f claude2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. April 2019, Teil 3

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Nicht schlecht ausgedacht. Wollte im ersten Teil der französische Patriarch MONSIEUR CLAUDE (Christian Clavier) erst einmal seine vier Schwiegersöhne allesamt nicht als Ehemänner seiner vier Töchter ertragen müssen, was wirklich witzig filmisch erlebt werden konnte, wie er es nicht verhindern konnte, so geht es diesmal fast um das Gegenteil: sie wollen auswandern die vier Ehepaare und das muß der potentielle Opa verhindern, der die potentiellen Enkel aufwachsen sehen will – und wozu hat er sich denn die ganze Mühe des Integrierens gemacht?

Im ersten Teil ging es um die multikulturellen vier Hochzeiten (und kein Todesfall). Auch diesmal bleibt der Hauptwitz die passend gemachten Ehegesponste, die da wären: der schwarze Charles (Noom Diawara) aus Afrika, katholisch und Schauspieler, der hellgelbe Chao (Frédéric Chau) aus China, ein Banker, der Jude David (Ary Abittan) aus Israel , dem gerade seine Bio-Halal-Produktion flöten gegangen ist und der Muslim Rachid (Medi Sadoun) aus Algerien, der als Rechtsanwalt immer die Kopftuchprozesse führen soll. Denen zur Seite stehen die vier charmanten Töchter Isabelle (Frédérique Bel), Laure (Élodie Fontan), Ségolène (Émilie Caen) und Odile (Julia Piaton). Nicht zu vergessen die Mutter und Ehefrau Marie Verneuil (Chantal Lauby).

Das sind die personalen Träger der Handlung, die mit der Weltreise des endlich seiner beruflichen Verpflichtungen losen Monsieur Claude beginnt. Natürlich mit Ehefrau und nicht dem eigenen Vergnügen dient die Weltreise, sondern dem tieferen Verständnis der Kulturen, aus denen ihre vier Schwiegersöhne stammen. Sie sind also unterwegs nach China, nach Algerien, nach Israel und zur Elfenbeinküste. Die Schwiegereltern Koffi beiben eine harte Nuß und im Austricksen geben sich die beiden männlichen Kampfhähne wenig. Doch dann passiert etwas, wo Männer sich verbünden.

Doch die Weltreise ist nur Nebenkriegsschauplatz. Die Eltern müssen - dramaturgisch einfach notwendig - weg sein, damit sie beim Zurückkommen erfahren, was ohne sie von den acht jungen Leuten ausbaldowert wurde. Von allen, angestoßen von einem, übernommen vom anderen, schließlich von allen Vieren , das heißt mit den Töchtern, acht Familienangehörigen der nächsten Generation, die ja die übernächste produzieren soll. In Frankreich gefällt es ihnen nicht mehr. Frankreich ist nicht mehr das, was es war. Wie wahr, wie wahr. Jeder hat was zu mäkeln und auf einmal erscheint die Heimat der Ehemänner als der ideale Aufenthaltsort. Nur mit dem Schauspieler Charles und seiner Frau geht‘s nicht zurück zur Elfenbeinküste – oweh, die Kaffees hatten wir ja knochenhart mitbekommen - , die beiden wollen nach Indien. Sie bekommt einen tollen Job und er sieht Chancen, in Bollywood ein Star zu werden.

Das ist die Ausgangssituation beim Heimkommen oder besser: dicht darauf. Denn erst einmal müssen sie die Reise verarbeiten und sich im Rentnerdasein – das gilt für Monsieur – zurechtfinden, was für einen wie Claude einfach nicht geht, der immer im Amt ist und immer wichtig. Er nimmt sich eine Biographie vor, eines ganz bestimmten, bisher unterbelichteten Mannes und verschwindet täglich im Arbeitszimmer. Für Madame ist also fast alles wie früher. Das wird jäh gestört durch die Auswanderungsabsichten.

Was also tun? Die beiden, die ansonsten über Frankreich und seine Entwicklung der letzten Jahre schimpfen, sehen den einzigen Ausweg im Schönreden der französischen Heimat und sie inszenieren ein Potpourri von französischen Erlebnissen, die die Schwiegersöhne vom Verbleib in Frankreich überzeugen sollen, wobei die Töchter auf besondere Weise bearbeitet werden.

Im zweiten Film kann man wie im ersten an vielen Stellen laut lachen, weil alles auf Pointen angelegt ist, allerdings lacht man weniger und ist dafür stärker als im ersten Film immer wieder irritiert. Abgesehen davon, daß es zu hochglanzartig ist, wie die Töchter, d.h. die Ehefrauen das Auswandern mittragen, bzw. sogar fordern, wird die Situation in Frankreich beim Schönreden doch sehr verfälscht. Es hätten ja alle Schwiegersöhne tatsächlich Gründe auszuwandern. Das Klima in Frankreich gegenüber anderen Kulturen ist sehr viel härter, also abweisender geworden. Das lesen wir täglich in der Zeitung. Und insbesondere von der jüdischen Bevölkerung gibt es eine rasante Absetzbewegung nach Israel. Ein Film kann das nicht aufhalten, aber ein Film kann versuchen, aufzuhalten. Vor allem muß er Gründe für Absetzen und Flüchten in andere Regionen der Erde benennen.

Doch gerade dies gelingt diesem Film nicht. Er ist kein Beweis für ein substantielles Frankreich. Er bleibt oberflächlich und männerlastig. Damit ist gemeint, daß die vier Bengels von Schwiegersöhnen immer jeweils tragender Rollen haben denn ihre Ehefrauen. Doch diese sind es, die derart dümmlich und vorhersehbar auf ihre Männer einerseits und die Eltern andererseits reagieren. Reaktionär ist der Film in Struktur und Machart. Daß man dennoch immer wieder lachen muß, ist kein Gegenargument. Das Lachen bleibt einem ganz schön im Hals stecken.

Foto:
Monsieur Claudes charmante Töchter Isabelle (Frédérique Bel), Laure (Élodie Fontan), Ségolène (Émilie Caen) und Odile (Julia Piaton) wollen ihr Glück im Ausland versuchen.
© Neue Visionen Filmverleih

Info:
Besetzung
Claude Verneuil  Christian Clavier
Marie Verneuil    Chantal Lauby
David                  Ary Abittan
Rachid                Medi Sadoun
Chao                   Frédéric Chau
Charles               Noom Diawara
Isabelle               Frédérique Bel

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