Elke Eich
Berlin (Weltexpresso) - Also, liebe Film- und Fernsehbranche, eine Bitte vorneweg: Lasst diesen Mann A) unbedingt mehr Hauptrollen spielen! und B) unbedingt auch in komischen Rollen seinen lässigen Humor zeigen! In seiner Rolle des Möbelschleppers Walter macht Bock große Freude und feuert die ohnehin schon große Begeisterung für den Charakterdarsteller weiter an.
Durch den großen Erfolg von Hanekes Film "Das Weiße Band", in dem er den Arzt spielte, ist der in Kiel geborene Schauspieler, der auch 30 Jahre Theatererfahrung vorweisen kann, auch international sehr gut im Geschäft.
In David Nawraths Spielfilm "ATLAS" um eine Vater-Sohn-Geschichte der besonderen Art, spielt Rainer Bock nun die Hauptrolle. Was heißt "spielt!? Eigentlich verwandelt sich der 64-jährige Wahl-Münchener regelrecht zum Möbel-Schlepper Walter Scholl, der durch die Begegnung mit seinem "verlorenen" Sohn Jan aus seiner trostlosen Bahn geworfen wird. Besser gesagt: Walter wird nahezu wieder zum Leben erweckt und stößt Stück für Stück seine emotionale Verkrustung ab!
Auf Theaterbühnen hat der vielbeschäftigte Charakterschauspieler viele tragende Rollen gespielt. In einem Film hat Bock tatsächlich seine erste Hauptrolle gelandet. Zudem ist die Rolle sogar noch völlig gegen den Strich besetzt, denn auf dem Schirm hatten die für Besetzungen verantworlichen Menschen ihn eigentlich eher für Rollen eines intellektuellen und eher auch kalten Menschen. Kalt, wie der grausame Arzt in "Das Weiße Band" eben.
Zwar folgte Rainer Bock der Einladung zum Casting für die Rolle, hielt sich selbt aber erst mal für eine klassische Fehlbesetzung. Er als Möbelpacker? Im Drehbuch habe etwas von Muskelspiel gestanden, dass sich unter dem Hemd abzeichnete, Blick links und rechts an seinem Körper herunter, so Bock in unserem Interview, habe er sich doch sehr gewundert, wie man für diese Rolle auf ihn gekommen war. Doch es ist immer gut, neue Leute in der Branche kennenzulernen, selbst, wenn es. mit einer Rolle dann nicht klappen soltle.
Beim Spiel einer Schlüsselszene mit Roman Konanik klickte es dann aber sofort beim Regisseur: Bereits nach 30 Sekunden wusste Regisseur Nawrath nach eigenen Aussagen, dass er seinen Walter gefunden hatte. Roman Konanik erinnert sich schmunzelnd: "Ich habe David an seinen Reaktionen sofort angesehen, dass er sich in Rainer bei diesem Vorspielen regelrecht verliebt hat. Ganz unruhig wurde er auf seinem Stuhl und hat richtig gestrahlt!"
Einen Haken gab es allerdings, was die Vorbereitung betraf: Ein dreiviertel Jahr gecoachtes Training in einem Fitnessstudio musste schon noch sein. Aber nicht, um Rainer Bock eine Bodybuilder-Figur à la Arnold Schwarzenbecker zu verschaffen, sondern, wie der Schauspieler es ausdrückt, um "oberkörpertechnisch ein bisschen zu beglaubigen, dass der Walter mal vor 40 Jahren richtig gestemmt hat, bzw. in diesem Beruf arbeitet".
Das intensive Fitness-Training im Studio hat Rainer Bock sehr gut getan, körperlich und auch menschlich - das aufgrund wichtiger Erkenntnisse, die bei ihm mit einem Vorurteil aufräumten: Menschen, die sich professionell in der Fitness-Welt bewegen, können auch noch was anderes im Kopf als ihren Körper haben! Manni, sein ebenso behutsamer, wie aktiver und auch im sozialen Bereich sehr umtriebige Coach, wurde ein Freund...
Die Geschichte des Films in Kürze:
30 Jahre lang hat Walter isoliert gelebt, so als hätte er die Luft angehalten, abgespalten von seinen Sehnsüchten und Emotionen. In einem Trupp von Möbel-Schleppern taucht er im Tross eines Gerichtsvollziehers (Thomas Merten) bei Menschen auf, die auf richterlichen Räumungsbeschluss hin ihre Wohnungen verlassen müssen. Walter scheint seine Arbeit nicht zu hinterfragen. Er macht seine Arbeit und hält sich aus allem raus. Eines Tages steht er aber mit seinen Kollegen vor einer Wohnungstür, die von einem jungen Mann geöffnet wird, der eine kämpferische Attitüde an den Tag legt: Es ist sein Sohn Jan (Albrecht Schuch), der mit seiner Frau Julia (Nina Gummich) Nun ist er gefordert, sich um seinen Sohn, der ihn nicht erkennt, zu kümmern. Ihn aus einer Gefahrenzone zu ziehen, die kriminielle Machenschaften mit sich bringen. Die Hintergrundmusik dieser sehr persönlichen Geschichte ist die Gentrifizierung und das rücksichtslose Vorgehen von Spekulanten, die Mieter aus ihren Wohnungen vertreiben, um mit denen dann mehr gewinn zu machen.
FORTSETZUNG FOLGT: DAS INTERVIEW
Foto:
© Verleih
Info:
ATLAS
100 Minuten
FSK-Freigabe "Freigegeben ab zwölf Jahren"
Regie
David Nawrath
Darsteller
Rainer Bock (Jan), Albrecht Schuch (Jan), Thorsten Merten (Alfred), Uwe Preuss (Roland),
Roman Kanonik (Moussa), Nina Gummich (Julia)
Drehbuch
David Nawrath, Paul Salisbury
Musik
Enis Rotthoff
Kamera
Tobias von dem Borne
Schnitt
Stefan Oliveira-Pita
Casting
Silke Koch
Produktion
23/5 Film - Britta Knöller, Hans-Christian Schmid
Verleih
Pandora Film
In David Nawraths Spielfilm "ATLAS" um eine Vater-Sohn-Geschichte der besonderen Art, spielt Rainer Bock nun die Hauptrolle. Was heißt "spielt!? Eigentlich verwandelt sich der 64-jährige Wahl-Münchener regelrecht zum Möbel-Schlepper Walter Scholl, der durch die Begegnung mit seinem "verlorenen" Sohn Jan aus seiner trostlosen Bahn geworfen wird. Besser gesagt: Walter wird nahezu wieder zum Leben erweckt und stößt Stück für Stück seine emotionale Verkrustung ab!
Auf Theaterbühnen hat der vielbeschäftigte Charakterschauspieler viele tragende Rollen gespielt. In einem Film hat Bock tatsächlich seine erste Hauptrolle gelandet. Zudem ist die Rolle sogar noch völlig gegen den Strich besetzt, denn auf dem Schirm hatten die für Besetzungen verantworlichen Menschen ihn eigentlich eher für Rollen eines intellektuellen und eher auch kalten Menschen. Kalt, wie der grausame Arzt in "Das Weiße Band" eben.
Zwar folgte Rainer Bock der Einladung zum Casting für die Rolle, hielt sich selbt aber erst mal für eine klassische Fehlbesetzung. Er als Möbelpacker? Im Drehbuch habe etwas von Muskelspiel gestanden, dass sich unter dem Hemd abzeichnete, Blick links und rechts an seinem Körper herunter, so Bock in unserem Interview, habe er sich doch sehr gewundert, wie man für diese Rolle auf ihn gekommen war. Doch es ist immer gut, neue Leute in der Branche kennenzulernen, selbst, wenn es. mit einer Rolle dann nicht klappen soltle.
Beim Spiel einer Schlüsselszene mit Roman Konanik klickte es dann aber sofort beim Regisseur: Bereits nach 30 Sekunden wusste Regisseur Nawrath nach eigenen Aussagen, dass er seinen Walter gefunden hatte. Roman Konanik erinnert sich schmunzelnd: "Ich habe David an seinen Reaktionen sofort angesehen, dass er sich in Rainer bei diesem Vorspielen regelrecht verliebt hat. Ganz unruhig wurde er auf seinem Stuhl und hat richtig gestrahlt!"
Einen Haken gab es allerdings, was die Vorbereitung betraf: Ein dreiviertel Jahr gecoachtes Training in einem Fitnessstudio musste schon noch sein. Aber nicht, um Rainer Bock eine Bodybuilder-Figur à la Arnold Schwarzenbecker zu verschaffen, sondern, wie der Schauspieler es ausdrückt, um "oberkörpertechnisch ein bisschen zu beglaubigen, dass der Walter mal vor 40 Jahren richtig gestemmt hat, bzw. in diesem Beruf arbeitet".
Das intensive Fitness-Training im Studio hat Rainer Bock sehr gut getan, körperlich und auch menschlich - das aufgrund wichtiger Erkenntnisse, die bei ihm mit einem Vorurteil aufräumten: Menschen, die sich professionell in der Fitness-Welt bewegen, können auch noch was anderes im Kopf als ihren Körper haben! Manni, sein ebenso behutsamer, wie aktiver und auch im sozialen Bereich sehr umtriebige Coach, wurde ein Freund...
Die Geschichte des Films in Kürze:
30 Jahre lang hat Walter isoliert gelebt, so als hätte er die Luft angehalten, abgespalten von seinen Sehnsüchten und Emotionen. In einem Trupp von Möbel-Schleppern taucht er im Tross eines Gerichtsvollziehers (Thomas Merten) bei Menschen auf, die auf richterlichen Räumungsbeschluss hin ihre Wohnungen verlassen müssen. Walter scheint seine Arbeit nicht zu hinterfragen. Er macht seine Arbeit und hält sich aus allem raus. Eines Tages steht er aber mit seinen Kollegen vor einer Wohnungstür, die von einem jungen Mann geöffnet wird, der eine kämpferische Attitüde an den Tag legt: Es ist sein Sohn Jan (Albrecht Schuch), der mit seiner Frau Julia (Nina Gummich) Nun ist er gefordert, sich um seinen Sohn, der ihn nicht erkennt, zu kümmern. Ihn aus einer Gefahrenzone zu ziehen, die kriminielle Machenschaften mit sich bringen. Die Hintergrundmusik dieser sehr persönlichen Geschichte ist die Gentrifizierung und das rücksichtslose Vorgehen von Spekulanten, die Mieter aus ihren Wohnungen vertreiben, um mit denen dann mehr gewinn zu machen.
FORTSETZUNG FOLGT: DAS INTERVIEW
Foto:
© Verleih
Info:
ATLAS
100 Minuten
FSK-Freigabe "Freigegeben ab zwölf Jahren"
Regie
David Nawrath
Darsteller
Rainer Bock (Jan), Albrecht Schuch (Jan), Thorsten Merten (Alfred), Uwe Preuss (Roland),
Roman Kanonik (Moussa), Nina Gummich (Julia)
Drehbuch
David Nawrath, Paul Salisbury
Musik
Enis Rotthoff
Kamera
Tobias von dem Borne
Schnitt
Stefan Oliveira-Pita
Casting
Silke Koch
Produktion
23/5 Film - Britta Knöller, Hans-Christian Schmid
Verleih
Pandora Film