f das schanste Paar 2Serie "DAS SCHÖNSTE PAAR" von Sven Taddicken mit Luise Heyer, Maximilian Brückner, Leonard Kunz, Jasna Fritzi Bauer, Teil 2/8

Elke Eich

Berlin (Weltexpresso) - Herr Brückner,  Sie haben die Hauptrolle als Partner einer vergewaltigen Frau übernommen, ein Mann, der sogar bei der Vergewaltigung dabei war. Was hat Sie an diesem Projekt und dieser Rolle gereizt?


Solche Filme sind kleine Diamanten, und ich war sehr dankbar für diese Rolle. Angebote, wie diese, kriegt man ganz selten.
Das Thema Vergewaltigung gab es ja schon vorher in Filmen, aber noch nicht aus der Perspektive erzählt, was das mit einem Pärchen macht. Von der Seite habe ich das Thema jedenfalls noch nie aufgerollt gesehen.

 

Meistens wird die Perspektive der Frau, d.h. des primären Opfers, eingenommen.

Das Thema aus der Position der Frau zu betrachten, so wie wir es schon immer wieder mal gesehen haben, ist ja auch sinnvoll. Die Herangehensweise über die Auswirkungen für das Pärchen fand ich aber sehr neu und spannend.

 

Und das Besondere der Perspektiven hat sich im Drehbuch wie ausgedrückt?

Das Drehbuch ist hervorragend geschrieben. Emotional konnte ich immer alles total verstehen, selbst, wenn ich es logisch nicht verstehen konnte. Das heißt, selbst wenn ich vielleicht nicht jede Figur rational verstehe, kann ich jede Figur aber emotional verstehen. Interessant war auch, wie beide Geschlechter komplett unterschiedlich mit der Verarbeitung der Vergewaltigung umgehen.

 

Was macht den Unterschied zwischen den beiden Protagonisten aus im Umgang mit dem Drama?

Am Anfang werden ja Malte – im wahrsten Sinne des Wortes – die Eier abgeschnitten! Und sein Ego kann nicht damit umgehen, dass er seine Frau nicht beschützen konnte. Seine Frau sagt aber: „Ich will nicht mehr darüber reden!“ Sie will mit dem Kapitel abschließen. Meine Meinung ist ja auch, dass Frauen das stärkere Geschlecht sind, was auch in diesem Buch zum Tragen kam.

Sie sagt, dass sie damit klarkommt, und er zieht den ganzen Dreck wieder mit rein! Das finde ich in der Konstellation spannend... Wichtig fand ich auch, dass es eigentlich keine Lösung gibt. Menschen versuchen wohl normalerweise nach so einem brutalen Einschlag in ihrem Leben, wieder da weiterzumachen, wo sie aufgehört haben. Das funktioniert natürlich nicht.

Man merkt jedenfalls, dass diese beiden erst noch durch diese Metamorphose, d.h. durch diesen Leidensweg oder Katharsis durchmüssen.

 

Er, Malte, ist ja sehr stark von Rachegelüsten gelenkt und will wettmachen, dass er seine Partnerin Liv nicht schützen konnte. Und er will, dass der Vergewaltiger zur Rechenschaft gezogen wird.

Rache und Gerechtigkeit vermischen sich bei ihm, was auch typisch für Männer ist.

 

Und Liv, die als Vergewaltigte das eigentliche Opfer ist, reagiert darauf allergisch. Ist Liv denn da wirklich schon mit dem Thema durch? Also, so durch, wie sie es vorgibt und beim Abschluss der Therapie – wir sehen das ja in einer Szene – wie auch im Freundeskreis ziemlich abgeklärt formuliert? Im Grunde genommen ist ja vielleicht ihre Haltung des „Verzeihens“ auch ein Konstrukt.

Was macht ein Gehirn? Wenn irgendetwas ganz Schlimmes passiert, beginnt das Gehirn, zu verdrängen oder baut die Vergangenheit, beziehungsweise Erinnerungen um. Einfach, damit man damit klarkommt und nicht wahnsinnig wird. Manche Menschen werden natürlich trotzdem wahnsinnig. Jedenfalls versucht das Gehirn, schlimme Erlebnisse zu verdrängen.

Anfangs versuchen beide Protagonisten, das zu verdrängen. Wir haben auch Szenen gedreht, in denen Malte noch in therapeutischer Behandlung war. Die fielen allerdings dem Schnitt zum Opfer.

Es ist eine Selbstlüge, nach so einem einschneidenden Erlebnis einfach weitermachen zu können. Da ist erst einmal das gesamte Leben auf den Kopf gestellt. Meine persönliche Meinung ist, dass es nicht wie vorher weiter geht, sondern dass man wieder ganz neu von vorne anfangen muss. Deshalb fand ich den Schluss so gut, bei dem die beiden alles zusammenschlagen und damit alles auf Null setzen.

 

Nach der Vergewaltigungsszene im Urlaub kommen nahtlos gleich die Szenen, wie das Paar wieder zuhause im Lehrer-Alltag ihrer Schule agiert, das recht souverän, und sich wohlwollend begegnet. Sehr viel später also, nach einem entsprechenden Verarbeitungsprozess, von dem man aber nichts Genaues weiß. Das war mir einen Tick zu harmonisch, um wahr zu sein.

Es gibt aber auch zig andere Weisen, wie das laufen kann. Ich kann mir auch vorstellen, dass manche Leute solche dramatischen Erlebnisse ein Leben lang komplett wegschließen und von sich weghalten möchten und können. Das kann klappen. Es kommt auf das jeweilige Pärchen an, dem das passiert ist, und auf die jeweiligen Umstände.

Ich glaube aber, für die beiden in diesem Film war es gut, dass sie sich dem Ganzen nochmals stellen mussten. Sonst hätten sie sich wahrscheinlich einfach so auseinandergelebt, weil sie eigentlich an das, worauf es ankommt, gar nicht mehr rangekommen wären.


FORTSETZUNG Serie: "Das schönste Paar" 3/8 - 8/8
Interviews mit Hauptdarsteller Maximilian Brückner und Regisseur Sven Taddicken
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FOTOS


1) Luise Heyer und Maximilian Brückner
© One Two Films


INFO

"DAS SCHÖNSTE PAAR"
90 minuten
FSK-Freigabe ab 16 Jahren
Kinostart: 02. Mai 2019
Regie & Drehbuch
Sven Taddicken

Darsteller
Luise Heyer (Liv), Maximilian Brückner (Malte),
Leonard Kunz (Sascha), Jasna Fritzi Bauer (Jenny),
Florian Bartholomäi (Henning), Inga Birkenfeld (Maren),
Oskar Bökelmann (Janko), Matthias Lier (Boris), Aurel Manthei (Ben),
Julius Nitschkoff (Karl), Susanne Sachsse (Therapeutin), Hannah Schiller (Lydia),
Jakob Schmidt (Hendrik), Vivien Sczesny (Clara), Mirko Kraft (Julius),
Ronald Kukulies (Anwalt), Varia Linnéa Sjöström (Franzi)

Musik
Éric Neveux
Kamera
Daniela Knapp
Schnitt
Andreas Wodraschke
Casting
Simone Bär
Produktion
One Two Films GmbH,
Arsam International, WDR - Westdeutscher Rundfunk, Arte
Verleih
Koryphäen Film