
Wirklich! Und auch ihr Gang, ihr Stelzen, als ob sie ständig am Abgrund entlangschlurft, die ganze Haltung eines vergeblichen Lebens strömt diese Detective Erin Bell aus, desillusioniert und ohne Erwartung, aber immer noch dabei und auf einmal sogar jäh aufgerüttelt, als sie an den neuesten Tatort gerufen wird. Wir sind in Los Angeles und zwar dort, wo nicht die Berühmtheiten wohnen, sondern die Abgehängten. Schon der Anblick der Straßen und der düstere Ausblick, läßt in Verbindung mit einem gesellschaftlichen Klima der Depression jeden Krimileser fündig werden. Hier ist sie, der harte, kampferprobte weibliche Detective der amerikanischen hardboiled Kriminalliteratur, den wir wirklich literarisch nur in der Männervariante kennen, wo Alkohol dazukommt und die Weiber, die dem Helden immer wieder zulaufen, denn er vermittelt in einer düsteren Welt dann doch so etwas wie Hoffnung, nämlich darauf, daß die Schlechten ins Kröpfchen kommen und die Guten ins Töpfchen.
Richtig. Die Handlung zu erzählen, bringt nicht viel, denn es geht um Atmosphäre, um Gefühle, um Reflexionen über das Leben und den Tod – und um Rache und blutige Vergeltung auch. Denn am Tatort hat Erin Bell ein Déjà-vu, ein Bankraub wird just so durchgeführt, wie sie es vor Jahren miterlebte, als sie mit ihrem Partner (Sebastian Stan) undercover - in doppeltem Sinne, denn er war auch ihr heimlicher Liebhaber - in eine Bande eingeschleust waren – mit schlimmen Folgen. Die kann sie nun, wo sie dieselben Leute wieder vor Augen hat, aufarbeiten und in der ihr eigenen Zielstrebigkeit Stück für Stück, besser: Mann für Mann dahin befördern, wo diese Verbrecher niemandem mehr wehtun können. Die Rächerin der Enterbten hat zugeschlagen.
Uns hat der Film viel besser gefallen, als die meist mittelmäßigen Kritiken zum Ausdruck bringen. Aber das hat damit zu tun, wie oben beschrieben, daß wir Krimileserin sind und uns in diesen Schauplätzen einfach auskennen und es gut finden, daß hier mal eine Frau die Rolle spielt, die sonst nur die männlichen einsamen Wölfe verkörpern.
Foto:
"DESTROYER: Detective Erin Bell (Nicole Kidman)"
© 2018 Concorde Filmverleih GmbH
Info:
BESETZUNG
Erin Bell NICOLE KIDMAN
Silas TOBY KEBBELL
Petra TATIANA MASLANY
Chris SEBASTIAN STAN
Ethan SCOOT McNAIRY
DiFranco BRADLEY WHITFORD
Gil Lawson TOBY HUSS
Toby JAMES JORDAN
Jay BEAU KNAPP
Shelby JADE PETTYJOHN