f lichbembelDas 12. LICHTER Filmfest in Frankfurt vom 26. bis 31. März , Teil 6

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Foyer war dichtgedrängt, als die LICHTER zum Empfang baten, der als Grundlagen– die Zeiten sind hart – aus Sekt und Wasser bestand. Wer glaubte, hier passiere was, hatte sich getäuscht. Aber wer seit Jahren dabei ist, beim Auftakt vor der Eröffnung, die dann im Saal stattfindet, wo anschließend auch der Eröffnungsfilm GRÄNS gezeigt wird, wer das also kennt, weiß, daß nicht die Ansprachen das Eigentliche sind, sondern das Wiedersehen von Menschen, die entweder sich fast täglich sehen, weil ihre Profession dies erfordert, oder die sich zumindest jährlich hier wiedertreffen. Doch, doch, es gibt auch ein Dazwischen, aber das war nur ein Hinweis darauf, welche Geschnatter zu hören war.

Und genau das wollen auch die LICHTER, das Nah und das Fern. Es gelingt. Nur umständlich dann der Weg ins Kino. Denn eigentlich sind die LICHTER ja froh, daß so viele Filmenthusiasten kommen. Aber es gibt bisher keinen Weg, die Eröffnung vom Filmanschauen zu entkoppeln. Die, die den Film schon kennen oder in eines der anderen Kinos wollen, aber bei der Eröffnung dabei sein wollen, haben keine Chance. Da muß sich was ändern, denn, wenn man eine Kinokarte braucht, um dabei zu sein, danach, wenn der Film beginnt, das Kino verläßt, ist ja widersinnig. Also Abhilfe schaffen.

Ansonsten „the same procedure as every year“. Ein moderater, der gutgelaunt, nicht immer gut informiert durch den Abend führt, auch dafür sorgt, daß das nicht aus dem Ruder läuft und nach weit über einer Stunde dann tatsächlich das erlösende: DAS 12. LICHTER FILMFEST IST ERÖFFNET fällt. Es braucht halt, bis die Geldgeber, die Stadt, vertreten durch die Kulturdezernentin Ina Hartwig und das Land, vertreten durch die Staatssekretärin im Ministerium für Kunst und Wissenschaft, ihre netten und aufmunternden Worte verkünden, eigentlich hätte man es beim Begrüßen vor der Leinwand mit ein paar Fragen vom Moderator gut sein lassen können. Denn die seitenlangen Texte dann vom Rednerpult aus, überfordern eigentlich die Zuhörer, die zwar gerne zuhören, darum sind sie ja da, aber doch meinen, daß in der Kürze die Würze liegt. Dann durfte noch der Leiter der zentralen Stelle für Filmförderung, die unter der Ägide des letzten Ministers für Wissenschaft und Kunst aus disparaten Institutionen zusammengeführt wurde, sprechen: Hans Joachim Mendig.

Aber richtig zuhören tat der vollbesetzte Saal dann wieder, als die beiden, die für das Frankfurter Filmfestival stehen: Gregor Maria Schubert und Johanna Süß, in einem lockeren Plausch vor der Leinwand und dann in einem ernsthaften Ablesen einer Standortbestimmung des Festivals im Wechsel sprachen. Es geht um‘s Thema des Festivals und es geht um‘s Festival als Thema. Ersteres heißt: „Naturkatastrophen sind erbarmungslose Ereignisse mit einem maximalen Aufmerksamkeitspotenzial. Je tödlicher die Katastrophe, desto größer die sich ihr anschließende Solidaritätswelle. Entscheidend ist der Augenblick, der Tragödien spürbar macht. Die globale Erwärmung zeigt uns jedoch die Grenzen der Beherrschbarkeit. Denn Temperaturveränderungen vollziehen sich langsam und sind für unser menschliches Wahrnehmungssystem in der Regel nicht als Katastrophe erkennbar...“ wie das Vorwort des LICHTER-Programms 2019 ausführt.

Nach weit über einer Stunde, also viel zu lang so eine Eröffnung, folgt der Eröffnungsfilm GRÄNS, ein total schräger Film, im Programm angekündigt als: fantastische Horror-Romanze. Kein schlechter Begriff für diesen absolut ungewöhnlichen schwedisch/dänischen Film, der das Riechorgan des Menschen zum Handlungsträger macht, was wir beim Anlaufen von BORDER in deutschen Kinos noch im April dann ausführlicher besprechen.

Foto:
Bembel
© lichter-filmfest.de

Info:
www.lichter-filmfest.de